Vang Vieng, Vientiane, Don Det

11 01 2010

Inzwischen habe ich Laos von Norden nach Süden durchquert.

Von Luang Prabang bin ich per Bus eine der schlimmsten Serpentinenstraßen meines Lebens durch die Berge nach Vang Vieng gefahren, der Aktivsport- und Party-Hochburg von Laos. Mein erster Eindruck war: Nichts wie weg hier. Die Landschaft mit dem schönen Fluss und dem Gebirge dahinter war zwar spitze, aber im Ort waren nur 20-jährige Spaß- und Sauftouristen auf den Straßen unterwegs, Vang Vieng selbst ist einfach nur eine Aneinanderreihung von Gästehäusern, Kneipen und Bars. Ich war zwar vorgewarnt, aber irgendwie hatte ich da so gar keine Lust drauf. Nachdem ich mir eine passable Unterkunft gesucht hatte, schlappte ich rüber auf die Partyinsel im Fluss, wo ich mich in eine der Hängematten legte und den Leuten zuschaute, die auf dem Fluss Tubing betrieben, d.h. sich in großen LKW Reifenschläuchen saufend den Fluss runter treiben ließen. Da lag ich nun … und nach einem Beerlao gefiel mir die Bar plötzlich total gut. Es wurden Lagerfeuer angezündet und gute Musik aufgelegt, der Sonnenuntergang über den schroffen, steilen Karstbergen auf der anderen Flussseite war grandios. In der Hängematte neben mir lag eine ebenfalls allein reisende Finnin namens Elina, wir kamen gleich ins Gespräch und zogen die nächsten drei Tage zusammen um die Hütten. Und plötzlich war ich selbst ein bisschen Teil des Partygeschehens und fühlte mich wie Anfang Zwanzig. Und so benahm ich mich auch.

Nach der Party ist vor der Party

Nach der Party ist vor der Party

Tagsüber beschäftigte ich mich mit Kajak- und Höhlentouren, und am Tag darauf machte ich mit Elina eine Radtour zur sogenannten Blauen Lagune, die aber leider eher ein grüner Tümpel war. Es gab auch eine Höhle zu besichtigen, zu der wir unaufgefordert von einem 6-jährigen selbsternannten Guide geführt wurden. Er hat sich auch echt bewährt, denn er hatte nicht nur eine starke Taschenlampe in seinem Täschle, sondern warnte uns rechtzeitig vor einer im Nichts verschwindenden Klippe im Dunkeln. Da ist mir echt mal kurz ganz anders geworden, als ich den Knirps mit Badelatschen auf den rutschigen, schmierigen Felsen am Abgrund habe langklettern sehen. Schwupps isses passiert. Denkt man als Deutscher. Aber irgendwie passiert denen nichts… Oder man kriegt es halt nicht mit.

Gut, wenn man einen Laoten hat, der hinten mitpaddelt und Fotos macht

Gut, wenn man einen Laoten hat, der hinten mitpaddelt und Fotos macht

Auf dem beschwerlichen Rückweg über eine Geröllpiste names Main Road, verspürte Elina Appetit auf einen Snack und kaufte sich bei einer Frau am Straßenrand ein lecker aussehendes Fleischspießchen. Auf die vorsichtige Frage, was das für Fleisch sei, zeigte die Verkäuferin auf eine anbei stehende Kuh. Alles klar. Das Fleisch schmeckte zwar offenbar ganz gut, ließ sich aber partout nicht kauen. Nach 10 Minuten heftigen Beißens, verabschiedeten wir uns, und eine Ecke weiter flog der Spieß in den Straßengraben. Abends erzählten wir einem Bekannten von dem kulinarischen Fehlgriff – und er belehrte uns, dass die absolute Unzerkaubarkeit eindeutig auf Hundefleisch schließen ließ. Da war ich mal wieder froh, Vegetarierin zu sein.

Die Laoten essen ja übrigens alles. Auf meine Frage hin, warum es in den Höhlen denn gar keine Fledermäuse gäbe, antwortete mir ein Laote: Weil wir schlau sind und an den Ausfluglöchern Fischernetze aufspannen, so können wir alle Fledermäuse fangen – we like to eat!

Unser Vorhaben, am dritten Tag auch mal Tuben zu gehen, fiel leider wegen heftigster Regenfälle ins Wasser. Schade. Vom Kajak aus sah das wie ein netter Zeitvertreib aus. Die Fahrt auf dem Reifen scheint zwar extrem unspektakulär, da sich die Teilnehmer kaum von der Stelle bewegen. Eigentlicher Sinn und Zweck ist das Einkehren in diversen Kneipen entlang des Flusses, wo auch spektakuläre Seilbahnen und Wasserrutschen benutzt werden können.

Besonders erwähnenswert finde ich die offen zur Schau gestellten Angebote von Drogen auf Speise- bzw. Getränkekarten. Ein bisschen wie in Holland, nur dass es neben Marihuana auch Magic Mushrooms und Opium in verschiedenen Darreichungsformen gibt – bis hin zum Pilz-Knoblauchbrot. Wie ich gehört habe, hat sich schon so mancher Gast ein lecker klingendes Gericht oder Getränk mit phantasievollem Namen bestellt und unwillentlich auf eine psychedelische Reise geschickt. Ich jedenfalls habe keinerlei Experimente gewagt.

Nach drei Tagen „Sport“ und Party bin ich per Bus weiter gefahren nach Vientiane, der Hauptstadt von Laos. Im Loose steht „die entspannteste Hauptstadt Asiens“, und ich glaube, das stimmt. So entspannt und gemütlich, dass es nach Luang Prabang fast schon langweilig ist. Ich bin einmal kreuz und quer durch die Hauptstraßen, die Märkte, die wichtigsten Tempel und zum Triumphbogen gestiefelt, war beim Friseur (ohje!), dann bin ich abgereist nach Südlaos.

Nicht nur Paris hat einen Triumphbogen

Nicht nur Paris hat einen Triumphbogen

Ich hatte mir ein Ticket für einen Sleeper-Bus gekauft, da die Reise 15 Stunden über Nacht gehen sollte. Ich war ganz erstaunt, als ich sah, dass da tatsächlich echte Doppelbetten in dem Bus waren, die sogar ganz gemütlich aussahen. Zu meinem Entsetzen musste ich aber feststellen, dass die ca. 90 cm breiten Betten nicht etwa für einen, sondern für jeweils zwei Fahrgäste gedacht waren – und zwar Männer und Frauen bunt gemischt. Man musste also mit seinem evtl. völlig unbekannten Nachbarn auf Tuchfühlung in Löffelchenstellung 15 Stunden ausharren. Der Bus wurde voller und voller, mir standen schon die Schweißperlen auf der Stirn … und dann das Wunder: Ich hatte als einziger Fahrgast das Bett für mich allein!! Hab ich gut geschlafen, während sich der arme 2-Meter Mann neben mir sein Bettchen mit einem dicken Asiaten teilen musste. Da störte es mich nichtmal mehr, dass 30 cm neben meinem Ohr ein Lautsprecher asiatische Popmusik im maximaler Lautstärke rausplärrte.

90 cm Bett für zwei einander unbekannte Fahrgäste. Mann und Frau gemischt.

90 cm Bett für zwei einander unbekannte Fahrgäste. Mann und Frau gemischt.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Pakse ging’s weiter per Minivan und Boot bis nach Si Phan Don, den 4.000 Inseln im Mekong, nahe der Grenze zu Kambodscha. Der Mekong verzweigt sich hier hundertfach, und überall sind Inseln, von ganz klein bis ziemlich groß. Der Fluss hat hier schon gewaltige Dimensionen, er wirkt eher wie ein großer See. Das ist der Ersatz für die nicht vorhandene Küste. Und kann voll mithalten mit jedem Strand am Meer, jedenfalls für meinen Geschmack. Ich habe einen kleinen Holzbungalow auf der Insel Don Det, mit Balkon und Hängematte, direkt am Wasser mit Blick auf den fabelhaften Sonnenuntergang. Zwar habe ich nur Gemeinschaftsbad, aber was soll’s. Der Ort selbst ist sehr rudimentär, es gibt keine Straßen, nur Staubwege, und einige kleine nette Restaurants und Kneipen entlang des Ufers. Sehr überschaubar, und sehr Backpacker-mäßig. Es gibt auch einen schönen Sandstrand am Mekong, nur 2 Minuten von meiner Hütte entfernt. Da war ich auch schon im Mekong schwimmen, der hier ganz grün und sauber aussieht. Echt ein schönes Fleckchen.

Man kann's aushalten.

Man kann's aushalten.

Heute habe ich mit einer Engländerin, einer Norwegerin und zwei Französinnen eine Tour zum Khon Papheng Wasserfall gemacht, dem „Niagara des Ostens“, dem größten Wasserfall in Südostasien. Der Mekong stürzt auf mehreren hundert Metern Breite ca. 20 m in die Tiefe. Sehr gewaltiges Spektakel, und im Gegensatz zu den echten Niagarafällen völlig frei von Touristen. Es gab nichtmal was zu essen in der Bude an der Aussichtsplattform.

Die Niagarafälle des Ostens

Die Niagarafälle des Ostens

Danach haben wir uns an eine Stelle im Mekong schippern lassen, wo man einige der letzten Irrawaddy Delphine beobachten kann. Und wir hatten tatsächlich Glück! Ungefähr eine Stunde lang trieb sich eine Gruppe von sechs Delphinen um unser Boot herum. Sie tauchten alle paar Minuten schnaubend auf, man sah kurz ihre Rücken auftauchen, dann waren sie wieder weg. Spitze!

Den Nachmittag verbrachte ich mit den Mädels in einem Restaurant und am Strand, nachher treffen wir uns wieder zum Abendessen und auf einige Drinks. Hier könnte ich es aushalten. Aber übermorgen stehen mir wieder 14 Stunden Busfahrt bevor – rein nach Kambodscha.



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8 Antworten zu “Vang Vieng, Vientiane, Don Det”

  • Nico sagt:

    Hi Marion,

    schön wieder einen deiner supereinträge zu lesen. Hab mir schon sorgen gemacht bei der langen pause. 😀 Das mit dem Tuben klingt ja nach einem super Kultururlaub. Betrunken in einem LKW Reifen den Fluß runterzutreiben von einer Kneipe zur nächsten. Das hat was!!! 😀 Freut mich das es dir immer noch gutgeht. Hier in DE versinkt gerade alles im Schnee. Selbst in good old KA ist alles weis und gerade schneit es. Das sind wir hier ja gar nicht mehr gewohnt. Sowas gabs ja zuletzt regelmäsig vor gefühlten 15 Jahren oder so. Genieß weiter deinen tripp in Phantastische Länder. Bis bald 🙂 und vorsicht bei Pilzgerichten. LG Nico

  • Claudia sagt:

    Hi Marion,
    bin endlich auch wieder mal online und wünsche Dir, dass das ganze Jahr 2010 so toll für dich bleiben möge wie es angefangen hat und du bis mindestens Jahresende gegen Alltagsfrust immun bist!
    Deine Berichte haben sich wie immer toll gelesen und und wenn man hier mit kalten Füßen im Büro sitzt, dann läge man auch lieber in so ner bequemen Hängematte und ließe es sich gut gehn – dafür würde man auch gerne ein paar Pusteln am Bein in Kauf nehmen.
    Hier läuft ja grade das Kontrastprogramm und wir versinken im Schnee. Ich war diese Woche an der Ostsee, da ist mittlerweile Katastrophenalarm wegen Schnee, fehlendem Streusalz und gnadenloser Überforderung. Das war fast auch ein bisschen wie Abenteuerurlaub und das mitten in Deutschland 🙂
    Pass gut auf dich auf und berichte weiter aus deiner exotischen Welt, Liebe Grüße C

  • UtaUndKlaus sagt:

    Liebe Marion,
    gehts Dir gut?
    Ich habe schon geträppelt in Erwartung Deines nächsten Blogs. Aber jetzt ist er da.
    Und wir haben wieder alles miterlebt.
    Siehste, Ballerman lässt grüßen und steckt offenbar auch an, wenn man sich mal reinmischt. Recht so, lass die Finger weg von gebratenen Hunden und Katzen und Fledermäusen und Magic Mushrooms und Pilz-Knoblauchbrot und ….
    Bei uns kehrt jetzt auch langsam der Winter ein. Ab morgen wird es immer kälter und es wird viel regnen und stürmen. Wir haben uns doch schon so an die moderaten Temperaturen gewöhnt.
    Viel Spaß in Kambodscha, hüte Dich vor versprengten Roten Khmer und pass verstärkt auf, Kambodscha ist nicht Myanmar.
    Originalton Auswärtiges Amt:
    „Alleinreisenden wird zu besonderer Vorsicht geraten.“
    „Insbesondere bei Fahrten mit Motorradtaxis und Tuk-Tuks ist erhöhte Wachsamkeit angezeigt, da häufig Taschen von vorbeifahrenden Motorradfahrern weggerissen werden und Verletzungen der Bestohlenen dabei billigend in Kauf nehmen“
    „Alle Reisen auf dem Landweg sollten nach Möglichkeit so geplant werden, dass das Ziel mit Sicherheit vor Einbruch der Dunkelheit erreicht werden kann“

    Mach et juut. Halte die Ohren steif. Pass auf Dich auf.

    Uta und Klaus

  • Mark Müller sagt:

    Hi Marion,
    das hat ja gedauert mit dem nächsten Blog-Eintrag nach Silvester.
    Nicht so schlimm ich war jetzt eh ein paar Tage offline und hab mich durch die verschneiten Wälder Frankens geschlagen. Winterurlaub in Deutschland war endlich mal wieder möglich. Jetzt soll aber Regen kommen und der ganze schöne Schnee wird wohl in Matsche übergehen (ganz toll).
    Ich dachte ja auf deiner Reise musst du irgendwann, um nicht zu verhungern, mit dem Vegetariertum aufhören, weil die Schlitzaugen ja alles futtern was bei drei nicht im Busch verschwunden ist. Aber weit gefehlt!
    Beim lesen ist mir an der Hundespießstelle kurz richtig das Wasser im Mund zusammengelaufen. Also ich hätte gerne probiert.
    Ich glaub ich fang jetzt an auf Laos zu sparen.
    Hunderagout an Pilzen der Region, und danach ein Pfeifchen.
    Wenn ich daran denke wird mir ganz schwindelig vor Erwartung.
    Bon courage
    Mark

  • holle sagt:

    Ahoi Marion, a holiday in cambodia, where people dress in black…

    ich glaub, dein dad hat recht! immer schön die augen aufhalten und obacht dort! wobei die roten khmer wohl eher im kongo als söldner unterwegs sein werden, oder in der tat zum taschendieb umschulten. aber man weiß ja nie. weiterhin vergnügliche tage und bis bald.

    fröstelnde grüße aus der eiswüste

    holle san

  • Benjamin Linus sagt:

    Hi Marion,

    ich wünsche Dir alles erdenklich Gute für das Jahr 2010 und noch einige aufregende Wochen im schönen Asien. Bin in letzter Zeit leider nicht viel dazu gekommen, Dein Blog zu lesen, hole jetzt aber einiges nach. Schön, dass du immer noch so eine gute Zeit hast. Fand deine Erzählung von dem weltlich interessierten Mönch sehr unterhaltsam. Es scheint zu stimmen, dass man auf solchen Reisen einige wirklich außergewöhnliche Charaktere kennen lernt. Freue mich, wenn Du zurück kommst, bis dahin aber noch viel Spaß!

    LG

    Benjamin Linus

  • Martina Brugger sagt:

    Hallo Marion,

    das Liegen in den Hängematten sieht super gemütlich aus. Und der Reisebus ist sicher mit dem eigenen Partner an der Seite kuschelig bequem. Ich hätte an Deiner Stelle auch ganz schön geschwitzt, wer da evtl. noch neben mich kommt. Da hast Du noch mal Glück gehabt. Als ich einmal allein über Hong Kong nach Peking geflogen bin, hatte ich so einen dicken, unsympatischen, schnarchenden Asiaten neben mir im Flugzeug. Habe damals kein Auge zugetan. Ich wünsche Dir auf jeden Fall noch viel Spaß und außergewöhnliche (schöne) Erfahrungen. Würde mich freuen Dich mal wieder zu sehen, wenn Deine Reise vorbei ist.

    Viele liebe Grüße
    Deine Cousine Martina

  • uli sagt:

    liebste miezi,
    wollte dir ein bisschen verspätet auch noch das allerbeste fürs neue jahr wünschen! ich hoffe, dass alles weiter so schön weitergeht wie bis jetzt.
    wie es momentan in deutschland aussieht, hast du ja schon gehört – in hamburg isses aber ziemlich moderat. ausserdem ist so ein richtiger winter ja auch mal ganz nett (zugegebenermassen wäre ich aber lieber bei dir im sommer…).
    was machen deine hacksen? schick mir doch mal ein aktuelles foto vom verlauf. würde mich sehr interessieren.
    so, da ich gerade ins saturday night fever gerade, geh‘ ich gleich mal in die disko.
    dicke küsse,
    dein mohrle

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