One Last Night in Bangkok
22 02 2010Mein dreitägiger Trip in die Halong Bucht war wetterbedingt leider ein Flop. Die Bucht selbst ist wunderschön! Aber wenn man sich beim Anschauen den Arsch abfriert und das Wetter grau und trüb ist, dann hält sich die Freude in Grenzen. Das Boot war komfortabel, aber leider unbeheizt. Besonderen Lokalkolorit bekam die Fahrt während der Mahlzeiten an Bord, weil ich neben drei Vietnamesen saß, die zwar zwischenzeitlich in die USA ausgewandert und zu Geld gekommen waren, aber ihre Tischmanieren trotzdem beibehalten hatten. Das war ein Gekodder, Gerotze und Geschlürfe, dass mir fast jeder Bissen im Hals stecken blieb. Ich spülte den Frust mit reichlich heißem Tee und Dalat Wein runter. Das half.

Halong Bay. Bei sonnigem Wetter bestimmt ein Traum!
Am ersten Tag wurde eine Höhle angesteuert, die ihren Namen „Surprise Cave“ zurecht trägt. Die Höhle war geräumig, voller bizarrer Stalakmiten und -titen und außerdem kunterbunt beleuchtet. Das sah toll aus! Ein echtes Highlight!

Surprise Cave
Am zweiten Tag schipperten wir auf eine Insel, wo wie uns sportlich betätigen, sprich wandern oder radfahren sollten. Ich entschied mich fürs Radeln, erhielt ein winziges Mountainbike in Vietnamesengröße und strampelte los. Nach einer halben Stunde kehrte ich wieder um, weil mir ohne Handschuhe fast die Finger abfielen.
Danach ging es nach Monkey Island, eine Privatinsel mit kleinen Bungalows und Traumstrand. Bei schönem Wetter bestimmt total super. Bei 8°C aber kein angenehmer Aufenthaltsort, zumal weder der Speiseraum noch der Bungalow beheizt war. Ich verbrachte fast den ganzen Tag im Bett unter der Decke, um mich warm zu halten. Das angekündigte Lagerfeuer fiel wetterbedingt aus (wobei ich die Logik dahinter nicht verstand), ebenso das versprochene Coconut-Wine Trinken (wurde über Tet alles weg gesoffen). Und außer einem einzigen grauen, gelangweilten Tier gab es auch keine Affen zu sehen. Enttäuschend.
Ich war froh, als ich am Abend des dritten Tages wieder in meinem Hotel in Hanoi ankam und erstmal ne heiße Dusche nehmen konnte. Am nächsten Morgen ging mein Flug nach Bangkok. Von 8°C nach 38°C. Oh Mann, wie gut die Hitze tut! Ich liebe die heiße, schwüle Smogluft von Bangkok!!
Hier habe ich die letzen drei Tage mit der sofortigen Erfüllung aller Wünsche und Bedürfnisse verbracht, die mir spontan in den Sinn kamen: Stundelange Shoppingtouren, Fressgelage und Massagen. Einfach traumhaft.
Heute war ich mal wieder im Siam Paragon, meinem Lieblings-Einkaufscenter. Im Untergeschoss gibt es das Bangkok Sea-World, das größte Aquarium Südostasiens. Das musste ich als Fischfreundin natürlich anschauen. War auch super, vorallem die Abteilung „Bizarre Unterwasserwelt“ und das Haibecken.

In echt sah der viel größer aus ...
Danach musste ich mich erstmal in der Fressetage stärken. Als Nachtisch war mir nach Obst … ich kaufte 20 Passionsfrüchte, um mich an meinem Lieblingsobst mal so richtig satt zu essen. Und außerdem gab ich der Durian (Stinkfrucht) noch eine zweite Chance. Die hatte ich ja bisher nur als Eiscreme probiert, und das hatte nicht so toll geschmeckt. Aber es muss ja einen Grund haben, warum die Asiaten so verrückt nach dieser Frucht sind. In der Obstabteilung gab es eine Extra Durian Auslage – ähnlich wie bei einer Käsetheke werden die Fruchtstücke nach „hart“, „medium“ und „soft“ unterschieden, wobei letztere Sorte am intensivsten schmeckt (und riecht). Wenn schon denn schon: Soft!
Da ich das Obst ja nicht in der Shopping Mall, sondern lieber im Park essen wollte, machte ich mich strafbar, indem ich verbotenerweise die Stinkfrucht im Skytrain beförderte. Ich ging davon aus, dass der Verdacht nicht auf mich fallen würde, wenn es im Abteil plötzlich anfangen würde zu stinken. Und das tat es auch, Mann oh Mann. Kaum hatte die Durian ihr Kühlregal verlassen und befand sich in der heißen Außenluft, verströmte sie ihren käsigen Leichengestank. Die anderen Fahrgäste schauten sich irritiert im Zug um, aber ich tat das selbe und freute mich still.

Cremige Durian. Schade, dass es noch kein Geruchs-Internet gibt.
Im Park machte ich es mir auf einer Bank am See bequem, befreite die gelblichen, weichen Durian Segmente von ihrer Klarsichthülle und fing an zu löffeln. Die Konsistenz war cremig unter einer dünnen, festen Haut, das Fleisch von haarigen Fasern durchsetzt. Erstmal eher unappetitlich.Es hat mich einige Überwindung gekostet, die Substanz in den Mund zu schieben. Aber wie Anthony Bourdain schon in seinem Buch „Ein Küchenchef reist um die Welt“ versprochen hat: Man wird durch einen der köstlichsten Geschmäcker überhaupt belohnt. Wie intensive Creme Brulee mit Vanillearoma, schön süß (aber nicht zu süß) und dazu noch ein merkwürdiger aber angenehmer Eigengeschmack … ein Traum!
Nach der Durian aß ich so viele Passionsfrüchte, wie ich in meinem Magen noch unterbringen konnte – auch das ein kulinarisches Highlight. Während ich da so saß und meine Maracujas löffelte, stieg plötzlich direkt vor mir ein gigantischer Waran aus dem See. Das Viech war gute 2 Meter lang! Es wanderte gemütlich auf mich zu und suchte nach Futter. Ich bot ihm Durian und Maracuja an, aber das lehnte es ab. Der Waran scharwenzelte eine Weile behäbig um mich rum und verschwand dann in einem Erdloch, einige Meter von mir entfernt. Ich schlich mich an und spähte in die Höhle hinein. Der schuppige Waranschwanz schaute noch raus, ansonsten war die Echse völlig verschwunden. Natürlich konnte ich mich mal wieder nicht beherrschen und zog am Schwanz, aber ohne Reaktion. Muss ein sehr gelassener Waran gewesen sein.

Freilaufender Saurier im Lumpini Park
Nach dem Lumpini Park spazierte ich zum Banyan Tree Tower, genehmigte mir zum Sonnenuntergang in der Moon Bar auf der 61. Etage einen Cosmopolitan und fuhr per Tuk Tuk zu meinem Hotel zurück. Und jetzt sitze ich hier in einer schicken Backpacker Bar und beende meinen Blog. Morgen früh hat das Lodderleben ein Ende. Mein Flieger startet hier um halb 10, Mittwoch Abend bin ich wieder daheim.
So schnell geht das. Ich verabschiede mich von Asien mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich hatte die spannendsten, erlebnisreichsten und bestimmt tollsten vier Monate meines Lebens. Jeder Tag war anders als der andere und voller Überraschungen, ich habe jede Minute genossen und würde gerne noch ewig so weiter reisen. Ich habe viele tolle Menschen kennen gelernt, mit einigen bleibe ich bestimmt auch in Kontakt (Facebook sei dank). In den ärmsten Ländern der Welt habe ich einen Reichtum erfahren, der mit Geld nichts zu tun hat. Ich habe gelernt, viele Dinge neu zu bewerten, Problemen gelassener zu begegnen und keine Angst vor dem Ungewissen zu haben. Ich habe gelernt, mich auf mich selbst zu verlassen und mit jeder noch so unerwarteten Situation umzugehen. Ein Traum hat sich erfüllt, und dafür bin ich unendlich froh und dankbar.
Ich freue mich aber auch wieder auf zu Hause. Ich freue mich darauf, endlich wieder selbst zu kochen, ich freue mich auf meine Wohnung, meine Auswahl an Klamotten (fünf T-Shirts für vier Monate, das wird echt öde), auf die Fußball WM, auf die neue Lost Staffel, auf deutsche Schokolade und deutsches Bier, auf geregelten Straßenverkehr, die schöne Umgebung von Karlsruhe und auf ganz vieles mehr.
Aber am aller-allermeisten freue ich mich auf Euch! Denn obwohl ich mich allein pudelwohl gefühlt habe und auch oft Gesellschaft hatte – Ihr habt mir echt gefehlt! Und deshalb eile ich jetzt schnell ins Hotel zurück, packe meinen Rucksack … und dann nichts wie heim! Bis Morgen!

Tschüss Asien! Hallo Karlsruh'!
Hi Marion,
super zuende gebracht dein Blog. Ich werde es richtig vermissen deine Abenteuer zu lesen. Schade das das Wetter in der Ha Long Bay nix war und der tripp so lala. Aber immerhin warst du auf MONKEY ISLAND(tm) 😀 Hast du den dreiköpfigen Affen gesehen?? (hehe, mal sehen ob du den kennst). Ich wünsche dir einen guten Heimflug und freue mich darauf bald mit dir was trinken zu gehen. Hier wird es langsam Frühling, bin heute extra früher ausm Geschäft und mitm Rad an die Alb gedüst. Die erste halbe stunde war etwas zäh 😉 Bis ich an der Tanke luft in meine Reifen pumpen konnte.
Bis bald und lieber gruß
Nico
PS: N Waran am Schwanz ziehen nur um zu gucken was passiert? Oh man dich Schockt echt gar nix mehr. Solange deine Finger drann bleiben!! 😀
Hallo Marion,
Ja, alles hat mal ein Ende, wenn es noch so schön war. Zum Glück werden die Erlebnisse dieser großartigen Reise Dir niemand mehr nehmen können.
Wir Zuhausgebliebenen haben aber durch Deine herrlichen Berichte mitreisen dürfen und waren immer in Gedanken bei Dir.
Nun freuen wir uns auf Deine Rückkehr und werden Dich hoffentlich gesund und glücklich in die Arme nehmen können.
Guten Flug, und bis bald
Renate und Siegfried
Hallo Marion,
vielen Dank für deinen fantastischen blog. Ich habejede Zeile genossen.Ich habe alles mit viel Freude gelesen. Herzlich willkommen wieder zurück bei uns in Karlsruhe.
Alles Liebe Rosi
Liebe Marion,
gehts Dir gut?
Wir werden deinen Blog vermissen. Berichte doch einfach über Deine Karlsruher Erlebnisse 🙂
Typisch für Dich, den Waran am Schwanz zu ziehen. Glück gehabt ?! Bring doch ne Stinkfrucht im Flieger mit. Da kannst Du Dir viele Freude machen 🙂 Ob das mit „erstaunt und unbeteiligt tun“ nochmal funktioniert?
Egal wie…
… mach et juut. Halte die Ohren steif. Pass auf Dich auf und bleib gesund.
Guten Flug und willkommen in Old Germany.
Uta und Klaus
Und schwups isses vorbei! Hast ja vorher Mensch udn Tier nochmal ganz schön geärgert *tsts
Das Bild mit dem beleuchteten Stalakmiten erinnert mich übrigens an etwas anderes. Aber vielleicht bin ich einfach zu versaut 🙂
Also, dann leb DIch erstmal wieder gut hier ein !
Grüße
Jan
Hey Indiana Jones
Wie schade! Schon vorbei … 🙁
Habe Deine Artikel immer voller Spannung gelesen und täglich auf Neuigkeiten und lustige Geschichten von Dir gehofft.
Lass Dich nicht vom Alltag überrollen und bewahr Dir die Gelassenheit.
Freu mich Dich irgendwann wieder in KA zu treffen.
Liebe Grüße
C