Kaffeefahrt auf dem Inle See
9 12 2009Bin jetzt seit 3 Tagen am Inle See.
Meinen letzten Tag in Mandalay habe ich wieder Maung als Führer gebucht. Den Vormittag hat er mich mit seiner Trishaw (Fahrradrikscha) durch die Stadt gegondelt, um diverse Erledigungen zu machen, z.B. Geld wechseln (diesmal korrekt), Busticket kaufen, Versandkosten abchecken (nicht bezahlbar). Dann entschloss ich mich spontan, doch noch einen Abstecher nach Pyin U Lwin zu machen, das ist ein Ort zwei Stunden weg von Mandalay in den Bergen. Maung organisierte flugs einen Fahrer und los ging`s. Ich finde ja immer auch die Überlandfahrten sehr kurzweilig, daher haben mir die vier Stunden in dem klapprigen Pickup gar nichts ausgemacht. Pyin U Lwin war ganz interessant wegen der Kolonialhäuser und vorallem wegen der Westernstadt-artigen Pferdekutschen. Das war auch ehrlichgesagt der Hauptgrund für mich gewesen, die Stadt zu besuchen. Leider nahm Maung mittlerweile seine Rolle als Führer so ernst, dass er mir jede Entscheidung abnahm und eine Kutsche auswählte, die mir gar nicht richtig gefiel, weil sie nicht bunt genug war. Außerdem war das Pferd so klein und klapprig, das arme Tier. Ich war aber zu dem Zeitpunkt schon so mürbe, dass ich keinen Bock auf Widerstand hatte.

Meine Kutsche mir mir drin
Also fuhren wir mit der Kutsche seiner Wahl in den Botanischen Garten (den ich gegen seinen Willen durchsetzte!), der aber außer ein paar schlappen Petunien gar keine Blumen enthielt. Und dafür 5 Dollar Eintritt … hätte ich doch mal auf Maung gehört. Er kaufte mir dann zum Trost auf dem Markt zwei große Dosen stark pafümiertes Thanaka „ready made“, ein Halbjahresvorrat wie er stolz verkündete. Hab ich mich gefreut.
Danach ging’s zurück nach Mandaly an den chaotischen und vor Dreck starrenden Busbahnhof. Man macht sich kein Bild, wie da die Klos aussehen, bevor man nicht selber dort war. Die Busfahrt ging um halb 7 los und dauerte 10 Stunden. Dann war ich nach einer eisig kalten Motorrad-Pickup Fahrt um halb 5 in Nyaug Shwe wo ich mir mit etwas Mühe ein Zimmer nahm, da zum ersten Mal Hotels tatsächlich ausgebucht waren. Super, dachte ich, endlich mal ein paar Touristen! Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich die mal vermissen würde.
Nach einem Schläfchen wetzte ich los, weil ich unbedingt den berühmten See sehen wollte. Der ist aber einige Kilometer weg von Nyaug Shwe, also mietete ich mir wieder ein Fahrrad. Da hatte ich endlich Gelegenheit zu einer Demonstration westlicher Frauenemanzipation: Man wollte mir nämlich das von mir ausgewählte Herrenfahrrad verweigern. Ich solle doch lieber eines der ollen klapprigen Damenräder nehmen. Ich wollte aber das schicke Herrenrad. Das ging hin und her („I want this one!“wie der Rollstuhlfahrer bei „Little Brittain“). Am Ende siegte meine Beharrlichkeit und unter dem schamhaften Gekicher des Fahrradverleihers radelte ich auf meinem schönen Fahrrad mit Mittelstange davon.

Hart erkämpft: Mein Herrenrad
War auch die absolut richtige Wahl, ich fuhr damit fast 20 km am See entlang, ohne den See allerdings auch nur einmal zu sehen. Nur Zuckerrohrfelder, Bambuswälder, Dörfer – aber vom Inle See keine Spur. Ich zweigte dann zu einem der Superluxus-Resorts ab, um dort auf der Restaurant Terrasse einen Saft zu trinken und endlich den eher unspektakulären See anzuschauen. Sah auch nicht anders aus als der Neureuter Baggersee, nur größer.
Am nächsten Tag buchte ich dann eine Ganztagestour mit Longboat auf den See (wie gehabt: ich hatte das Boot ganz für mich allein). Bitterkalt war das, ein Glück habe ich so viele Fleece Pullis dabei! Auf dem See konnte ich dann endlich die berühmten Einbeinruderer bei der Arbeit sehen. Das sieht bizarr aus. Die haben einen übermenschlichen Gleichgewichtssinn. Sie stehen hinten auf dem Heck ihres Bötchens auf einem Bein, das andere winden sie um ein einziges Ruder, strecken es nach hinten weg und machen so kreisende Bewegungen mit diesem Bein mitsamt Ruder so dass es wie ein Propeller das Boot antreibt. Keine Ahnung warum die das so umständlich machen, aber wird schon seinen Grund haben. Sieht jedenfalls ganz nett aus.

Hier mal ohne Beinruder: Fischer auf dem Inle-See
Dann gings auf einen sehr asiatischen Markt, wo das Gemüse noch mit richtigen altmodischen Waagen mit Gewichten abgewogen wird. Da kommt man sich mal wieder vor wie bei einer Zeitreise, das laute Gefeilsche, die runden Hüte, die Betelspucke, die merkwürdigen Sachen, die’s teilweise zu kaufen gibt, dazwischen rennen Hunde, Hühner und Schweine rum, dann wieder Teestuben und Garküchen … ein Traum.

Hier landen die Fische der Beinruderer
Nach dem Markt schipperte mich mein Kapitän zu diversen Handwerksbetrieben, z.B. Weberei, Schmiede, Sonnenschirmhersteller, Silberschmiede, Zigarrenroller usw. Das war dann ziemlich Kaffeefahrt-mäßig. Man bekam kurz den Prozess erklärt, dann gings direkt weiter in den Verkaufsraum. Naja. Immerhin habe ich da zwei echte Langhalsfrauen gesehen. Eigentlich leben sie in den Bergen im Norden, aber weil sie mit Touristen so viel Geld verdienen, tummeln sie sich mittlerweile da, wo Touristen sind, also im Verkaufsraum des Sonnenschirmherstellers. Aber es war auf jeden Fall mal interessant die Frauen live zu sehen, mit ihnen rumzuflachsen und so eine Original Messingspirale hochzuheben – das Ding wiegt 8 kg. Mir wurde erklärt, dass die Ringe ursprünglich die Trägerinnen vor Tigerattacken in den Bergen schützen sollten. Hmm, ob das mal stimmt.

Nur die linke Langhalsfrau ist echt, die anderen drei tun nur so
Dann waren wir im „Kloster der springenden Katzen“. Die Katzen hatten aber keine Lust durch die Reifen zu springen, angeblich waren sie krank. Ich glaube aber, dass die Arbeitsunlust damit zusammen hing, dass die Katzen lieber ihrem Sexualtrieb nachgingen – beim Ausleben desselben konnte ich sie jedenfalls im Nebenraum ausgiebig beobachten. Nach vollzogenem Akt raste die Kätzin in das Kloster zurück und rollte sich wie wild über den Boden vor den Buddhas, woraufhin die Touristen verzückt schrien „Schau! Die is dressiert!“ und viele Fotos knipsten.
Beim Abendessen lernte ich einen freundlichen und lustigen Australier kennen, mit dem ich bis Kneipenschluss (also bis halb elf) Cuba Libre trank. Mit ihm habe ich dann gestern eine sportliche Fahrradtour zu den Heißen Quellen unternommen. Da drin saßen wir dann mehrere Stunden bei Limo und unterhielten und mit diversen anderen Gästen, unter anderem mit einer Belgierin, die ungelogen eine hellgrüne Hautfarbe hatte. Danach unternahmen wir noch eine Kanufahrt in die Inle Seitenkanäle. Immer wieder verblüffend wie die Leute hier am Wasser leben, unter was für einfachen Bedingungen – und wie normal und freundlich sie immer sind und wie zufrieden sie wirken. Kaum mal ein grantiges Gesicht.
Eigentlich wollte ich heute nach Toungoo weiter fahren, um Arbeitselefanten beim Bau eines Stausees zu beobachten. Leider habe ich aber erfahren müssen, dass das Camp zur Zeit geschlossen ist, die Elefanten haben frei. Also fahre ich in zwei Stunden weiter nach Bago, der alten Hauptstadt der Mon. Und von da … mal schauen.
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