Elefanten, Opium und der Mekong

30 12 2009

Inzwischen bin ich in Luang Prabang in Laos angekommen. Aber erstmal der Reihe nach:

Zum ersten Weihnachtsfeiertag hatte ich mir ja einen Elefantenausflug mit Mahout Crash-Kurs geschenkt. Das hat sich auch wirklich gelohnt! Ich habe ein schönes Elefantencamp ohne Fußball- oder Kopfstand-Vorführungen gefunden. Die 12 Elefanten leben da ganz gediegen im Grünen, dürfen sich von Touristen füttern lassen und müssen diese dann ein bisschen durch den Dschungel tragen.

Bevor wir zu den Elefanten durften, musste eine blaue Mahout Tracht angelegt werden, die ziemlich unvorteilhaft aussah und bei einigen Frauen gewagte Einblicke zuließen. Zum Glück stellte ich das rechtzeitig fest und beschaffte mir ein Oberteil, das vorne geschlossen war. Dann ging’s rüber zu den Elefanten, die wir zunächst mit großen Mengen Bananen und Zuckerrohr bestechen durften. Das allein war das Geld schon wert! Hatte ja noch nie einen Elefanten angefasst … der Rüssel ist ganz schrumplig und borstig und vorne ist ein kleiner Finger dran, mit dem der Elefant kleine Dinge greifen kann. Und permanent atmet das Tier große Mengen Rotze aus, aber nicht unsympathisch.

Bestechung mit Bananen

Bestechung mit Bananen

Ich kam auch in den Genuss eines Elefantenkusses: Das Tier saugte sich mit seinem Rüssel an meiner Backe fest, erzeugte ein Vakuum und ließ mich mit lautem Schmatzen wieder los. Komischer Geruch, und sehr viel Feuchtigkeit in meinem Gesicht! Nachdem wir die Elefanten mit Futter auf unsere Seite gezogen hatten, erhielten wir unsere Mahout Lektionen: Aufsteigen, absteigen, lenken, vorwärts reiten, anhalten.

Elegantes Aufsitzen

Elegantes Aufsitzen

Als ich zum ersten Mal auf den Rücken stieg, hatte ich schon ganz schön weiche Knie. Hinter den Ohren angelangt stellte ich fest, dass so ein Elefant ganz schön hoch ist, dass sein Kopf oben drauf wie zwei weiche Kissen hat und dass man sich an den Ohren gut festhalten kann. Und dass dieser gigantische Berg aus Muskelmasse absolut unkontrollierbar ist und macht was er will, bzw. jedenfalls ganz bestimmt nicht das, was ich ihm sage. Habe größten Respekt vor den Mahouts, die so einen Elefanten lenken können (wobei das wohl nicht ganz sanft abläuft, vor allem nicht während der Elefantenausbildung…)

Born to be Mahout

Born to be Mahout

Nach dem Mittagessen ging es dann auf Dschungeltour. Ich saß zuammen mit einer anderen Frau auf einem freundlichen Elefanten – die erste Hälfte des Ausflugs wie geübt hinter den Ohren, die zweite hinten auf dem Rücken. Der Rücken ist ziemlich breit und oben steht die Wirbelsäule gefühlte 50 cm raus. Mann, hat mir am nächsten Tag der Hintern weh getan! Der Ritt ging zwei Stunden und endete in einem Tümpel, in dem die Elefanten mit uns oben drauf baden durften. Ich sah allerdings zu, dass ich mich möglichst vom Wasserkontakt fern hielt – die Tiere haben nämlich die Angewohnheit, ordentlich zu verdauen, sobald sie das Wasser betreten. Jedenfalls sah es so aus und roch auch so, als würde sich da mehr Elefantenkacke als Wasser in dem Tümpel befinden. Abschließend kann ich aber auf jeden Fall sagen: Insgesamt war es ein Spitzenerlebnis und hat einen Risenspaß gemacht!

Leider hatte der Ausflug unangenehme Folgen, die sich erst am nächsten Morgen offenbarten: Meine Unterschenkel waren innen von unansehnlichen Quaddeln übersäht, die höllisch juckten und sich im Laufe der folgenden Tag in gelbliche Pusteln und dann in dunkelviolette Placken verwandelten, die so abstoßend aussehen, dass ich nun gezwungen bin, lange Hosen zu tragen, um meinen Mitmenschen diesen Anblick zu ersparen. Zum Glück erhielt ich umgehend von meinem Freund Uli, der Hautarzt ist, eine umfassende Ferndiagnose und Anweisungen zur Medikation. Dank Cortison und Antibiotika klingt die Pestilenz langsam ab. Da ich ja nicht nur die Sonnenseiten meiner Reise mit Euch teilen will, hier ein Foto:

Das nächste Mal trage ich lange Hosen

Das nächste Mal trage ich lange Hosen

Am Tag nach dem Elefantenritt stromerte ich durch Chiang Mai, ging nett essen und schaute mir die Tempel an. In einem lernte ich einen 24-jährigen Mönch (bzw. Novizen) kennen, mit dem ich mich fast eine Stunde unterhielt. Er lud mich für abends in sein Kloster ein, was ich natürlich gerne annahm. Er holte mich abends pünktlich am Eingang ab, zeigte mir die Anlage, schloss den Tempel auf und wir setzten uns vor den großen goldenen Buddha und unterhielten uns insgesamt fast drei Stunden. Nachdem er mir einiges zu seinem Leben als Novize erzählt hatte, gab er mir eine Meditationseinweisung und dann meditierten wir eine Viertelstunde zusammen. Das war toll, die Atmosphäre in der Tempelhalle war so friedlich und beruhigend. Ich glaube, das werde ich mir zu Hause auch zur Angewohnheit machen. Dann unterhielten wir uns über weltliche Dinge.

Madaong (Name von der Redaktion geändert) erklärte, das er nach 10 Jahren im Kloster nächstes Jahr ins normale Leben zurück kehren wolle und holte bei mir praktische Tipps ein – vorallem was sein hoffentlich bevorstehendes Liebesleben betraf. Er wollte genau wissen, wie man einen Partner findet, wie man eine Beziehung führt, ob Seitensprünge okay seien und ob man in Kneipen tatsächlich betrunkene Frauen sehen könne. Er gestand mir flüsternd, dass er sich die Woche zuvor eine Jeans gekauft habe, die er nachts schonmal heimlich angezogen hatte – und wenn das raus käme, hätte das seinen sofortigen Rausschmiss zur Folge. Aber damit nicht genug: Er hätte letzten Monat in Laos heimlich Fußball gespielt, das dürfe aber auch keiner wissen. Und dann nahm seine Stimme einen ganz vertraulichen Ton an und er wollte wissen, ob er mir eine sehr private Frage stellen dürfe. Ohje, dachte ich, jetzt wird’s bestimmt peinlich. Seine Frage war, ob es tatsächlich stimme, dass es in Deutschland FKK-Badestrände gäbe. Als ich dies bejahte, schlug er sich die Hände vor’s Gesicht und brach in schrilles Gelächter aus. Er wollte jedes Detail wissen und plante gleich eine Reise nach Deutschland für’s nächste Jahr. Zuvor wolle er aber in einer Kneipe arbeiten, um genug Geld zu verdienen und um betrunkene Frauen aus der Nähe zu sehen. Madaong war jedenfalls ein sehr unterhaltsamer Gesprächspartner, wir haben sehr viel gelacht und uns über Gott und die Welt unterhalten. Und ich stellte fest, dass er trotz seines völlig anderen kulturellen Hintergrunds (er stammt aus einem kleinen Dorf in Laos) und seiner völlig anderen Ausbildung und Lebensweise gar nicht so anders tickt als die Leute, die ich sonst so kenne. Um ehrlich zu sein, habe ich mich mit ihm sogar besser verstanden als mit so manchem Deutschen, den ich bisher auf der Reise kennen gelernt habe.

Zu Gast beim neugierigen Mönch

Zu Gast beim neugierigen Mönch

Am nächsten Tag packte ich meine Siebensachen und reiste mit dem öffentlichen Bus nach Chiang Rai und von dort zum berühmt-berüchtigten Goldenen Dreieck. Das ist die Region im Grenzgebiet von Laos, Thailand und Burma, wo Schlafmohn angebaut und Opium bzw. Heroin produziert werden. Heute natürlich angeblich nicht mehr, da unter Todesstrafe verboten. Inoffiziell aber schon noch. Ich schaute mir das Goldene Dreieck aus nächster Nähe an: eine goldgelbe dreieckige Sandbank im Mekong, wo Laos, Thailand und Burma zusammen stoßen. Anschließend besuchte ich die „Hall of Opium“, ein Museum voller Opiumpfeifen, Opiumgewichte und anderer Accessoires. Ich hätte ja gerne mal so einen Opiumklumpen in der Hand gehabt und daran gerochen, aber das gab’s leider nicht.

Opiumraucher in Aktion

Opiumraucher in Aktion

Von da fuhr ich per Pick-Up weiter nach Chiang Khong, von wo aus am nächsten Morgen meine Bootsfahrt den Mekong runter nach Luang Prabang in Laos los ging. Leider hielt sich das gebuchte Guesthouse nicht an die Abmachung und erledigte die Beantragung des Laos Visums nicht – sehr zum Ärger aller Reisenden. Wir mussten uns also nach einer kurzen Bootsfahrt ans laotische Mekongufer selbst um das Visum kümmern, was ein gigantisches Chaos war. Da waren ca. 200 Touristen, die sich völlig ungeordnet um den kleinen Schalter drängten. Es dauerte aber immerhin nur zwei Stunden, bis alle (bis auf einen traurigen Schwarzen Peter) ihren Pass zurück hatten und endlich gegen eins auf dem Mekong Slow Boat einchecken konnten.

Chaos am Visa-Schalter

Chaos am Visa-Schalter Houay Xai

Den restlichen Tag und den gesamten Tag darauf schipperten wir in gemütlichem Tempo den Mekong runter, rein nach Laos. Obwohl der Fluss zur Zeit sehr wenig Wasser führt ist es doch noch ein beeindruckender Strom. Und wenn man sich das Ufer anschaut und die abgerissenen Bäume weit oben, kann man sich vorstellen, welche Dimensionen der Mekong während der Regenzeit annimmt und mit welcher Gewalt er sich durch die Landschaft wälzt. Die beiden Tage waren jedenfalls grandios, und ich war ganz traurig als wir gestern gegen fünf Luang Prabang erreichten.

Mekong

Mekong

Bötchen fahren

Bötchen fahren

Da bin ich jetzt. Habe noch nicht so viel von der Stadt gesehen – aber mein erster Eindruck ist, dass es die bisher schönste Stadt auf meiner Reise ist. Obwohl in zwei Tagen Sylvester ist, die Vorbereitungen für das Neujahrsfest auf Hochtouren laufen und die Stadt voller Touristen ist, ist Luang Prabang relativ ruhig und wenig hektisch. Und voller wunderschöner französischer Kolonialbauten, Tempel, kleiner gemütlicher Restaurants und Cafés und Märkte, auf denen einem vor Kaufrausch ganz schwindlig wird. Fühle mich hier auf Anhieb wohl. Leider sind die Hotels fast total ausgebucht. Musste heute morgen in ein anderes Hotel umziehen, das ich erst nach ca. zweistündiger Suche gefunden hatte. Und auch da kann ich nur für zwei Nächte bleiben, dann muss ich mir wieder was neues suchen.

So …. habe gerade mein aus Schoko-Kuchen bestehendes Frühstück abgeschlossen. Jetzt werde ich auf Entdeckungstour durch die Stadt gehen. Morgen ist Sylvester, und ich glaube, das hier ist der ideale Ort zum Feiern. Habe ja auf dem Boot viele Leute kennen gelernt, vielleicht treffe ich ja jemanden wieder….



Frohe Weihnachten aus Chiang Mai!

24 12 2009
Ich muss auch hier in Thailand nicht auf stilvolle Weihnachtsdeko verzichten. Fröhliche Weihnachten!

Ich muss auch hier in Thailand nicht auf stilvolle Weihnachtsdeko verzichten. Fröhliche Weihnachten!

Mein letzten beiden Tage in Bangkok habe ich vorwiegend in Shopping Malls verbracht, weil es da so unglaublich viel zu essen gibt und man vieles gratis probieren kann. Die haben da Kuchen und Torten, da ist mir ganz schwummrig geworden. Aber als ich sogar Raclette Käse in der Auslage entdeckt habe (und das in Asien!) gab es fast kein Halten mehr. Da ich aber leider mein Raclette Gerät nicht dabei habe, musste ich mich auf den visuellen Genuss beschränken. Wie beneide ich Euch alle um Eure Raclette Gelage um die Weihnachts- und Neujahrszeit!! Ich bin dann auf Sushi ausgewichen, das hat mich getröstet.

Meine Visa Karte habe ich zum Glück auch wieder. Das war vielleicht ein Affentheater. Habe zigmal mit der Hotline der Thaibank telefoniert, die die Karte einbehalten hatte, ohne Ergebnis. Am Montag bin ich dann in eine Filiale marschiert, habe mich bei einem Kundenberater auf den Stuhl gepflanzt und mich nicht mehr abwimmeln lassen. Zuerst hieß es, die Karte könne aus Sicherheitsgründen leider nicht mehr heraus gegeben werden. Ich erklärte ihnen mit Engelszungen den Sachverhalt, ohne Erfolg. Man wollte mich gerne mit thailändischer Höflichkeit loswerden, indem man mich irgendwann schlichtweg ignorierte, mir sogar eine neue Kundin quasi auf den Schoß setzte. Ich krallte mich am Stuhl fest und blieb. Und irgendwann ging es dann plötzlich doch. Man schickte mir einen Techniker zum Geldautomaten, und das Problem war gelöst. Meine deutsche Bank hatte die Karte inzwischen reanimiert, damit stand mir die bunte Konsumwelt Bangkoks und der Rest der Welt wieder offen.

Abends ging mein Nachtzug nach Chiang Mai. Ich hatte mich wieder in einen der gemütlichen Liegeabteile einquartiert, doch leider wohnte unter mir eine amerikanische Kleinfamilie bestehend aus einer Mutter mit gellender Stimme, von der sie ohne Unterlass Gebrauch machte, und deren zwei oder drei Kleinkinder. Morgens um sechs – kurz nachdem ich ins Land der Träume gefunden hatte – legten die unter mir mit ihrem Geschrei los, allen voran die Mutter. Oh Jesses, und das mir.

Zum Glück fand ich in meinem Kabinen-Nachbarn von der gegenüberliegenden Gangseite einen willigen und unterhaltsamen Gesprächspartner. Wir taten uns für die Hotelsuche und des Rest des Tages zusammen, schauten uns die Stadt an, stöberten über den Nachtmarkt und genehmigten uns Abendessen und Singha Bier.

Dirk fuhr am nächsten Morgen nach Laos weiter, ich schaute mir weiter die Stadt an. Großartige Sehenswürdigkeiten konnte ich bisher keine finden, dafür aber jede Menge tolle Shopping Möglichkeiten, Reisebüros die alle möglichen Touren in die Umgebung anbieten, jede Menge tolle Restaurants, Kneipen und Bars. Den Tag nutzte ich, um mich mit Erlebnis-Weihnachtsgeschenken für mich selbst einzudecken:

Geschenk Nr. 1: Vegetarischer Kochkurs

Heute früh, am Morgen des Heiligen Abends, schenkte ich mir einen Kochkurs in meinem Lieblings-Restaurant „May Kaidee’s“, in dessen Schwester-Restaurant ich schon in Bangkok andauernd zu Gast gewesen war. Außer mir nahmen noch eine Holländerin und eine Engländerin teil. Zuerst ging’s gemeinsam auf den Markt, wo unsere freundliche und sehr niedliche Kochlehrerin uns die ganzen exotischen Gemüse, Gewürze und anderen Zutaten erklärte. Das war super!

Niedliche Küchenchefin erklärt exotisches Grünzeug

Niedliche Küchenchefin erklärt exotisches Grünzeug

Habe viel gelernt und muss künftig in meinem Asiamarkt nicht mehr rätselnd vor dem Kühlregal stehen. Als wir alles beisammen hatten, ging’s in die Küche, jeder an seinen eigenen Gasherd und dann wurde losgekocht – insgesamt 14 Rezepte: von Chili Paste, über Tom Yam und Tom Kha Suppe, Kürbis Suppe, verschiedene Gemüsegerichte, Erdnuss Sauce (endlich weiß ich, wie die wirklich geht!), Masaman Curry (mein Lieblings-Curry, mit Kartoffeln), Grünes Thai Curry, Kürbis Hummus mit Sesam, Frühlingsrolle bis hin zu Green Papaya Salad. Ich bin nach dem Kurs fast geplatzt. War sehr lehrreich und hat Spaß gemacht! Und war LECKER!!

Ich lerne Masaman Curry

Ich lerne Masaman Curry

Nach einer kurzen Verschnauf- und Verdauungspause im Guesthouse kam mein Chauffeuer, um mich zum zweiten Geschenk abzuholen:

Geschenk Nr. 2: Vier Stunden Wellness

Da habe ich mir echt was gegönnt. Ich wurde in einen Wellness Tempel etwas außerhalb der Innenstadt gefahren wo ich eine vierstündige Wellness Behandlung gebucht hatte, mit allem, was das Frauenherz begehrt. Zuerst wurde ich in eine Mini-Dampfsauna gesetzt, wo ich fast eine halbe Stunde schmoren musste. Als ich so richtig aufgeweicht war, bekam ich ein Ganzkörper-Peeling mit einem schwarzen Salz-Kohle-Öl Gemisch verpasst. Ich hatte das Gefühl, endlich den ganzen Straßen- und Betelspucke-Dreck von Burma porentief los zu werden, extrem angenehm! Dann folgte eine Ganzkörpermassage mit Ylang-Ylang-Aromaöl. Dann eine Gesichtsmassage mit Peeling und Feuchtigkeitsmaske. Dann eine Kopfmassage. Dann eine Reflexzonen-Fußmassage. Dann Maniküre und Pediküre. Abends um acht verließ ich schwebend das Spa und kehrte in mein Hotelzimmer zurück. Eigentlich wollte ich ja noch schön essen gehen, aber ich bin so relaxt und bettschwer, dass ich gar nicht mehr aus dem Haus will. Ich mache es mir in meinem kuschligen Zimmer gemütlich, weil ich nämlich morgen früh raus muss für Geschenk Nummer 3.

Geschenk Nr. 3: Ein Tag bei den Elefanten

Darauf bin ich ja mal gespannt. Ich wollte nämlich nicht nur einen Ausritt machen und eine Show anschauen, deshalb habe ich mir einen Elefantenpark gesucht, wo man in einem Crash Kurs beigebracht bekommt, einen Elefanten hinter den Ohren sitzend selbst zu lenken. Dann darf man den Elefanten selbst in den Dschungel reiten und mit ihm in einem Fluss baden. Ich freu mich schon!

*****************

Also, Ihr Lieben zu Hause! Feiert schön, lasst Euch reich beschenken und beschenkt Euch auch selbst noch dazu. Ich denke an Euch und würde Weihnachten natürlich gerne zu Hause feiern. Aber ich muss gestehen: Hier ist es auch nicht so übel!

Fröhliche Weihnachten!!

Fröhliche Weihnachten!!



Kirmesattraktionen in Südburma

20 12 2009

Seit vorgestern bin ich wieder in Bangkok, habe also mein Burma Abenteuer heil überstanden. Und ich kann nur jedem empfehlen, dieses wunderbare Land mit seinen unglaublich freundlichen Leuten selbst mal zu besuchen – auch wenn Regime-Gegner zu einem Reiseboykott aufrufen. Das nutzt den Leuten da überhaupt nichts.

Am Tag nach der Hindu Hochzeit habe ich einen Ausflug zum größten liegenden Buddha der Welt gemacht, der sich gerade im Bau befindet. Ein bizarres architektonisches Meisterwerk: Von außen Buddha, von innen Geisterbahn. Das Böse und das Leid in der Welt wurde in düsteren, aufeinander folgenden Kammern und auf mehreren durch enge Treppen verbundene Ebenen dreidimensional dargestellt, mit Teufeln, einander auffressenden Monstern, blutrünstigen Geiern, den den Menschen die Augen auspicken uns so weiter.

Gesiterbahn im Bauch des Buddha

Geisterbahn im Bauch des Buddha

Dazwischen stehen Zementsäcke, Betonmischmaschinen und allerhand Baumaterial. Und jede Menge barfüßige Pilger. Beim Ausgang wurde ich von einem Mönch im barschen Befehlston aufgefordert, einen Beitrag zum Bau des Heiligtums zu leisten. Ich habe für 60 Cent eine rote Kachel gestiftet, die ein winziges Fragment im Buddha-Gewand sein wird. Sogar mit Zertifikat. Das gibt mal wieder Super Karma!

Am folgenden Tag wollte ich noch mehr für’s Karma tun und bin nach Norden zum Goldenen Felsen gefahren, einer der wichtigsten Pilgerziele in Burma. Das war auch echt ein Erlebnis, jedenfalls der Weg bis zum Heiligtum. Zuerst muss man auf der Ladepritsche eines offenen Pilger LKWs ca. eine Stunde den Berg hochfahren. Die quetschen da so viele Leute hintendrauf, wie irgendwie rein passen und los geht’s mit atemberaubender Geschwindigkeit, dass es einen wie wild hin und her beutelt. Später bei der Abfahrt ging’s so zackig über Kuppen und in Kurven, dass ich mehrmals mit dem Hintern vom Sitz abgehoben bin. Die „Wilde Maus“ auf der Mess‘ ist ein Scheiss dagegen!

Achterbahn zum "Golden Rock"

Achterbahn zum "Golden Rock"

Der LKW lädt einen am Startpunkt des Pilgerpfades am Berg ab, dann muss man noch ca. 45 Minuten eine ganz schlimm steile Straße hoch laufen. Oder sich per Sänfte von vier starken Burmesen hoch tragen lassen. Die Versuchung war groß, aber ich habe widerstanden. Ist auch besser für’s Karma, wenn man zu Fuß geht. Und ich kann stolz berichten, dass ich trotz maroden Knien und Badelatschen von allen Busmitfahrern am schnellsten oben war! Ein Wunder!!

Besonders bizarr und daher sehenswert sind die Verkaufsstände mit Chinesischer Medizin auf dem Weg hoch zum Goldenen Felsen. Lauter Wurzeln, Knollen und Beeren, dazwischen getrocknete Flughörnchen, Sud aus Skorpionen und Tausendfüsslern und anderem Gewürm. Erst seit kurzem werden Zutaten wie Tigerpenisse, Bärentatzen und Affenschädel nicht mehr öffentlich zur Schau gestellt sondern nur noch unter der Ladentheke verkauft. Die Chinesen sind da ganz wild drauf, weil es gut für die Potenz ist. Asiaten scheinen ja mit der Manneskraft ein ernstes Problem zu haben.

Medizin aus giftigem Gewürm

Medizin aus giftigem Gewürm

Der Goldene Felsen war für mich in 20 Minuten abgevespert. Disneyland für Buddhisten. Der Felsen selbst ist ja ganz schön, wie er so vergoldet glänzend schepps über dem Abgrund hängt und doch nicht runter fällt. Aber überall sind Plattformen und Geländer und Pilger …. mir war da zu viel Trubel. Zum Glück habe ich erst beim Verlassen des Heiligtums das Schild gesehen, dass Frauen mit Hosen gar einen Einlass haben. Hat sich aber keiner beklagt, und wenn, hätte ich mich blöd gestellt.

Golden Rock

Golden Rock

Abends zurück in Kipun Camp (dem Pilger Ausgangspunkt) erlebte ich dann noch ein unerwartetes kulturelles Highlight: Eine Art gigantische Kirmes, die einmal im Jahr stattfindet, und zwar ausgerechnet als ich da war. Super! Schon auf dem Fußweg dahin hakten sich links und rechts junge Frauen bei mir ein und ließen mich nicht mehr los. Sie stellten mich stolz ihren Freundinnen vor und schleppten mich über die Kirmes. Ich kam mir schon selber vor wie eine Jahrmarktsattraktion, wie aus einer Freak-Show entlaufen – die „Dame ohne Unterleib“ oder die „Bärtige Frau“. Ich war die einzige Blondine, überhaupt die einzige Toristin aus westlichen Gefilden und wurde bestaunt wie das Achte Weltwunder. Das Fest selbst war absolut faszinierend – mit burmesischen Tanzvorführungen, Theater, Glücksspielen, Garküchen, Wahrsagern, und mobilen Tätowierern. Letzteres war besonders schockierend, weil die Burmesen von Hygiene offenbar noch nie was gehört haben. Der Tätowiervorgang fand auf dem dreckigen Boden sitzend, ohne Desinfektion und natürlich ohne frische Nadeln statt. Der Kunde setzt sich hin, zeigt auf das gewünschte Motiv und los geht’s.

Tattoo in Burma - nichts für Weicheier

Tattoo in Burma - nichts für Weicheier

Nach dem Besuch des Jahrmarkts begab ich mich auf Nahrungssuche, was gar nicht so einfach war. Wie gesagt: Hygiene ist in Burma kein Thema, daher stand ich dem Essensangebot sehr skeptisch gegenüber. Das sah weder sauber noch besonders frisch aus. Ich entschied mich vorsichtshalber für frittierte Tofustücke. Als ich aber zu meinem Entsetzen beobachten musste, wie die Verkäuferin den Tofubatzen mit ihren schwarzen vor Schmutz starrenden Fingern öffnete und mit dubiosen kalten Zutaten füllte, verging mir der letzte Appetit. Ich bezahlte und aß höflichkeitshalber die Hälfte mit ungutem Gefühl. Was soll ich sagen … sechs Stunden später: Brechdurchfall Teil 2. Zum Glück aber nur für ein paar Stunden, morgens war ich wieder fit genug für die nächste Busfahrt, Immodium akut in Griffweite.

Ich fuhr mit einem Pilgerbus zurück nach Yangon. Außer mir waren noch zwei schwer tätowierte und gepiercte Holländer aus Amsterdam an Bord, mit denen ich mich umgehend solidarisierte. Obwohl beim Ticketkauf von einer „Non-Stop-Fahrt“ die Rede gewesen war (weshalb ich extra nichts getrunken hatte) hielt der Bus alle naselang an einem Heiligtum, damit dieses angebetet werden konnte. Alle Pilger raus aus dem Bus, 20 Minuten beten, und wieder rein. Abends kamen wir ziemlich entnervt in Yangon an, ich checkte ins gleiche Hotel wie die Holländer ein (eine ziemliche Absteige, aber schön billig) und wir beschlossen, zusammen zu Abend zu essen. Und weil man sich ja sonst nichts gönnt, begaben wir uns ins „Strand Hotel“, dem besten Hotel von ganz Myanmar. Ja, ja, ich weiß – eigentlich ist das schon sehr dekadent in so einem armen Land, aber wann bekommt man schonmal die Gelegenheit, in einem Kolonialpalast von 1903, in dem schon Mick Jagger in der 950 Dollar teuren President Suite abgestiegen ist, zu Abend zu essen? Wir also zu dritt in den Speiseraum mit Teakholz Ventilatoren an der Decke, die beiden tätowierten Holländer mit Metallica T-Shirts und Badeschlappen an. Dort dinierten wir wie die Fürsten, während wir von einem Gitarristen sanft mit Richard Clayderman Songs anmusiziert wurden. Und trotzdem war der Spaß noch billiger als ein Abendessen in der „Roten Taube“ in Karlsruhe.

Am nächsten Tag wanderte ich nochmal kreuz und quer durch die Stadt. Beim Rückbestätigen meines Flugs im Bangkok Air Büro prallte ich quasi im Flur mit Klaus zusammen. Wir gingen dann abends noch zusammen einen Cocktail trinken und Abend essen. Ich wagte mich nooch ein letztes Mal in echte burmanische Spezialitäten: Salat aus fermentierten grünen Teeblättern (schmeckt modrig und gallenbitter) und klassische Mohingha (Nudel-Fischsuppe mit diversen Zutaten, die man selbst dazu gibt, z..B. Chillis, Ei, Knoblauch, Fischsauce, Erdnüsse etc.). Diesmal blieb der Magen ruhig.

Am Freitag flogen wir dann zusammen nach Bangkok zurück, Klaus hatte zufällig den selben Rückflug wie ich. Ich quartierte mich in einem für Bangkok relativ teuren Hotel an der Sukhumvit ein, dann gingen wir Pizza essen (ich kann keinen Reis mehr sehen).

Am nächsten Morgen, als ich gerade zum Bahnhof unterwegs war, um mein Zugticket nach Chiang Mai zu kaufen, ergab sich das erste größere Problem auf meiner Reise: Der Geldautomat fraß kommentarlos meine Visa Karte und spuckte sie nicht mehr aus. „Karte wird einbehalten“, und weg war sie. Und das am Samstag Morgen, wenn sowohl hier, als auch in Deutschland alle Banken zu haben. Super. Bevor ich die Karte nicht zurück habe, kann ich ja auch nicht weiter reisen, also musste ich Chiang Mai erstmal verschieben. Ich fand dank Internet und dank Telefon-Notruf raus, dass mir inzwischen eine neue VISA Karte nach Karlsruhe geschickt wurde und die alte ungültig ist. Ich machte einen ziemlichen Aufstand am Telefon, und die DKB Dame versicherte mir, dass die Karte reaktiviert wird. Jetzt muss ich hoffen, dass ich’s morgen irgendwie schaffe, an meine Karte ran zu kommen. Das wird ein Spaß werden.

Nachmittags traf ich mich zum Abschluss nochmal mit Klaus, dessen Rückflug nach München am nächsten Morgen ging. Wir fuhren zur grandiosen Moon Bar ganz oben im 61. Stock im Bayan Tree Bangkok Tower und genehmigten uns einige Drinks unter freiem Himmel. Eine Wahnsinns-Aussicht und ein spektakulärer Sonnenuntergang! Und ein ziemliches Kontrast Programm zu Myanmar.

Ein Drink in der Moon Bar. Man gönnt sich ja sonst (fast) nichts.

Ein Drink in der Moon Bar. Man gönnt sich ja sonst (fast) nichts.

Heute habe ich es eher ruhig angehen lassen. Habe endlich mal wieder ausgeschlafen, bin dann von der Sukhumvit nach Banglampoo umgezogen, weil es da viel billiger ist, habe auf gut Glück mein Zugticket gekauft, in der Hoffnung, das ich morgen abreisen kann – und seither spaziere ich in der Stadt umher, bin Boot gefahren, habe einen Markt besucht, war vegetarisch lecker essen und erfreue mich an der Stadt. Ich liebe Bangkok! Ich kann mich nicht sattsehen. Ich finde sogar das feucht-heiß-stickige Klima super. Und nach Burma genieße ich die Sauberkeit – niemand zieht lautstark seinen Rotz hoch und spuckt einem vor die Füße. Das war so ziemlich das einzige, was mir an Burma wirklich arg auf die Nerven gegangen ist. Das Rülpsen, Rotzen und Spucken, auch gerne im Restaurant. Das war schon extrem abstoßend.

Also denn, wenn alles gut geht bin ich übermorgen in Chiang Mai, wo ich auch Weihnachten feiern werde. Aber trotz der üppigen Weihnachtsdekoration und „Jingle Bells“ wo man geht und steht kommt bei mir überhaupt keine Weihnachtsstimmung auf. Wie auch, bei 32 Grad im Schatten. Aber das macht nichts, ich will mich wirklich nicht beklagen.



Superstädtle: Mawlamyaing

14 12 2009

Bin inzwischen in Südost-Myanmar unterwegs.

Vom Inle-See bin ich mit dem Bus durch die extrem serpentinenreichen Berge zunächst nach Bago gefahren. Die Fahrt war mal wieder ein Erlebnis ganz spezieller Art: Während die beiden jungen Männer vor mir sich schenkelklopfend und vor Lachen wild vor- und zurückwerfend über die per Video vorgeführte Familienkomödie auskippten, kotzte meine arme Sitznachbarin fast lautlos in ihre Plastiktüte und jammerte leise vor sich hin. Die Fahrt dauerte fast 12 Stunden. Gegen 5 morgens kam ich in Bago an und quartierte mich in einem ziemlich schäbigen Hotel ein.

Nachdem ich ein paar Stunden geschlafen hatte, checkte ich gleich wieder aus, da ich mich zur schnellstmöglichen Abreise entschlossen hatte. Ich kaufte gleich das nächste Busticket (wieder eine 12 stündige Fahrt über Nacht) und besichtigte bis zur abendlichen Abfahrt die Sehenswürdigkeiten der Stadt, d.h ca. ein Dutzend Pagoden und Tempel. Eigentlich wollte ich das alles zu Fuß machen. Zum Glück sprach mich aber ein cleverer älterer Moped-Taxi-Fahrer an. Er erklärte mir, dass man für die meisten Pagoden ein Sammelticket bräuchte, das 10 Dollar koste (prüfte ich im Reiseführer nach: korrekt). Er hingegen würde mich für 6 Dollar den ganzen Nachmittag von Pagode zu Pagode fahren und mich durch die Hintereingänge gratis reinschleusen. Und so machten wir’s auch. Bei jeder kostenpflichtigen Pagode freute er sich diebisch und rieb sich kichernd die Hände vor Freude, weil er die verhasste Regierung um die 10 Dollar für das Ticket gebracht hatte und ich die Pagoden trotzdem anschauen konnte.

Abends um halb 8 ging mein Bus nach Süd-Burma ab. Eine grausige Nachtfahrt mit stundenlangen Unterbrechungen wegen gesperrter Brücken und langen Passkontrollen. Um 6 kam ich völlig gerädert in Mawlamyaing am Golf von Mottama an. Ich ließ mich per Moped von Hotel zu Hotel fahren … alles ausgebucht, weil ein Thailändischer Minister mit seinem ganzen Tross zu Besuch in der Stadt war. Am Schluss landete ich in einer entsetzlichen Billig-Absteige. Gott sei Dank wurde ich in der Lobby beim Einchecken von einem freundlichen und lustigen Österreicher namens Klaus abgefangen. Er hatte schon zwei entsetzliche Nächte in der Absteige zugebracht und zog gerade in ein benachbartes Hotel um, wo noch Zimmer frei waren. Da schloss ich mich gleich an. Jetzt bin ich seit 3 Tagen in einem wunderbar komfortablen Zimmer im besten Hotel Süd-Myanmars. Es ist mit 20 EUR pro Nacht zwar doppelt so teuer wie alle anderen Hotels die ich bisher hatte – aber das gönne ich mir.

Die letzten Tage war ich mit Klaus in der Gegend auf Besichtigungstour: Einen Tag waren wir bei der Noa Labo Paya Pagode, ein bisher bei Touristen fast unbekanntes Naturwunder aus drei aufeinander stehenden vergoldeten Felsen hoch oben auf einem Berg. Wir waren ganz allein da oben, es gab gar keine Pilger.

Kaum bekanntes Heiligtum: Noa Labo Paya

Kaum bekanntes Heiligtum: Noa Labo Paya

Am Tag drauf waren wir einige Tempel, Pagoden und Klöster in und um Mawlamyaing anschauen – tolle Buddhas in allen Formen und Farben und viele andere Heiligtümer. Und natürlich jede Menge freundlicher Mönche.

Das Foto war die Idee der Mönche - auch wenn's nicht so aussieht.

Das Foto war die Idee der Mönche - auch wenn's nicht so aussieht.

Aber das allertollste ist Mawlamyaing selbst. Die Stadt gefällt mir viel besser als Yangon oder Mandalay. Sie liegt an der Mündung zweier großer Flüsse zwischen schönen grünen Hügeln mit vielen Palmen und goldenen Pagoden. Es gibt viele alte, heruntergekommene Kolonialbauten, Moscheen im Zuckerbäckerstil, und überall fahren nostalgische bunte Oldtimer-Busse mit Teakholz Karosserie herum, die noch aus Zeiten vor dem zweiten Weltkrieg stammen.

Hauptstraße von Mawlamyaing

Hauptstraße von Mawlamyaing

Natürlich gibt es auch viele tolle Märkte, Tempel, Teestuben und extrem freundliche Menschen. Die Stadt ist auch bei weitem nicht so laut und schmutzig wie die anderen Städte wo ich bisher war. Deshalb will ich hier auch ein paar Tage bleiben. Klaus ist heute abgereist, wir treffen uns in einigen Tagen in Yangon wieder, weil er zufällig mit dem selben Flug ausreist wie ich.

Nachdem sich Klaus heute Mittag verabschiedet hatte, bin ich auf eigene Faust los gestiefelt. Eigentlich wollte ich es sehr gemütlich angehen lassen, ein bisschen in der Stadt rumlaufen, mich dann irgendwo auf einem Hügel mit Blick über die Stadt in den Schatten setzen und lesen. Und nach Möglichkeit mit den Einheimischen in Kontakt kommen.

Letzterer Wunsch wurde mir schon nach 10 Minuten Spaziergang erfüllt. Ein Mann winkte mich zu sich heran, rief „Welcome, welcome, please, please“ und wies mir den Weg in ein Gebäude. Also schaute ich mal vorsichtig rein was es da gab. Drin war eine Hindu Hochzeit in Gang, die Gäste nahmen mich gleich in Empfang und bevor ich’s mich versah saß ich dem Brautpaar gegenüber an einem langen Tisch und wurde zum indischen Mittagessen eingeladen. Ohje ohje, dachte ich, wie komme ich aus der Nummer raus, mein Magen verträgt doch nichts. Vor mir wurde ein Bananenblatt ausgebreitet, darauf wurde aus Plastikeimern mit den bloßen Händen Reis und verschiedene Curry-Gerichte aufgehäufelt. Also gut dachte ich, ein bisschen was muss ich höflichkeitshalber essen. Ich probierte vorsichtig (mit der Hand, Besteck gab es nicht) – und ich muss sagen: Ich habe noch nie so leckeres indisches Essen gehabt. Ich vergaß alle Vorsicht und aß alles ratzeputz weg. Mittlerweile hatten sich um mich mehr Gäste versammelt als um das Brautpaar, was mir ziemlich peinlich war.

Die Hochzeit ist eine ernste Angelegenheit. (Aber nicht für mich.)

Die Hochzeit ist eine ernste Angelegenheit. (Aber nicht für mich.)

Eine freundliche Frau um die Fünfzig nahm mich unter ihre Fittiche, sie war Englischlehrerin und erklärte mir alles, was vor sich ging. Wir unterhielten uns eine Weile und als die Hochzeit vorbei war, bat sie mich, doch mit zu ihr nach Hause zu kommen und ihre Familie kennen zu lernen. Über die Einladung habe ich mich natürlich sehr gefreut! Wir fuhren also zu dritt per Moped in einen Vorort der Stadt in ihr bescheidenes Häuschen. Sie lebt dort mit ihrer Mutter, einem ihrer Brüder und einigen anderen weitläufigen Verwandten in einem winzigen Holzhaus. Als Lehrer verdient man in Myanmar umgerechnet 20 Dollar im Monat. Das reicht nichtmal hier zum Überleben. Also legen alle zusammen und kommen so irgendwie über die Runden. Strom gibt es nur alle paar Tage mal, wenn überhaupt. Gekocht wird auf dem Feuer. Es gibt kein Bad, man wäscht sich im Hof am Brunnen. Das Klo: Ein Bretterverschlag mit Loch im Boden. Es gibt einen großen Wohnraum und ein paar winzige Schlafkammern im zweiten Geschoss. Das Haus war aber sehr sauber und ziemlich gemütlich. Da saß ich also, umringt von ca. zehn Leuten und wurde über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutschland und Burma ausgefragt, sie wollten einfach alles wissen.

Meine Gastgeberinnen (mit Thanaka!)

Meine Gastgeberinnen (mit Thanaka!)

Ich erzählte also von Deutschland – vom Wetter (Schnee im Winter), dem Bildungssystem, der Krankenversicherung, der Scheidungsrate, der kaum vorhandenen Religiosität, davon dass es weder Bananen noch Palmen gibt (großes Erstaunen). Ich wurde gefragt, ob es bei uns auch so hässliche alte Busse gibt wie bei ihnen und ich sagte, dass ich die Oldtimer Busse total super finde. Da schrien sie vor Überraschung und Amusement.

Sie wollten auch wissen, ob es in Deutschland denn auch Armut gibt. Ohje, heikles Thema. Ich erzählte von Hartz IV und gab zu, dass eigentlich jeder ein Dach über dem Kopf hat, auch genug zu essen, sogar Strom und fließendes Trinkwasser, auch Schulbildung, medizinische Versorgung und ja, auch Fernsehen. Ich schämte mich fast, meinen Gastgebern sowas als „Armut“ zu verkaufen. Wie erwartet wurde mit ungläubigem Staunen reagiert, aber auch mit großer Erheiterung. Jedenfalls haben wir den ganzen Nachmittag über viel gelacht.

Also ich muss echt sagen: Hier lernt man einiges dazu und fängt ganz schnell an, sein Weltbild zu hinterfragen. Ich habe den allergrößten Respekt vor den Leuten hier. Trotz echt harter Lebensbedingungen sind sie immer freundlich und offen, haben allerbeste Umgangsformen, einen tollen Humor, sehr viel Würde und Anstand – und sind übrigens auch immer sauber und ordentlich gekleidet. Und die Freundlichkeit und Gastfreundschaft ist schier überwältigend. Die paar Stunden, die ich dort war, wurde ich nicht nur permanent mit Kaffee, Tee, Obst und Kuchen versorgt, sondern auch zweimal bekocht – zuerst gab es Mohinga, eine Nudelsuppe mit Fisch und Gemüse und zum Abendessen Reis mit verschiedenem Curry-Gemüse. Auch hier machte ich mir zunächst Sorgen um meinen Magen, aber das Essen war so unglaublich köstlich, dass ich mir nachschöpfen ließ, worüber sich die Familie maßlos freute. Abends brachte mich meine Gastgeberin dann an die Hauptstraße, und ließ es sich nicht nehmen, mir eine Moped-Mitfahrgelegenheit zu organisieren. Wahnsinn. Ich bin immer noch regelrecht erschüttert über so viel Gastfreundschaft und Warmherzigkeit.

Jetzt sitze ich in meinem Hotelzimmer, während direkt vor meinem Fenster eine Familienfeier mit ca. 300 Gästen steigt. Seit zwei Stunden sind Karaoke Auftritte bei maximaler Lautstärke und mit minimalem Gesangstalent im Gang. Ohrenbetäubend, trotz Oropax. Aber ich habe heute Toleranz und Demut gelernt…



Kaffeefahrt auf dem Inle See

9 12 2009

Bin jetzt seit 3 Tagen am Inle See.

Meinen letzten Tag in Mandalay habe ich wieder Maung als Führer gebucht. Den Vormittag hat er mich mit seiner Trishaw (Fahrradrikscha) durch die Stadt gegondelt, um diverse Erledigungen zu machen, z.B. Geld wechseln (diesmal korrekt), Busticket kaufen, Versandkosten abchecken (nicht bezahlbar). Dann entschloss ich mich spontan, doch noch einen Abstecher nach Pyin U Lwin zu machen, das ist ein Ort zwei Stunden weg von Mandalay in den Bergen. Maung organisierte flugs einen Fahrer und los ging`s. Ich finde ja immer auch die Überlandfahrten sehr kurzweilig, daher haben mir die vier Stunden in dem klapprigen Pickup gar nichts ausgemacht. Pyin U Lwin war ganz interessant wegen der Kolonialhäuser und vorallem wegen der Westernstadt-artigen Pferdekutschen. Das war auch ehrlichgesagt der Hauptgrund für mich gewesen, die Stadt zu besuchen. Leider nahm Maung mittlerweile seine Rolle als Führer so ernst, dass er mir jede Entscheidung abnahm und eine Kutsche auswählte, die mir gar nicht richtig gefiel, weil sie nicht bunt genug war. Außerdem war das Pferd so klein und klapprig, das arme Tier. Ich war aber zu dem Zeitpunkt schon so mürbe, dass ich keinen Bock auf Widerstand hatte.

Meine Kutsche mir mir drin

Meine Kutsche mir mir drin

Also fuhren wir mit der Kutsche seiner Wahl in den Botanischen Garten (den ich gegen seinen Willen durchsetzte!), der aber außer ein paar schlappen Petunien gar keine Blumen enthielt. Und dafür 5 Dollar Eintritt … hätte ich doch mal auf Maung gehört. Er kaufte mir dann zum Trost auf dem Markt zwei große Dosen stark pafümiertes Thanaka „ready made“, ein Halbjahresvorrat wie er stolz verkündete. Hab ich mich gefreut.

Danach ging’s zurück nach Mandaly an den chaotischen und vor Dreck starrenden Busbahnhof. Man macht sich kein Bild, wie da die Klos aussehen, bevor man nicht selber dort war. Die Busfahrt ging um halb 7 los und dauerte 10 Stunden. Dann war ich nach einer eisig kalten Motorrad-Pickup Fahrt um halb 5 in Nyaug Shwe wo ich mir mit etwas Mühe ein Zimmer nahm, da zum ersten Mal Hotels tatsächlich ausgebucht waren. Super, dachte ich, endlich mal ein paar Touristen! Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich die mal vermissen würde.

Nach einem Schläfchen wetzte ich los, weil ich unbedingt den berühmten See sehen wollte. Der ist aber einige Kilometer weg von Nyaug Shwe, also mietete ich mir wieder ein Fahrrad. Da hatte ich endlich Gelegenheit zu einer Demonstration westlicher Frauenemanzipation: Man wollte mir nämlich das von mir ausgewählte Herrenfahrrad verweigern. Ich solle doch lieber eines der ollen klapprigen Damenräder nehmen. Ich wollte aber das schicke Herrenrad. Das ging hin und her („I want this one!“wie der Rollstuhlfahrer bei „Little Brittain“). Am Ende siegte meine Beharrlichkeit und unter dem schamhaften Gekicher des Fahrradverleihers radelte ich auf meinem schönen Fahrrad mit Mittelstange davon.

Hart erkämpft: Mein Herrenrad

Hart erkämpft: Mein Herrenrad

War auch die absolut richtige Wahl, ich fuhr damit fast 20 km am See entlang, ohne den See allerdings auch nur einmal zu sehen. Nur Zuckerrohrfelder, Bambuswälder, Dörfer – aber vom Inle See keine Spur. Ich zweigte dann zu einem der Superluxus-Resorts ab, um dort auf der Restaurant Terrasse einen Saft zu trinken und endlich den eher unspektakulären See anzuschauen. Sah auch nicht anders aus als der Neureuter Baggersee, nur größer.

Am nächsten Tag buchte ich dann eine Ganztagestour mit Longboat auf den See (wie gehabt: ich hatte das Boot ganz für mich allein). Bitterkalt war das, ein Glück habe ich so viele Fleece Pullis dabei! Auf dem See konnte ich dann endlich die berühmten Einbeinruderer bei der Arbeit sehen. Das sieht bizarr aus. Die haben einen übermenschlichen Gleichgewichtssinn. Sie stehen hinten auf dem Heck ihres Bötchens auf einem Bein, das andere winden sie um ein einziges Ruder, strecken es nach hinten weg und machen so kreisende Bewegungen mit diesem Bein mitsamt Ruder so dass es wie ein Propeller das Boot antreibt. Keine Ahnung warum die das so umständlich machen, aber wird schon seinen Grund haben. Sieht jedenfalls ganz nett aus.

Hier mal ohne Beinruder: Fischer auf dem Inle-See

Hier mal ohne Beinruder: Fischer auf dem Inle-See

Dann gings auf einen sehr asiatischen Markt, wo das Gemüse noch mit richtigen altmodischen Waagen mit Gewichten abgewogen wird. Da kommt man sich mal wieder vor wie bei einer Zeitreise, das laute Gefeilsche, die runden Hüte, die Betelspucke, die merkwürdigen Sachen, die’s teilweise zu kaufen gibt, dazwischen rennen Hunde, Hühner und Schweine rum, dann wieder Teestuben und Garküchen … ein Traum.

Hier landen die Fische der Beinruderer

Hier landen die Fische der Beinruderer

Nach dem Markt schipperte mich mein Kapitän zu diversen Handwerksbetrieben, z.B. Weberei, Schmiede, Sonnenschirmhersteller, Silberschmiede, Zigarrenroller usw. Das war dann ziemlich Kaffeefahrt-mäßig. Man bekam kurz den Prozess erklärt, dann gings direkt weiter in den Verkaufsraum. Naja. Immerhin habe ich da zwei echte Langhalsfrauen gesehen. Eigentlich leben sie in den Bergen im Norden, aber weil sie mit Touristen so viel Geld verdienen, tummeln sie sich mittlerweile da, wo Touristen sind, also im Verkaufsraum des Sonnenschirmherstellers. Aber es war auf jeden Fall mal interessant die Frauen live zu sehen, mit ihnen rumzuflachsen und so eine Original Messingspirale hochzuheben – das Ding wiegt 8 kg. Mir wurde erklärt, dass die Ringe ursprünglich die Trägerinnen vor Tigerattacken in den Bergen schützen sollten. Hmm, ob das mal stimmt.

Nur die linke Langhalsfrau ist echt, die anderen drei tun nur so

Nur die linke Langhalsfrau ist echt, die anderen drei tun nur so

Dann waren wir im „Kloster der springenden Katzen“. Die Katzen hatten aber keine Lust durch die Reifen zu springen, angeblich waren sie krank. Ich glaube aber, dass die Arbeitsunlust damit zusammen hing, dass die Katzen lieber ihrem Sexualtrieb nachgingen – beim Ausleben desselben konnte ich sie jedenfalls im Nebenraum ausgiebig beobachten. Nach vollzogenem Akt raste die Kätzin in das Kloster zurück und rollte sich wie wild über den Boden vor den Buddhas, woraufhin die Touristen verzückt schrien „Schau! Die is dressiert!“ und viele Fotos knipsten.

Beim Abendessen lernte ich einen freundlichen und lustigen Australier kennen, mit dem ich bis Kneipenschluss (also bis halb elf) Cuba Libre trank. Mit ihm habe ich dann gestern eine sportliche Fahrradtour zu den Heißen Quellen unternommen. Da drin saßen wir dann mehrere Stunden bei Limo und unterhielten und mit diversen anderen Gästen, unter anderem mit einer Belgierin, die ungelogen eine hellgrüne Hautfarbe hatte. Danach unternahmen wir noch eine Kanufahrt in die Inle Seitenkanäle. Immer wieder verblüffend wie die Leute hier am Wasser leben, unter was für einfachen Bedingungen – und wie normal und freundlich sie immer sind und wie zufrieden sie wirken. Kaum mal ein grantiges Gesicht.

Eigentlich wollte ich heute nach Toungoo weiter fahren, um Arbeitselefanten beim Bau eines Stausees zu beobachten. Leider habe ich aber erfahren müssen, dass das Camp zur Zeit geschlossen ist, die Elefanten haben frei. Also fahre ich in zwei Stunden weiter nach Bago, der alten Hauptstadt der Mon. Und von da … mal schauen.