Burma!

26 11 2009

Ich bin seit Dienstag in Burma/Birma/Myanmar. Die Einreise hat reibungslos geklappt, auch nicht groß anders als nach Thailand. Insgesamt war der Papierkram total harmlos und überschaubar, hatte ich mir viel schlimmer vorgestellt.

Aber erstmal noch ein kurz gefasster Abriss der letzten Tage in Bangkok. Ich hatte ja noch 3 Tage tot zu schlagen bis mein Flug ging. Die hab ich genutzt um mir die Stadt zu Lande, zu Wasser und aus der Luft anzuschauen. Ich war auf verschiedenen Märkten, bin mit dem öffentlichen Expressboot einmal von Endstation zu Endstation den Chao Phraya rauf und runter geschippert, dann mit dem Skytrain kreuz und quer durch die Stadt gefahren und zu Fuß einige Kilometer abmarschiert. Am Samstag habe ich mir ein besonderes Mittagessen ganz oben im Baiyoke II Tower gegönnt. Das ist das höchste Gebäude von ganz Südostasien und das höchste Hotel der Welt. Da kann man sich für 10 EUR mittags an einem gigantischen Buffet den Wanst voll schlagen, und dabei von oben die ganze Stadt überblicken. Beim Anblick des Buffets sind mir fast die Augen aus dem Kopf gekullert, da gabs nichts was es nicht gab. Sogar ein Sushi Buffet, an das ich mich vorrangig gehalten habe. Spitze war das!

Sushi all you can eat - und dazu ein Blick über ganz Bangkok. Ein Traum wird wahr.

Sushi all you can eat - und dazu ein Blick über ganz Bangkok. Ein Traum wird wahr.

Am nächsten Tag habe ich versucht, die Ausschweifung mit Fahrradfahren zu kompensieren. Habe eine halbtägige geführte Tour durch das „alte“ Bangkok auf der anderen Flussseite unternommen. Es war aber keine sportliche Herausforderung sondern eher eine Art Agility Parcours. Die Wege sind extrem eng, alle paar Meter gibt es eine zackige Kurve im rechten Winkel, der Boden ist holprig, teilweise geht’s links und rechts ab ins Wasser … und das ganze bei Linksverkehr. Habe aber alles ohne Peinlichkeiten der Blessuren überstanden.

Am nächsten Tag dann ab mit Air Bangkok nach Yangon, wo ich jetzt bin. Burma ist unglaublich. Die Stadt ist so, wie ich mir Südostasien vorgestellt hatte. Exotisch, laut, bunt, lebendig, bizarr, dreckig … und die Menschen sind so freundlich, dass man zuerst denkt, die verarschen einen. Tun sie aber gar nicht. Die sind echt so. Schon beim Abflug in Bangkok hat mich ein Burmese angesprochen und sich als Leiter einer Reiseagentur vorgestellt. Da ich noch kein Hotelzimmer gebucht hatte, bot er an, dass er mich vom Flughafen gratis zu seinem Büro mitnehmen würde, da seien einige günstige Hotels drumherum. Der Loose Reiseführer hat das bestätigt. So hab ichs dann gemacht, 10 $US  Taxi gespart und ein gutes Hotel vermittelt bekommen zum korrekten Preis.

Gestern Abend und heute bin ich den ganzen Tag in der Stadt rumspaziert und kam aus dem Staunen und Gucken gar nicht mehr raus. Das ist alles so total anders als bei uns, und es ist die erste Stadt ohne McDonalds oder andere westliche Ketten. Ich als Tourist finde das super. Die Leute hier finden’s wahrscheinlich Scheiße.

Der Hornbach von Yangon

Der Hornbach von Yangon

Das ganze Leben spielt sich auf den Straßen ab, überall köchelt und brutzelt was – aber anders als in Thailand. Viel exotischer und undefinierbarer. Besonders faszinierend und gleichzeitig abstoßend fand ich eine Art Gekröse-Fondue: Da steht ein großes Tablett mit lauter Innereien, Zungen, Knorpelschwarten und ähnlichen Leckereien, davor kocht ein Wok mit Suppe. Die Gäste sitzen alle drumherum, jeder hat verschiedene Soßendipps vor sich stehen und köchelt seine Wunschhäppchen an langen Holzstäbchen in der Brühe. Scheint sehr beliebt zu sein.

Gekröse-Fondue

Gekröse-Fondue

Eine auffällige Eigenart fast aller Männer ist neben dem Tragen von bodenlangen Röcken das Betelkauen. An kleinen Ständen kann man mit Kalk bestrichene grüne Blätter kaufen, in die ein Stück Betelnuss und Gewürze eingerollt werden. Das kommt dann in die Backentasche und wird stundenlang gekaut. Die Alkaloide putschen schön auf, machen wach, fördern die Verdauung und führen zu immenser Speichelproduktion. Da der Saft nicht geschluckt wird, spucken die Männer wie Lamas enorme Speichelmengen durch die Gegend, immer und überall, und ohne jede Scham. Dieser Auswurf ist blutrot und färbt den Gehsteig wo man geht und steht. An populären Straßenecken haben sich schon richtige Betelspeichel-Stalakmiten gebildet. Faszinierend.

Die Frauen haben die Angewohnheit, sich aus kosmetischen Gründen eine hellgelbe Paste ins Gesicht zu schmieren, die dann im Lauf des Tages abbröckelt – manche machen das flächig, die meisten als kreisförmige oder rechteckige Flecken auf den Wangen. Soll die Haut schön machen. Ich frage mich allerdings was einem die schönste Haut nützt, wenn man jeden Tag derartig entstellt durch die Gegend läuft.

Besonders bemerkenswert finde ich auch die Zahl der Touristen – nämlich so gut wie gar keine. Ich bin jetzt seit anderthalb Tagen hier und habe insgesamt vielleicht 10 Touristen gesehen. Ich bin hier also selbst sowas wie eine Attraktion. Fast jeder auf der Straße grüßt mich herzlich, vorallem Kinder und Jugendliche. Alle sagen Hello und wollen wissen, woher ich bin. Und das ist richtig echt, die wollen einem nichts andrehen oder sonstwie Geld aus der Tasche ziehen – die sind einfach nur nett und interessiert. Die Männer grüßen und lachen, aber keiner hat mich bisher doof angemacht oder ist anzüglich geworden. Sehr, sehr angenehm. Ich fühle mich sehr sicher, auch wenn ich nachts allein durch die Stadt laufe (was sich nicht vermeiden lässt, da es um sechs schon dunkel wird).

Da die Banken kein Geld wechseln dürfen und man im Ausland auch keine Kyat bekommt, muss jeder Tourist die gesamte Reisekasse cash in US Dollars mitbringen. Da ich nicht weiß, wie viel ich brauche, da Myanmar im Vergleich zu Thailand teurer ist und da ich auch Notfälle einplanen musste (Krankenhaus … Gott bewahre), habe ich 2300 US Dollar im Handgepäck. Das Geld muss man dann bei windigen Schwarzhändlern einwechseln. Geht nicht anders. Ich habe mich also nach dem Loose Reiseführer gerichtet und bin zur Sule Pagode gelaufen, wo es angeblich die besten Wechselkurse gibt. Wurde auch einige Male angesprochen und habe mich dann für einen dubiosen jungen Mann mit dem besten Kurs entschieden. Und der hat meiner Burma Euphorie und meiner Gutgläubigkeit mal flugs jeden weiteren Nährboden entzogen. Er führte mich um die Ecke in sein „Büro“ – ein Sitzensemble in einer Seitenstraße, das aus einer Puppenstube zu stammen schien. Er schickte nach seinem Kollegen, der nach 5 Minuten mit mehreren Bündeln Scheinen aufkreuzte. Ich wollte 300 Dollars wechseln, denn je mehr man wechselt, desto besser der Kurs (steht auch im Loose). Mir wurde ein Kurs von 1.100 Kyat pro Dollar versprochen, also 330.000 Kyat. Das sind viele, viele Scheine. Laut Loose kann man die aber oft nichtmal nachzählen, da die Transaktion ja offiziell verboten ist. Ich bestand aber auf das Zählen. Ich weiß nicht, mit welchen Taschenspielertricks die mich übers Ohr gehauen haben, ich habe mir jeden einzelnen der 330 Scheine vorzählen lassen. Als ich das Geld dann im Hotel nachzählte waren es nur 220 Scheine. Ich wurde also um 100 Dollar beschissen. Ach Gott, ach Gott, ist mir die gute Laune abgeschmiert!!! Aber kann man nichts machen, 65 EUR in den Sand gesetzt, davon geht die Welt nicht unter. Zum Glück steht der Dollar so schwach im Vergleich zum Euro. Und nochmal passiert mir das nicht, das nächste Mal zähle ich selber.

Bin dann zerknirscht zum zweiten Mal zur Hauptsensation der Stadt gefahren – zur goldenen Shwedagon Pagode. Da war ich schon mittags gewesen, bei Sonnenlicht, und abends wollte ich mir das ganze nochmal bei Nachtbeleuchtung anschauen. Die Pagode und die Tempel und Stupas außenrum sind gelinde gesagt atemberaubend. Gold, Gold, Gold. Die Pagode ist 100 m hoch und mit insgesamt 9,75 Tonnen Gold verziert. Oben sind über 5000 Diamanten, Rubine und Saphire eingelassen, der Schlussstein ist ein 76 karätiger Diamant, insgesamt sind es fast 2000 Karat Diamanten. Das muss man gesehen haben, wie das leuchtet! Und drumherum lauter kleine Tempel und Pagoden mit Buddha Statuen und allerlei anderen buddhistischen Devotionalien.

Die Shwedagon Pagode bei Tag von nah ...

Die Shwedagon Pagode bei Tag von nah ...

... und bei Nacht aus der Entfernung.

... und bei Nacht aus der Entfernung.

Ich vergolde den Buddha mit Blattgold - das bringt Glück!

Ich vergolde den Buddha mit Blattgold - das bringt Glück!

Mittags habe ich eine Privatführung gemacht. Als ich dann abends da saß, mir die beleuchtete Pagode anschaute und versuchte, dem Geldbetrug mit buddhistischer Gelassenheit zu begegnen, setzte sich ein junger Burmaner zu mir. Ich war sofort misstrauisch, und dachte, der will mir bestimmt eine Führung aufdrängen, erzählt mir ungefragt ein paar Sachen und will dann Geld. Er sagte aber, er wolle nur sein Englisch üben und erzählte von sich, seiner Ausbildung, seiner Familie, seinem Leben – wir haben uns fast ne Stunde unterhalten, nebenbei zeigte er mir einige interessante Details rund um die Pagode. Am Schluss schenkte er mir noch eine kleine Gebetskette aus Holz. Dann verabschiedete er sich sehr höflich und stieg in den nächsten Bus. Er wollte tatsächlich kein Geld, er war einfach nur sehr freundlich. Das hat mich wieder versöhnt.

Trotzdem reise ich morgen ab. Habe mir ein Busticket nach Bagan gekauft – neben Angkor die größte architektonische Sensation in Südostasien. Die Fahrt dahin dauert 15 Stunden, und das Busunternhmen ist besonders stolz darauf, Videovorführungen während der Fahrt anzubieten. Das kann ja heiter werden. Hoffentlich wird diese Darbietung nachts unterbrochen, damit man schlafen kann. Die kennen da ja nix, die lassen sich ja von Lärm nicht um den Schlaf bringen. Und hoffentlich hat der Busfahrer ordentlich Betelnüsse in den Backentaschen, damit der mir nicht unterwegs einpennt …



Hellseher und Stinkfrüchte

20 11 2009

Zuallererst: Vielen Dank für die vielen Kommentare! Ich freue mich über jede Nachricht wie ein Schneekönig. Leider kann ich nicht jede Nachricht beantworten, weil die Antwort dann immer sonstwo auftaucht nur nicht bei dem entsprechenden Kommentar. Wenn ich von Euch lese geht die Sonne noch mehr auf! Bitte macht weiter so!

Bin inzwischen wieder in Bangkok. Die Reise von Khao Sok hierher war eine ganz feine Sache – meine erste Zugfahrt in einem thailändischen Schlafwagen, und bestimmt nicht meine letzte. Nach einer 2 stündigen Busfahrt nach Surat Thani und 3 Stunden Wartezeit wegen Zugverspätung konnte ich gegen halb 10 meine Schlafkoje im Zug beziehen. Ganz wunderbar sind die! Die Kojen sind längs zur Fahrtrichtung angelegt und jeweils mit einem Vorhang abgetrennt. Man liegt in einem gemütlichen und recht geräumigen Nest, und kann sich in den Schlaf schaukeln lassen. Ich fands total super. Ab 6 Uhr morgens werden die Thais allerdings leider sehr munter und es werden lautstark Frühstück und Getränke angeboten, die von alten Frauen in Körben durch den Zug getragen werden. Man versteht ja nicht, was die rufen, daher schreckte ich immer hoch und riss den Vorhang auf um zu sehen, ob wir schon in Bangkok sind. Der Thai in der Koje unter mir passte mich auch gleich ab und bat mich, die Koje einklappen zu können. Ich wollte ja auch nicht unhöflich sein, also sagte ich ok. Wie bei Transformers wird die obere Koje eingeklappt, die untere in zwei Sitze ausgeklappt. Plötzlich sieht man gar nichts mehr davon, dass das mal ein Schlafwagen war. Faszinierende Technik.

Schlafkojen im Nachtzug nach Bangkok: Gemütlich!

Schlafkojen im Nachtzug nach Bangkok: Gemütlich!

In Bangkok zog ich in mein Hostel etwas abseits der Khaosan Road ein. Dann musste erstmal ein Auf- und Abflanieren der Khaosan sein, das ist der Sammelpunkt aller Rucksacktouris, wo es alles gibt – von geflochtenen Zöpfchen über Tattoos, Massagen, Maßanzüge, Reisebüros, Kneipen, Garküchen und Wahrsager. Letzteres wurde für mich leider zur Touristenfalle. Ich wurde von einem sinister aussehenden indischen „Yogi“ mit Turban und schattigen Augenhöhlen angesprochen, der sich selbst als Wahrsager und Handleser vorstellte. Er würde mir seine Fähigkeiten erst kostenlos unter Beweis stellen, indem er mir den Namen meiner Mutter, meinen Beruf und mein Geburtsdatum sagen würde. Erst wenn er das korrekt aus meiner Hand lesen würde, müsste ich was zahlen. Ich ahnte ja schon, dass das ein Fall für Nepper Schlepper Bauernfänger werden würde, aber die Neugierde war stärker als die Vernunft. Nachdem er mir Ruhm, Reichtum und den perfekten Ehegatten vorhergesagt hatte, fing er mit seinen Taschenspielertricks an. Letztendlich gewann er den Deal, indem er mit geschickten Finger irgendwie einen Zettel in meine Hand schmuggelte, auf denen die gewünschten persönlichen Angaben standen. Er schenkte mir dann noch ein Affensiegel aus Plastik als Glücksbringer und prophezeite mir Zwillinge. Da sind wir ja alle sehr gespannt …

Den Abend verbrachte ich in einer Kneipe mit einem älteren Kanadier, den ich beim Überqueren einer gefährlichen Straße kennen gelernt hatte. Er lebt seit 2 Monaten in Bangkok und hat noch nie was von Angkor oder anderen Sehenswürdigkeiten in der Gegend gehört. Ich zwang ihn dann, den Lonely Planet Reiseführer zu kaufen, was er gefügig tat.

Heute standen Amtsbesuche auf dem Programm. Um 6 morgens raus und los zur Botschaft von Myanmar (Burma), Schlange stehen. Das war ganz interessant, weil ich gleich einige nette Myanmar Reisende kennen lernte und viel Insider Infos abgreifen konnte. Die bestätigten übrigens alle, dass Burma das sicherste Reiseland überhaupt ist, besonders für allein reisende Frauen. Die Botschaftsbeamten waren allerdings ein Fall für sich – genauso wie man sich Beamte einer Diktatur vorstellt: barsch, kurz angebunden und irgendwie furchteinflößend. Ich musste sogar meinen wahren Beruf verschleiern, weil Grafiker, Künstler, Fotografen und ähnliches Gesindel kein Visum kriegt. Ich bin jetzt offiziell Lehrerin beim Software Schulungsunternehmen Goetzinger + Komplizen. Fünf Stunden nach Antragstellung durfte ich meinen Pass mit Visum abholen. Hat alles geklappt. Ich habe ein Vsium für Myanmar!

Die Zwischenzeit habe ich im Siam Paragon verbracht, das ist eines der modernsten Shopping Center von Bangkok. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. In dem Center jede Ebene einem Thema gewidmet: ein kompletter Sealife Aquapark, 13 Kinos, eine Etage voller Tanz- Sprach- und Massagenschulen, dann natürlich jede Menge Nobeldesignermarken, Spas, Schmuck etc. Aber das beste war die Fress-Etage. Ein riesiger Gourmet Food Markt, und drumherum ein Restaurant am anderen, u.a. allein vier verschiedene japanische Restaurants. Ich dachte: Wenn ich Sushi essen will, dann hier. Ich ließ mich also beim Japaner nieder und bestellte neben einer Sushiplatte eine exotisch aussehenede Fischsuppe, die mich ziemlich überforderte: Sie wurde in einer kleinen Teekanne serviert, die zwei Deckel übereinander hatte und obendrauf lag eine Limette. Kein Löffel. Ich saß eine Weile rätselnd vor der Kanne und musste mich schließlich als Anfänger outen indem ich um Essanweisung bat. Man muss die beiden Deckel abnehmen, die Limette in die Suppe geben, dann die Brühe portionsweise in den umgedrehten Deckel gießen und trinken. Die Suppeneinlage wird mit Stäbchen aus der Kanne gefischt. Wieder was gelernt. Die Suppe war übrigens ganz lecker, enthielt aber irgendeine streng schmeckende Fleischzutat die ich am Schluss in Form eines kleinen Gekröses aus der Kanne fischte. Ich wandte mich dann schnell der Sushiplatte zu. Die schmeckte genau gleich wie im Sushi Circle. Dafür musste ich echt nicht um die halbe Welt fliegen…

Als Nachtisch wollte ich dann am Nachbarstand ein Eis essen. Lauter sehr exotische Sorten gab es da. Einer der Eisbehälter war mit einem Platikdeckel abgedeckt und ich stellte fest, dass es sich um Stinkfrucht-Eis handelte. Durian, die Königin der Früchte, die so streng riecht, dass sie nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden darf. Ich muss das Eis wohl so fassungslos angestarrt haben, dass es sich ein freundlicher Thai nicht nehmen ließ, mir eine Kugel davon zu spendieren. Was macht man da? Man kann ja auch nicht ablehnen, also: tapfer rein mit dem Stinkfruchteis. Das ist ein ganz bizarrer Geschmack, irgendwas zwischen faulem Obst und altem Harzer Roller. Aber trotzdem ganz interessant. Ich habe tatsächlich die ganze Kugel geschafft!

Hinten rechts: Der Außenseiter unter den Eissorten muss einen Deckel tragen weil er so stinkt.

Hinten rechts: Der Außenseiter unter den Eissorten muss einen Deckel tragen weil er so stinkt.

Wieder zurück in der Khaosan Road habe ich gleich den Flug nach Myanmar gebucht. Ich fliege nächsten Dienstag mit Bangkok Airways nach Yangon, Rückflug am 18.12. Bin also fast vier Wochen in Burma! Da das Vorwärtskommen dort extrem zeitraubend ist (Ca. 7 Stunden für 150 km) werde ich diese Zeit auch brauchen, wenn ich viel sehen will. Und keine Sorge: So abenteuerlustig bin ich nun auch wieder nicht, dass ich mich an Militärposten vorbei in Sperrgebiete reinschleiche. Wenn man sowas unterlässt, hat man da nichts zu befürchten.

Jetzt lasse ich den Abend bei einem Singha Bier und einem Spicy Papaya Salad ausklingen. Ich sitze gerade in einem schummrigen Winkel in einer Kneipe an der Rambuttri Road. Die nächsten drei Tage bin ich ja noch in Bangkok, da werde ich mich mal in den anderen Vierteln umschauen.

Meine Nachbarschaft

Meine Nachbarschaft



Tiere in und an meiner Hütte

18 11 2009

Gestern habe ich einen schön faulen Tag ohne Tour oder anderweitige Anstrengungen verbracht. Nur essen, baden und auf meinem Balkon lesen. Dabei habe ich allerdings fast mehr Tiere gesehen, als auf der Dschungelwanderung. Fast den ganzen Nachmittag hatte ich Besuch von der Affenbande. Klar: Ich musste wieder füttern, diesmal mit Bananen. Die Affen setzten sich zu mir auf die Bank, vertilgten das Bananen Vesper und ließen sich um mich rum häuslich nieder. Ich machte Fotos und zeigte ihnen ihre Bilder. Das hat die ansonsten doch eher (scheinbar) desinteressierten Kerle total aus dem Häuschen gebracht. Sie machten große starre Augen und zogen die Kamera mit beiden Händen bis vor ihre Nasen, dann tippten sie das Display vorsichtig mit der Zunge an und schauten hinter die Kamera. Besonders interessant waren die Bilder dann, wen ein Banane essender Kollege zu sehen war. Habe mich sehr amüsiert.

Affenbelagerung

Affenbelagerung

Meine Hütte liegt direkt am Fluss, da kann man schön im relativ flachen Wasser baden. Bei 35 Grad und 100 % Luftfeuchtigkeit hat man fast keine andere Wahl. Ich also Badehose an und rein. Ich war allerdings keine 5 Minuten drin, da hat mich ein Fisch so kräftig in den Hintern gebissen, dass ich mit einem spitzen Schrei in weltrekordverdächtiger Geschwindigkeit wieder aus dem Wasser draußen war. Keine Ahnung, wer oder was das war, jedenfalls sieht man den blutigen Abdruck zweier kleiner Zahnreihen. Ich dachte, Piranhas gibt’s nur in Südamerika …?

In meinem Zimmer erwartete mich dann ein ca. 30 cm langer Tokeh (eine Art Riesengecko) in einem dunklen Winkel. Ich mag die ja prinzipiell gerne, aber wenn so ein Viech plötzlich losrennt und an einem vorbei schießt, das ist schon ein ziemlicher Kick.

Tokeh an meiner Wand

Tokeh an meiner Wand

Wieder zurück auf meinem Balkon konnte ich dann direkt einem Waran zuschauen, wie der die Palme vor meinem Balkon hochgestiegen ist. Das Tier war mindestens 80 cm lang und sah aus wie ein Komodo Waran in klein. So stämmige Schultern und gemächliche sich nach rechts und links biegende Bewegungen. Ist dann oben in der Palme verschwunden und nicht mehr aufgetaucht.

Abends nach dem Abendessen dann der Dschungel-Härtetest: Im Bad eine absolut widerwärtige Spinne, nicht so arg groß wie die Höhlenspinne, dafür aber von atemberaubender Hässlichkeit. Ich war so außer mir, dass ich im Zickzack durch meine Hütte gerannt bin und gar nicht wusste was ich machen soll. Dann kam mir mein DEET Spray in die Finger, und das habe ich ihr dann verabeicht. Verblüffende Wirkung. Die Spinne ging noch 3 Schritte weiter, dann verstarb sie ohne einen Mucks.

Konfrontationstherapie meiner Arachnophobie

Konfrontationstherapie meiner Arachnophobie

Habe jetzt genug Tiere gesehen, daher reise ich heute ab. Um drei geht mein Bus nach Surat Thani, von da nehme ich heute Abend den Nachtzug nach Bangkok, im Liegewagen. Das wird bestimmt auch ne Erfahrung. Hoffentlich ist kein Schnarcher im Abteil.



Khao Sok

16 11 2009

Bin jetzt seit 2 Tagen  im Khao Sok Nationalpark und habe schon einiges erlebt.

Vorgestern bin ich von Koh Lanta per Bus angereist und habe in einem wackligen Baumhaus am Fluss eingecheckt. Auf meinem baumhauseigenen Minibalkon wurde ich gleich von einer Affenbande begrüßt, und da schlägt mein Herz ja immer sofort höher. Ich weiß ich weiß, man soll das nicht … aber ich musste meine Kokos-Fruchtbällchen mit den Kerlchen teilen. Ein Fehler. Denn als ich mich in meine Hütte zurückzog, hingen die Viecher an allen drei Schiebefenster und wollten unbedingt rein. Und für die geschickten Affenhände ist es kein großes Problem, so ein Schiebefenster zu öffnen. Ich musste also an allen drei Fenstern gleichzeitig sein und penetrante Affen verjagen, was sie mir sehr übel nahmen und mir das mit hässlichen Drohgrimassen und lautem Geschrei deutlich machten. Irgendwann habe ich zum Glück raus gefunden, wie man die Fenster von innen verriegelt. Ab da waren ich und meine Kokosbällchen sicher.

Abends habe ich eine Night Safari mit Keau, einem alten Dschungeljäger gemacht. Mit von der Partie waren drei Karlsruher Jungs, die sich schon beim Fußmarsch in den Park einige Dosen Singha Bier einverleibten. Außer jeder Menge blitzschneller Blutegel haben wir aber kaum Tiere gesehen. Ein paar Frösche und pennende Vögel. Und eine Zibetkatze, aber von der nur die leuchtenden Augen. Am spektakulärsten war allerdings Keau selbst mit seinem Fantasie-Englisch, seinen selbstgedrehten Palmzigaretten und seinem Tigerzahn um den Hals.

Keau mit seinem Tigerzahn

Keau mit seinem Tigerzahn

Gestern dann das bisherige Highlight meiner Reise: Eine Tagestour in den Nationalpark. Zuerst ne Stunde per Bus in den Park. Dann eine Stunde Longtailboat auf dem Stausee. Der wurde vor ca. 25 Jahren angelegt, indem man ein ganzes Talsystem überflutete. Heute ist das ein unüberschaubares Gewirr aus Seen und Seitenarmen, bis zu 100 Metern tief und 80 km lang. Und total schön anzuschauen!!

Bötchen fahren

Bötchen fahren

Nach einer Badepause im See und einem zünftigen Mittagessen gings los auf eine Dschungelwanderung zu einer Höhle. Ich wusste schon, dass man teilweise durchs Wasser muss, daher lieh ich mir vom Thai-Koch dessen Gummilatschen aus. Das war die beste Entscheidung der Woche. Denn schon nach fünf Minuten ging’s durch einen schlammigenFluss, und zwar schwimmend. Kameras wurden dem Guide abgegeben, der sie auf dem Kopf über den Fluss balanciert hat. Die Wanderung dauerte ne Stunde über Stock und Stein und durch Schlamm und Flüsse – total super!!

Keine Angst vor Blutegeln

Keine Angst vor Blutegeln

Und dann kam die Höhle. In Deutschland werden Gefahren ja gerne übertrieben. In einer von Besuchern frequentierten Höhle werden Geländer und Stege angebracht und alles schön beleuchtet. In Thailand wird dagegen gerne untertrieben. So auch hier. Jeder hatte eine Taschenlampe und los ging’s, zuerst schön weiträumig und mit spektakulär glitzernden Stataktiten, Tausenden schimpfenden und stinkenden von der Decke baumelnden Fledermäusen – und jeder Menge ungelogen handgroßen Höhlenspinnen und anderem Getier, das immer mal wieder im Lichtkegel der Taschenlampe auftauchte.

Höhlenspinne, Spannweite ca. 15 cm

Höhlenspinne, Spannweite ca. 15 cm

Dann musste man durch’s Wasser waten, da wurde man von blinden Höhlenwelsen umschwommen. Das Wasser wurde immer tiefer, die Höhle immer enger – und dann sollten wir die Kameras wieder abgeben in den Schutzbeutel. Ab da: Höhlenklettern durch enge Spalten, teils durch hüfttiefes Wasser, das Wasser wurde zu einem ziemlich tosenden Höhlenfluss und wir mittendrin, kletternd und kraxeln mit wackelnden Taschenlampen. Einmal hat’s mich auch ordentlich hingehauen, habe mir einige dekorative Blessuren zugelegt. Teilweise war die Höhle nichtmal einen Meter breit und schräg und man musste gucken, wie man da durchkommt. An einer Stelle musste man sich wie Spiderman links und rechts in eine Spalte gegen die Wand keilen und so weiter klettern, während unter einem das tosende Wasser in einem Loch verschwand. (Wer da abrutscht macht sich bestimmt ganz schön weh). Dann musste man sich an einem Seil ins reißenbde Wasser lassen und sich weiter hangeln, die Taschenlampe im Mund. Die Höhlentour dauerte anderthalb Stunden und war gut für den Adrenalinhaushalt. Alle haben’s überlebt. Ich würde am liebsten morgen gleich nochmal mitmachen!

Da war's noch ganz gediegen in der Höhle...

Da war's noch ganz gediegen in der Höhle...

Heute habe ich mir erstmal Ruhe verordnet. Mein Knie ist ziemlich aufgebollert, daher ist wohl eher baden im Fluss angesagt. Und meine weitere Reise muss ich ja auch planen, da werde ich mich erstmal in mein Myanmar Buch vertiefen. Ich bleibe noch zwei Nächte hier, dann geht’s wohl zurück nach Bangkok, wo ich mich um mein Myanmar Visum und den Flug nach Yangon kümmern muss. So, und jetzt gibts erstmal einen Carrot Shake.



Letzter Tag auf der Insel

13 11 2009

Heute war ich nochmal tauchen. Im Gegensatz zu gestern, als nur junge, aufgeschlossene Menschen aus aller Welt an Bord waren, hatte ich heute ein ganzes Boot voll alter Holländer. Wir waren auf der kleinen Nachbarinsel von dort, wo „The Beach“ gedreht wurde. Den Strand selbst haben wir aber nicht gesehen, soll aber auch proppenvoll mit Leuten sein.

Auf der Rückseite ist "The Beach"

Auf der Rückseite ist "The Beach"

Wir haben uns die Gegend nur unter Wasser angeschaut, und das war wieder sehr schön. Haben sogar zwei Leopardenhaie gesehen, die faul auf dem Meeresboden rumlagen. Jetzt reicht’s mir aber auch mit Tauchen. Eine richtige Obsession wird das bei mir wohl nie werden (so wie bei den ganzen Holländern).

Mütze aus Luft

Mütze aus Luft

Abends habe ich mir dann in Gesellschaft meiner sehr netten (holländischen) Tauchkameradin eine große bizarre Languste vom Grill einverleibt. Kostenpunkt: 7 EUR. Man muss sich auch auch mal was gönnen nach so einem anstrengenden Tag…

Voluminöses Haar, oder?

Voluminöses Haar, oder?

Ab morgen hat das gediegene Strandleben ein Ende. Morgen werde ich ca. 8 Stunden im Bus verbringen, fahre ins Landesinnere in den Khao Sok Nationalpark, mal wieder Affen gucken.