Road to Mandalay

5 12 2009

Ich bin jetzt seit 3 Tagen in Mandalay. Die Bootsfahrt von Bagan hierher war sehr exklusiv – ich hatte das Passagierschiff „Malikha II“, das für 130 Passagiere ausgelegt ist, ganz für mich allein. Ich war sage und schreibe der einzige Fahrgast, 7 Servicekräfte waren für mich da und boten mir alle 30 Minuten Tee und Kaffee an („It’s for free!“). Die Fahrt ging morgens um halb 6 zum Sonnenaufgang los, gemütlich mit 16 Knoten den Ayeyarwady hoch. Das ist ein Fluss ungefähr so breit wie der Rhein, und man kann schön das Leben der Leute am Fluss beobachten, wie sie sich und ihre Wäsche waschen, Wasser in großen Töpfen auf dem Kof abtransportieren, wie ihre Zeburinder am Fluss trinken, die Kinder im Wasser baden … und alle winken, wenn man vorbei schippert. Abends kurz nach Sonnenuntergang waren wir in Madalay.

Der legendäre Ayerawady von meinem Privatschiff aus

Der legendäre Ayerawady von meinem Privatschiff aus

Ich nahm mir am Hafen eine Trishaw – das ist eine Fahrradrikscha wo der Fahrgast in einer Art Beiwagen rechts neben dem Fahrer sitzt – und ließ mich zum Hotel meiner Wahl karren, ins Hotel „Nylon“ (wurde im Loose empfohlen). Ist ganz ordentlich, mit schönem eigenem Bad (wobei schön relativ ist), großem Doppelbett, TV, AirCon etc für 6 EUR inkl. Frühstück. Da kaum Touristen in Burma sind, hat man immer die freie Wahl. Man muss nie was vorreservieren, immer ist alles frei.

Am nächsten Tag schaute ich mir die Stadt erstmal zu Fuß an, musste aber leider feststellen, dass der klangvolle Name etwas irreführend ist. Die Stadt ist ziemlich laut, staubig bis schmuddelig und insgesamt irgendwie nicht so atmosphärisch wie Yangon. Trotzdem fühle ich mich auch hier ganz wohl, das Leben findet auf der Straße statt und man hat immer was zu gucken. Ich steuerte als erstes das exklusivste Kaufhaus der Stadt an, weil ich nach meinem Siechtum in Bagan einen Wahnsinnsheißhunger auf Schokolade, Kekse und Cola hatte. Das fand ich da auch alles, ich gönnte mir eine Rittersport Marzipan, die mit ihren 3 Dollar so viel kostete wie ein Arbeiter hier am ganzen Tag verdient. Sorry, konnte ich keine Rücksicht drauf nehmen.

Dann wanderte ich in das Viertel der Goldschläger. Das ist ein unglaublich anstrengendes schweißtreibende Handwerk, bei der in einem aufwändigen Verfahren mit schweren Hämmern aus Minigoldbarren die hauchdünnen Goldfolien gehämmert werden, die von Gläubigen Buddhisten gekauft und auf Heiligtümer geklebt werden. Beim Anblick der Arbeiter würden jedem Arbeitsschutzbeauftragten die Haare zu Berge stehen. Barfuß und ohne jeden Ohrschutz hämmern die stundenlang auf das Gold ein, das ist ohrenbetäubend laut. Aber die Jobs sind total begehrt.

Dann war ich im Mahamuni Tempel, wo die Goldfolienplätchen direkt an den Mann gebracht werden. Die Buddhastatue dort ist eine der heiligsten auf der Welt, sie soll von Buddha selbst geweiht worden sein, vor über 2000 Jahren. Die Gläubigen pilgern scharenweise in den Tempel und bekleben die Statue mit dem Blattgold, so dass ihre Form mittlerweile bis zur Unkenntlichkeit deformiert wurde. Die Hände kann man schon gar nicht mehr sehen. Nur das Gesicht ist noch so wie früher, da darf keiner ran. Und unter dem Kopf dann dieser riesige, unförmige, hubbelige Goldleib. An manchen Stellen ist die Goldschicht 45 cm dick. Man schätzt, dass da so um die 12 Tonnen Gold dran kleben. Hätte ja auch gerne mitgemacht, aber leider bleibt das Vergnügen den Männern vorbehalten. Frauen dürfen die Statue nur von Weitem anbeten.

Der heiligste Buddha im Land, unförmig vor lauter Goldgaben

Der heiligste Buddha im Land, unförmig vor lauter Goldgaben

Von da habe ich mich per Trishaw an den Mandalay Hill fahren lassen und bin die fast 1000 Stufen auf den Berg hochgestiegen. Unterwegs kann man sich schön auf den vielen Bänkchen ausruhen und Getränke kaufen, man kann’s also ganz gemütlich angehen lassen (was ich auch getan hab). Unterwegs gibt’s dann auch noch viele Buddhastatuen und andere Sachen anzugucken. Von oben hat man dann einen tollen Blick über die Stadt und den Ayayarwady. War gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang da, sehr pittoresk.

Als ich wieder unten ankam bot sich mir ein neuer Trishaw Fahrer an, der sich als Maung Win Nying vorstellte und der stolz angab, dass Loose ihn persönlich empfehle. Was tatsächlich stimmte. Er sprach ganz gut englisch, war sehr nett und hilfsbereit … also engagierte ich ihn für den restlichen Abend und den ganzen nächsten Tag. Er brachte mich in mein Wunschlokal (wo ich mal wieder der einzige Gast war) und danach ins Marionetten Theater. Ich hab mir gedacht: Wenn man schon in Burma ist, gehört eine klassische Marionetten Aufführung einfach dazu. Das war auch wirklich total toll, sehr kunstvolle Puppen, ein eigenes kleines Orchester, das total schräge Musik gespielt hat und dazu die wild rumtanzenden Marionetten. Leider kann man die gespielten Geschichten irgendwie so gar nicht nachvollziehen, aber egal. Die Show ging eine Stunde, danach brauchte ich Ruhe. Maung radelte mich dann in mein Hotel zurück.

Bizarre Marionetten-Show

Bizarre Marionetten-Show

Dort holte er mich um 9 heute morgen ab und fuhr mich mit seinem kleinen blauen Mazda Taxi in der Umgebung von Mandaly rum. Zuerst zeigte er mir in und um Mandalay die verschiedenen Viertel der Kunsthandwerker – Marmor Steinmetze, Holzschnitzer, Seidenweber usw. Man wird ganz wahnsinnig, weil es so unglaublich tolle Sachen zu so total unglaublich günstigen Preisen gibt – aber wie soll man das ganze Zeug schleppen?? Und mit der Post schicken ist ziemlich teuer.

Mein Taxi und ich hinten drauf

Mein Taxi und ich hinten drauf

Anschließend fuhren wir nach Sagaing, wo ein unangekündigter Marsch verschiedene Berge rauf und runter anstand. Er mit seinen strammen Trishaw Waden hatte da ja kein Problem mit, aber ich …. ich hätte nach 2 Stunden Besichtigungstour gerne mal interessehalber meinen Blutzuckerspiegel gemessen. Ich sah schon doppelt vor Hunger und Erschöpfung. Diesen Zustand überwand ich kurzfristig beim grausigen Anblick einer in einem Glaskasten ruhenden Mönchsmumie. Der Mann ist seit 24 Jahren tot und sieht ganz ausgetrocknet aus …. und seit 24 Jahren wachsen seine Haare und Nägel weiter, so dass sein Kopf alle 2 Monate geschoren werden muss, was die Mönche des benachbarten Klosters gerne übernehmen. Das ist ja mal wieder ne Story nach meinem Geschmack.

In einem der Tempel könnte man sich gratis an Thanaka bedienen, das ist die bereits erwähnte gelbliche Holzpaste, die sich die Frauen hier ins Gesicht schmieren. Mein Führer bestand darauf, dass ich das doch mal ausprobieren sollte, nur ganz wenig, also sagte ich okay. Er rieb die Holzstücke mit Wasser auf einer Marmorplatte zu einem gelben Brei und fing an, mir den Pamp ins Gesicht zu schmieren. Von wegen dezent. Bevor ich protestieren konnte, trug er das Zeug großzügig flächig auf dem ganzen Gesicht auf, sogar auf den Augenlidern. Man kann hier ja auch nichts ablehnen, das ist grob unhöflich. Er war so begeistert, da wollte ich ihm die Freude nicht nehmen. Alla, wenn’s schee macht. Nach 10 Minuten fing der Brei aber an zu trocknen und wurde ganz starr, so dass ich kaum noch in der Lage war zu sprechen oder irgendwelche Mimik zu äußern. Super. So sollte ich dann den ganzen Tag rumlaufen. Als mich Maung am Gesicht rumpuhlen sah, rief er immer gleich „No no no, it’s very goog! It’s cooling! Leave it on!“ Also wurde ich die Maske nach und nach heinlich los, immer wenn er nicht hinschaute kratzte ich Schicht für Schicht ab. Abends war ich fast Thanaka-frei. Ich bereue, dass ich kein Foto gemacht habe.

Anschließend ging’s weiter nach Amarapura wo eines der Myanmar Highlights zu besichtigen ist: Die U-Bein Brücke. Das ist mit 1,2 km die längste Teakholzbrücke der Welt und wirklich toll anzuschauen. Nur Fußgänger sind darauf unterwegs um den Taungthaman See zu überqueren, die Landschaft ist wie aus dem Bilderbuch und auch die Leute auf der Brücke sind sehr interessant – viele Mönche in ihren roten Roben, Frauen mit Kopflasten, Kinder in Schuluniformen und auch einige Devotionalienverkäufer. Und auch einige bettelnde Leprakranke, die einem ihre grausigen Stümpfe entgegen strecken. Wahnsinn, ich hatte gar nicht gewusst, dass es diese Krankheit noch gibt! Habe versucht, jedem was zu geben, bis mein Kleingeld alle war. Mensch die armen Leute! Was mir außerdem ein Dorn im Auge war, waren die Eulenverkäuferinnen. Die stehen da mit kleinen geflochten Käfigen voller Eulen in der prallen Sonne. Es ist für Buddhisten eine gute Tat, so einen Vogel frei zu kaufen und fliegen zu lassen. Gibt gutes Karma und bringt Freiheit und Glück. Oh Mann. Ich weiß, man soll das ja nicht unterstützen, aber ich konnte nicht anders …. am liebsten hätte ich alle Eulen frei gekauft, habe dann aber nur eine frei gelassen. Oh Man oh Mann, da kauft man für einen Euro eine Eule frei, während einem die Leprakranken dabei zuschauen, die das Geld ja auch gut brauchen könnten. Aber die haben zustimmend genickt, also hatte ich kein schlechtes Gewissen. Also echt, hier sieht man schon Sachen …

Maug und ich auf der Brücke

Maung und ich auf der Brücke

Blick von der Brücke. John Deere ist hier unbekannt.

Blick von der Brücke. John Deere ist hier unbekannt.

Aber ich glaube, das am häufigsten fotografierte Motiv auf der Brücke war: ich. Zeitweise wurde ich von Gruppe zu Gruppe weiter gereicht. Die Leute fragten höflich an, scharten sich dann um mich, hielten mit mir Händchen und verbeugten sich anschließend überschwänglich. Ich weiß auch nicht was die dazu treibt, vielleicht finden die mich total bizarr, weil ich so riesig bin im Vergleich. Ständig sprechen mich die Leute an und stellen mir höflich sehr indiskrete Fragen, z.B. wie alt ich bin und ob ich Single bin. Aber nicht nur Männer, auch Frauen fragen das. Dann nicken sie wissend, bedanken und verabschieden sich. Ein komisches Gefühl (aber auch irgendwie gut).

Morgen habe ich Maung Win Nying nochmal gebucht. Er zeigt mir noch ein paar Sachen, und will mich auch zu fairen Geldwechslern bringen. Mal schauen, ob ich dann morgen Nachmittag weiter reise oder noch einen Tag da bleibe. Ist das schön, wenn man so ganz spontan planen kann!



Bagan

1 12 2009

Bin seit vier Tagen in Bagan. Aber erstmal eine kurze Schilderung der Anreise: Los ging’s am Donnerstag um vier aus Yangon mit dem Nachtbus, 14 Stunden Fahrt mit einem Bus voller Asiaten, ich die einzige Wetslerin an Bord. Wie befürchtet wurde gleich mal eine DVD eingelegt, ein Live-Mitschnitt der burmesischen Superstars „Iron Cross“, die Hits wie „The Summer of 69“ oder „La Isla Bonita“ auf burmesisch covern und als ihre eigenen Kreationen verkaufen. Tatsächlich sind fast alle Burmesen jeder Alterstufe Fans der Band und total stolz drauf, dass ihr Land so tolle Musik hervorgebracht hat. Danach wurde eine züchtige Soap-Opera billigster Machart vorgeführt, und zu fortgeschrittener Stunde, als ich eigentlich schlafen wollte, kamen dann die Kung Fu Filme, wo sich kleine Männer unter ohrenbetäubendem Gekreische und Gebrülle gegenseitig aufs Maul hauten. Gegen zwölf war dann Ruhe und man konnte schlafen. In jeweils ca. 2 stündigen Intervallen, dann kam wieder ein militärischer Kontrollposten, der mich an die DDR erinnerte, und alle mussten ihre Pässe zeigen. Mir kam es so vor als hätten die Kontrollettis noch nie nen deutschen Pass gesehen, sie fragten misstrauisch wo ich her sei und wie ich heiße und was ich wolle. Aber sie ließen mich zum Glück weiter reisen, nachdem sich mich als „Marion Andrea“ in ihre Liste eingetragen hatten. Die Fahrt war auf jeden Fall jeden Pfennig wert, eine echte Erfahrung – von der Videodarbietung über meinen grenzdebilen Sitznachbarn, der mich immer mit seinen knallroten Betelzähnen angrinste über die Reifenpannen, den Motorschaden, das schmuddelige Restaurant, in dem wir Abendessen sollten bis zu den Militärposten. Echt Burma.

Morgens um 6 kamen wir in Bagan an. Ich ließ mich per Pferdekutsche (dem Hauptverkehrsmittel hier!) in das Guesthouse meiner Wahl im Ort Nyaung-U fahren, das auch wirklich sehr gemütlich, zentral und billig ist (ca. 8 EUR inkl. AC, eigenem Bad, TV). Nach einer kurzen Verschnaufpause schnappte ich mir eine neue Kutsche, mietete diese gleich mal für den ganzen Tag (7 EUR) und ließ mich gemütlich ins Pagodenfeld kutschieren.

Blick vom Hotel: fast nur Kutschen unterwegs

Blick vom Hotel: fast nur Kutschen unterwegs

Ich bin jetzt seit vier Tagen in Bagan, und kann ohne zu übertreiben sagen, dass das der schönste Ort ist, den ich je gesehen habe. Man könnte heulen, so unglaublich schön ist das.

Auf einer Fläche von ca. 40 Quadratkilometern stehen heute noch 2230 Pagoden, Tempel und Stupas. Das Land selbst ist relativ trocken mit Palmen, Kakteen und Sesamfeldern, und alle paar hundert Meter steht so ein Bauwerk aus rötlichem Stein. Wenn man da hoch steigt und sich umschaut ragen überall die spitzen Monumente aus der Landschaft, soweit das Auge reicht. Unglaublich.

Am zweiten Tag bin ich schon um 5 aufgestanden, habe mir ein klappriges Rad geliehen und bin in der Dunkelheit zur Tayokpye Pagode gestrampelt, um den Sonnenaufgang anzuschauen. Leider können weder Worte noch Fotos auch nur ansatzweise wiedergeben, wie schön das wirklich aussieht. Hier mal ein paar Impressionen:

Sonnenaufgang - fast schon kitschig

Sonnenaufgang - fast schon kitschig

Und das 360 Grad rundum

Und das 360 Grad rundum

Ich war wirklich da

Ich war wirklich da

Nachmittags habe ich mir von einem 14-jährigen Jungen namens Lin Lin, den ich unterwegs kennengelernt hatte, die Highlights zeigen lassen. Wir sind zusammen mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren und er hat mir alles erklärt. Zum Dank habe ich ihm einige seiner Bilder abgekauft, das hat ihn so gefreut, dass er auf der ganzen Heimfahrt gesungen hat.

Gestern bin ich dann wieder auf eigene Faust rumgefahren, habe mich ein bisschen im Dorf umgeschaut und nachmittags vier Stunden auf meiner Lieblingspagode gesessen, gelesen und die Bauern bei der Ernte beobachtet. Wie bei uns vor 100 Jahren, mit Ochsenkarren und Dreschflegeln. Dabei haben sie viel gelacht und gesungen. Die Menschen sind hier zwar teilweise extrem arm – aber von Elend keine Spur, jedenfalls nicht hier in Bagan. Wo man hinschaut freundliche Gesicher, höfliche Umgangsformen, viel Gelächter und Zusammenhalt. Mir kommen die Leute überhaupt nicht unglücklich oder unzufrieden vor –  jedenfalls weniger als bei uns. Ich fühle mich jedenfalls sehr wohl hier.

Gestern lernte ich dann in meinem Guesthouse einen älteren Frankfurter namens Alexander kennen, der gerade dabei war, im Hinterhof einen Kartoffelsalat und Fischsuppe zu kochen. Er meinte, man können sich auf die Hygiene in den Restaurants ja nicht verlassen, daher koche er generell immer alles selbst. Morgens war er auf dem Markt gewesen, hatte frischen Fisch und Gemüse gekauft und den bereite er jetzt zu. Er lud mich zum Mitessen ein, was ich auch tat.

Seit gestern Abend liege ich jetzt mit Brechdurchfall, Schüttelfrost und Bauchkrämpfen auf meinem Zimmer. So viel zum Thema Hygiene. Mittlerweile geht’s zum Glück wieder besser. Die Hotelinhaberin hat irgendwann auch geklopft weil ihr aufgefallen war, dass ich noch nicht aus meinem Zimmer aufgetaucht war. Sie hat mich dann mit Tee und Elektrolytpulver versorgt, die Gute.

Schade, eigentlich wollte ich ja morgen einen Tagesausflug zum Mount Popa machen, da ist morgen ein Spektakel zu Ehren der Nats (Geister), mit Tausenden von Pilgern. Wäre bestimmt sehr interessant geworden, aber ich traue mich noch in keinen Bus. Jetzt mal abwarten wie’s mir morgen geht und ob ich das Haus verlassen kann.Und wenn alles gut geht, werde ich wohl wie geplant am Mittwoch per Schiff nach Mandalay weiter reisen. Schade eigentlich. Hier in Bagan hätte ich’s auch noch ne Weile aushalten können.



Burma!

26 11 2009

Ich bin seit Dienstag in Burma/Birma/Myanmar. Die Einreise hat reibungslos geklappt, auch nicht groß anders als nach Thailand. Insgesamt war der Papierkram total harmlos und überschaubar, hatte ich mir viel schlimmer vorgestellt.

Aber erstmal noch ein kurz gefasster Abriss der letzten Tage in Bangkok. Ich hatte ja noch 3 Tage tot zu schlagen bis mein Flug ging. Die hab ich genutzt um mir die Stadt zu Lande, zu Wasser und aus der Luft anzuschauen. Ich war auf verschiedenen Märkten, bin mit dem öffentlichen Expressboot einmal von Endstation zu Endstation den Chao Phraya rauf und runter geschippert, dann mit dem Skytrain kreuz und quer durch die Stadt gefahren und zu Fuß einige Kilometer abmarschiert. Am Samstag habe ich mir ein besonderes Mittagessen ganz oben im Baiyoke II Tower gegönnt. Das ist das höchste Gebäude von ganz Südostasien und das höchste Hotel der Welt. Da kann man sich für 10 EUR mittags an einem gigantischen Buffet den Wanst voll schlagen, und dabei von oben die ganze Stadt überblicken. Beim Anblick des Buffets sind mir fast die Augen aus dem Kopf gekullert, da gabs nichts was es nicht gab. Sogar ein Sushi Buffet, an das ich mich vorrangig gehalten habe. Spitze war das!

Sushi all you can eat - und dazu ein Blick über ganz Bangkok. Ein Traum wird wahr.

Sushi all you can eat - und dazu ein Blick über ganz Bangkok. Ein Traum wird wahr.

Am nächsten Tag habe ich versucht, die Ausschweifung mit Fahrradfahren zu kompensieren. Habe eine halbtägige geführte Tour durch das „alte“ Bangkok auf der anderen Flussseite unternommen. Es war aber keine sportliche Herausforderung sondern eher eine Art Agility Parcours. Die Wege sind extrem eng, alle paar Meter gibt es eine zackige Kurve im rechten Winkel, der Boden ist holprig, teilweise geht’s links und rechts ab ins Wasser … und das ganze bei Linksverkehr. Habe aber alles ohne Peinlichkeiten der Blessuren überstanden.

Am nächsten Tag dann ab mit Air Bangkok nach Yangon, wo ich jetzt bin. Burma ist unglaublich. Die Stadt ist so, wie ich mir Südostasien vorgestellt hatte. Exotisch, laut, bunt, lebendig, bizarr, dreckig … und die Menschen sind so freundlich, dass man zuerst denkt, die verarschen einen. Tun sie aber gar nicht. Die sind echt so. Schon beim Abflug in Bangkok hat mich ein Burmese angesprochen und sich als Leiter einer Reiseagentur vorgestellt. Da ich noch kein Hotelzimmer gebucht hatte, bot er an, dass er mich vom Flughafen gratis zu seinem Büro mitnehmen würde, da seien einige günstige Hotels drumherum. Der Loose Reiseführer hat das bestätigt. So hab ichs dann gemacht, 10 $US  Taxi gespart und ein gutes Hotel vermittelt bekommen zum korrekten Preis.

Gestern Abend und heute bin ich den ganzen Tag in der Stadt rumspaziert und kam aus dem Staunen und Gucken gar nicht mehr raus. Das ist alles so total anders als bei uns, und es ist die erste Stadt ohne McDonalds oder andere westliche Ketten. Ich als Tourist finde das super. Die Leute hier finden’s wahrscheinlich Scheiße.

Der Hornbach von Yangon

Der Hornbach von Yangon

Das ganze Leben spielt sich auf den Straßen ab, überall köchelt und brutzelt was – aber anders als in Thailand. Viel exotischer und undefinierbarer. Besonders faszinierend und gleichzeitig abstoßend fand ich eine Art Gekröse-Fondue: Da steht ein großes Tablett mit lauter Innereien, Zungen, Knorpelschwarten und ähnlichen Leckereien, davor kocht ein Wok mit Suppe. Die Gäste sitzen alle drumherum, jeder hat verschiedene Soßendipps vor sich stehen und köchelt seine Wunschhäppchen an langen Holzstäbchen in der Brühe. Scheint sehr beliebt zu sein.

Gekröse-Fondue

Gekröse-Fondue

Eine auffällige Eigenart fast aller Männer ist neben dem Tragen von bodenlangen Röcken das Betelkauen. An kleinen Ständen kann man mit Kalk bestrichene grüne Blätter kaufen, in die ein Stück Betelnuss und Gewürze eingerollt werden. Das kommt dann in die Backentasche und wird stundenlang gekaut. Die Alkaloide putschen schön auf, machen wach, fördern die Verdauung und führen zu immenser Speichelproduktion. Da der Saft nicht geschluckt wird, spucken die Männer wie Lamas enorme Speichelmengen durch die Gegend, immer und überall, und ohne jede Scham. Dieser Auswurf ist blutrot und färbt den Gehsteig wo man geht und steht. An populären Straßenecken haben sich schon richtige Betelspeichel-Stalakmiten gebildet. Faszinierend.

Die Frauen haben die Angewohnheit, sich aus kosmetischen Gründen eine hellgelbe Paste ins Gesicht zu schmieren, die dann im Lauf des Tages abbröckelt – manche machen das flächig, die meisten als kreisförmige oder rechteckige Flecken auf den Wangen. Soll die Haut schön machen. Ich frage mich allerdings was einem die schönste Haut nützt, wenn man jeden Tag derartig entstellt durch die Gegend läuft.

Besonders bemerkenswert finde ich auch die Zahl der Touristen – nämlich so gut wie gar keine. Ich bin jetzt seit anderthalb Tagen hier und habe insgesamt vielleicht 10 Touristen gesehen. Ich bin hier also selbst sowas wie eine Attraktion. Fast jeder auf der Straße grüßt mich herzlich, vorallem Kinder und Jugendliche. Alle sagen Hello und wollen wissen, woher ich bin. Und das ist richtig echt, die wollen einem nichts andrehen oder sonstwie Geld aus der Tasche ziehen – die sind einfach nur nett und interessiert. Die Männer grüßen und lachen, aber keiner hat mich bisher doof angemacht oder ist anzüglich geworden. Sehr, sehr angenehm. Ich fühle mich sehr sicher, auch wenn ich nachts allein durch die Stadt laufe (was sich nicht vermeiden lässt, da es um sechs schon dunkel wird).

Da die Banken kein Geld wechseln dürfen und man im Ausland auch keine Kyat bekommt, muss jeder Tourist die gesamte Reisekasse cash in US Dollars mitbringen. Da ich nicht weiß, wie viel ich brauche, da Myanmar im Vergleich zu Thailand teurer ist und da ich auch Notfälle einplanen musste (Krankenhaus … Gott bewahre), habe ich 2300 US Dollar im Handgepäck. Das Geld muss man dann bei windigen Schwarzhändlern einwechseln. Geht nicht anders. Ich habe mich also nach dem Loose Reiseführer gerichtet und bin zur Sule Pagode gelaufen, wo es angeblich die besten Wechselkurse gibt. Wurde auch einige Male angesprochen und habe mich dann für einen dubiosen jungen Mann mit dem besten Kurs entschieden. Und der hat meiner Burma Euphorie und meiner Gutgläubigkeit mal flugs jeden weiteren Nährboden entzogen. Er führte mich um die Ecke in sein „Büro“ – ein Sitzensemble in einer Seitenstraße, das aus einer Puppenstube zu stammen schien. Er schickte nach seinem Kollegen, der nach 5 Minuten mit mehreren Bündeln Scheinen aufkreuzte. Ich wollte 300 Dollars wechseln, denn je mehr man wechselt, desto besser der Kurs (steht auch im Loose). Mir wurde ein Kurs von 1.100 Kyat pro Dollar versprochen, also 330.000 Kyat. Das sind viele, viele Scheine. Laut Loose kann man die aber oft nichtmal nachzählen, da die Transaktion ja offiziell verboten ist. Ich bestand aber auf das Zählen. Ich weiß nicht, mit welchen Taschenspielertricks die mich übers Ohr gehauen haben, ich habe mir jeden einzelnen der 330 Scheine vorzählen lassen. Als ich das Geld dann im Hotel nachzählte waren es nur 220 Scheine. Ich wurde also um 100 Dollar beschissen. Ach Gott, ach Gott, ist mir die gute Laune abgeschmiert!!! Aber kann man nichts machen, 65 EUR in den Sand gesetzt, davon geht die Welt nicht unter. Zum Glück steht der Dollar so schwach im Vergleich zum Euro. Und nochmal passiert mir das nicht, das nächste Mal zähle ich selber.

Bin dann zerknirscht zum zweiten Mal zur Hauptsensation der Stadt gefahren – zur goldenen Shwedagon Pagode. Da war ich schon mittags gewesen, bei Sonnenlicht, und abends wollte ich mir das ganze nochmal bei Nachtbeleuchtung anschauen. Die Pagode und die Tempel und Stupas außenrum sind gelinde gesagt atemberaubend. Gold, Gold, Gold. Die Pagode ist 100 m hoch und mit insgesamt 9,75 Tonnen Gold verziert. Oben sind über 5000 Diamanten, Rubine und Saphire eingelassen, der Schlussstein ist ein 76 karätiger Diamant, insgesamt sind es fast 2000 Karat Diamanten. Das muss man gesehen haben, wie das leuchtet! Und drumherum lauter kleine Tempel und Pagoden mit Buddha Statuen und allerlei anderen buddhistischen Devotionalien.

Die Shwedagon Pagode bei Tag von nah ...

Die Shwedagon Pagode bei Tag von nah ...

... und bei Nacht aus der Entfernung.

... und bei Nacht aus der Entfernung.

Ich vergolde den Buddha mit Blattgold - das bringt Glück!

Ich vergolde den Buddha mit Blattgold - das bringt Glück!

Mittags habe ich eine Privatführung gemacht. Als ich dann abends da saß, mir die beleuchtete Pagode anschaute und versuchte, dem Geldbetrug mit buddhistischer Gelassenheit zu begegnen, setzte sich ein junger Burmaner zu mir. Ich war sofort misstrauisch, und dachte, der will mir bestimmt eine Führung aufdrängen, erzählt mir ungefragt ein paar Sachen und will dann Geld. Er sagte aber, er wolle nur sein Englisch üben und erzählte von sich, seiner Ausbildung, seiner Familie, seinem Leben – wir haben uns fast ne Stunde unterhalten, nebenbei zeigte er mir einige interessante Details rund um die Pagode. Am Schluss schenkte er mir noch eine kleine Gebetskette aus Holz. Dann verabschiedete er sich sehr höflich und stieg in den nächsten Bus. Er wollte tatsächlich kein Geld, er war einfach nur sehr freundlich. Das hat mich wieder versöhnt.

Trotzdem reise ich morgen ab. Habe mir ein Busticket nach Bagan gekauft – neben Angkor die größte architektonische Sensation in Südostasien. Die Fahrt dahin dauert 15 Stunden, und das Busunternhmen ist besonders stolz darauf, Videovorführungen während der Fahrt anzubieten. Das kann ja heiter werden. Hoffentlich wird diese Darbietung nachts unterbrochen, damit man schlafen kann. Die kennen da ja nix, die lassen sich ja von Lärm nicht um den Schlaf bringen. Und hoffentlich hat der Busfahrer ordentlich Betelnüsse in den Backentaschen, damit der mir nicht unterwegs einpennt …



Hellseher und Stinkfrüchte

20 11 2009

Zuallererst: Vielen Dank für die vielen Kommentare! Ich freue mich über jede Nachricht wie ein Schneekönig. Leider kann ich nicht jede Nachricht beantworten, weil die Antwort dann immer sonstwo auftaucht nur nicht bei dem entsprechenden Kommentar. Wenn ich von Euch lese geht die Sonne noch mehr auf! Bitte macht weiter so!

Bin inzwischen wieder in Bangkok. Die Reise von Khao Sok hierher war eine ganz feine Sache – meine erste Zugfahrt in einem thailändischen Schlafwagen, und bestimmt nicht meine letzte. Nach einer 2 stündigen Busfahrt nach Surat Thani und 3 Stunden Wartezeit wegen Zugverspätung konnte ich gegen halb 10 meine Schlafkoje im Zug beziehen. Ganz wunderbar sind die! Die Kojen sind längs zur Fahrtrichtung angelegt und jeweils mit einem Vorhang abgetrennt. Man liegt in einem gemütlichen und recht geräumigen Nest, und kann sich in den Schlaf schaukeln lassen. Ich fands total super. Ab 6 Uhr morgens werden die Thais allerdings leider sehr munter und es werden lautstark Frühstück und Getränke angeboten, die von alten Frauen in Körben durch den Zug getragen werden. Man versteht ja nicht, was die rufen, daher schreckte ich immer hoch und riss den Vorhang auf um zu sehen, ob wir schon in Bangkok sind. Der Thai in der Koje unter mir passte mich auch gleich ab und bat mich, die Koje einklappen zu können. Ich wollte ja auch nicht unhöflich sein, also sagte ich ok. Wie bei Transformers wird die obere Koje eingeklappt, die untere in zwei Sitze ausgeklappt. Plötzlich sieht man gar nichts mehr davon, dass das mal ein Schlafwagen war. Faszinierende Technik.

Schlafkojen im Nachtzug nach Bangkok: Gemütlich!

Schlafkojen im Nachtzug nach Bangkok: Gemütlich!

In Bangkok zog ich in mein Hostel etwas abseits der Khaosan Road ein. Dann musste erstmal ein Auf- und Abflanieren der Khaosan sein, das ist der Sammelpunkt aller Rucksacktouris, wo es alles gibt – von geflochtenen Zöpfchen über Tattoos, Massagen, Maßanzüge, Reisebüros, Kneipen, Garküchen und Wahrsager. Letzteres wurde für mich leider zur Touristenfalle. Ich wurde von einem sinister aussehenden indischen „Yogi“ mit Turban und schattigen Augenhöhlen angesprochen, der sich selbst als Wahrsager und Handleser vorstellte. Er würde mir seine Fähigkeiten erst kostenlos unter Beweis stellen, indem er mir den Namen meiner Mutter, meinen Beruf und mein Geburtsdatum sagen würde. Erst wenn er das korrekt aus meiner Hand lesen würde, müsste ich was zahlen. Ich ahnte ja schon, dass das ein Fall für Nepper Schlepper Bauernfänger werden würde, aber die Neugierde war stärker als die Vernunft. Nachdem er mir Ruhm, Reichtum und den perfekten Ehegatten vorhergesagt hatte, fing er mit seinen Taschenspielertricks an. Letztendlich gewann er den Deal, indem er mit geschickten Finger irgendwie einen Zettel in meine Hand schmuggelte, auf denen die gewünschten persönlichen Angaben standen. Er schenkte mir dann noch ein Affensiegel aus Plastik als Glücksbringer und prophezeite mir Zwillinge. Da sind wir ja alle sehr gespannt …

Den Abend verbrachte ich in einer Kneipe mit einem älteren Kanadier, den ich beim Überqueren einer gefährlichen Straße kennen gelernt hatte. Er lebt seit 2 Monaten in Bangkok und hat noch nie was von Angkor oder anderen Sehenswürdigkeiten in der Gegend gehört. Ich zwang ihn dann, den Lonely Planet Reiseführer zu kaufen, was er gefügig tat.

Heute standen Amtsbesuche auf dem Programm. Um 6 morgens raus und los zur Botschaft von Myanmar (Burma), Schlange stehen. Das war ganz interessant, weil ich gleich einige nette Myanmar Reisende kennen lernte und viel Insider Infos abgreifen konnte. Die bestätigten übrigens alle, dass Burma das sicherste Reiseland überhaupt ist, besonders für allein reisende Frauen. Die Botschaftsbeamten waren allerdings ein Fall für sich – genauso wie man sich Beamte einer Diktatur vorstellt: barsch, kurz angebunden und irgendwie furchteinflößend. Ich musste sogar meinen wahren Beruf verschleiern, weil Grafiker, Künstler, Fotografen und ähnliches Gesindel kein Visum kriegt. Ich bin jetzt offiziell Lehrerin beim Software Schulungsunternehmen Goetzinger + Komplizen. Fünf Stunden nach Antragstellung durfte ich meinen Pass mit Visum abholen. Hat alles geklappt. Ich habe ein Vsium für Myanmar!

Die Zwischenzeit habe ich im Siam Paragon verbracht, das ist eines der modernsten Shopping Center von Bangkok. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. In dem Center jede Ebene einem Thema gewidmet: ein kompletter Sealife Aquapark, 13 Kinos, eine Etage voller Tanz- Sprach- und Massagenschulen, dann natürlich jede Menge Nobeldesignermarken, Spas, Schmuck etc. Aber das beste war die Fress-Etage. Ein riesiger Gourmet Food Markt, und drumherum ein Restaurant am anderen, u.a. allein vier verschiedene japanische Restaurants. Ich dachte: Wenn ich Sushi essen will, dann hier. Ich ließ mich also beim Japaner nieder und bestellte neben einer Sushiplatte eine exotisch aussehenede Fischsuppe, die mich ziemlich überforderte: Sie wurde in einer kleinen Teekanne serviert, die zwei Deckel übereinander hatte und obendrauf lag eine Limette. Kein Löffel. Ich saß eine Weile rätselnd vor der Kanne und musste mich schließlich als Anfänger outen indem ich um Essanweisung bat. Man muss die beiden Deckel abnehmen, die Limette in die Suppe geben, dann die Brühe portionsweise in den umgedrehten Deckel gießen und trinken. Die Suppeneinlage wird mit Stäbchen aus der Kanne gefischt. Wieder was gelernt. Die Suppe war übrigens ganz lecker, enthielt aber irgendeine streng schmeckende Fleischzutat die ich am Schluss in Form eines kleinen Gekröses aus der Kanne fischte. Ich wandte mich dann schnell der Sushiplatte zu. Die schmeckte genau gleich wie im Sushi Circle. Dafür musste ich echt nicht um die halbe Welt fliegen…

Als Nachtisch wollte ich dann am Nachbarstand ein Eis essen. Lauter sehr exotische Sorten gab es da. Einer der Eisbehälter war mit einem Platikdeckel abgedeckt und ich stellte fest, dass es sich um Stinkfrucht-Eis handelte. Durian, die Königin der Früchte, die so streng riecht, dass sie nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden darf. Ich muss das Eis wohl so fassungslos angestarrt haben, dass es sich ein freundlicher Thai nicht nehmen ließ, mir eine Kugel davon zu spendieren. Was macht man da? Man kann ja auch nicht ablehnen, also: tapfer rein mit dem Stinkfruchteis. Das ist ein ganz bizarrer Geschmack, irgendwas zwischen faulem Obst und altem Harzer Roller. Aber trotzdem ganz interessant. Ich habe tatsächlich die ganze Kugel geschafft!

Hinten rechts: Der Außenseiter unter den Eissorten muss einen Deckel tragen weil er so stinkt.

Hinten rechts: Der Außenseiter unter den Eissorten muss einen Deckel tragen weil er so stinkt.

Wieder zurück in der Khaosan Road habe ich gleich den Flug nach Myanmar gebucht. Ich fliege nächsten Dienstag mit Bangkok Airways nach Yangon, Rückflug am 18.12. Bin also fast vier Wochen in Burma! Da das Vorwärtskommen dort extrem zeitraubend ist (Ca. 7 Stunden für 150 km) werde ich diese Zeit auch brauchen, wenn ich viel sehen will. Und keine Sorge: So abenteuerlustig bin ich nun auch wieder nicht, dass ich mich an Militärposten vorbei in Sperrgebiete reinschleiche. Wenn man sowas unterlässt, hat man da nichts zu befürchten.

Jetzt lasse ich den Abend bei einem Singha Bier und einem Spicy Papaya Salad ausklingen. Ich sitze gerade in einem schummrigen Winkel in einer Kneipe an der Rambuttri Road. Die nächsten drei Tage bin ich ja noch in Bangkok, da werde ich mich mal in den anderen Vierteln umschauen.

Meine Nachbarschaft

Meine Nachbarschaft



Tiere in und an meiner Hütte

18 11 2009

Gestern habe ich einen schön faulen Tag ohne Tour oder anderweitige Anstrengungen verbracht. Nur essen, baden und auf meinem Balkon lesen. Dabei habe ich allerdings fast mehr Tiere gesehen, als auf der Dschungelwanderung. Fast den ganzen Nachmittag hatte ich Besuch von der Affenbande. Klar: Ich musste wieder füttern, diesmal mit Bananen. Die Affen setzten sich zu mir auf die Bank, vertilgten das Bananen Vesper und ließen sich um mich rum häuslich nieder. Ich machte Fotos und zeigte ihnen ihre Bilder. Das hat die ansonsten doch eher (scheinbar) desinteressierten Kerle total aus dem Häuschen gebracht. Sie machten große starre Augen und zogen die Kamera mit beiden Händen bis vor ihre Nasen, dann tippten sie das Display vorsichtig mit der Zunge an und schauten hinter die Kamera. Besonders interessant waren die Bilder dann, wen ein Banane essender Kollege zu sehen war. Habe mich sehr amüsiert.

Affenbelagerung

Affenbelagerung

Meine Hütte liegt direkt am Fluss, da kann man schön im relativ flachen Wasser baden. Bei 35 Grad und 100 % Luftfeuchtigkeit hat man fast keine andere Wahl. Ich also Badehose an und rein. Ich war allerdings keine 5 Minuten drin, da hat mich ein Fisch so kräftig in den Hintern gebissen, dass ich mit einem spitzen Schrei in weltrekordverdächtiger Geschwindigkeit wieder aus dem Wasser draußen war. Keine Ahnung, wer oder was das war, jedenfalls sieht man den blutigen Abdruck zweier kleiner Zahnreihen. Ich dachte, Piranhas gibt’s nur in Südamerika …?

In meinem Zimmer erwartete mich dann ein ca. 30 cm langer Tokeh (eine Art Riesengecko) in einem dunklen Winkel. Ich mag die ja prinzipiell gerne, aber wenn so ein Viech plötzlich losrennt und an einem vorbei schießt, das ist schon ein ziemlicher Kick.

Tokeh an meiner Wand

Tokeh an meiner Wand

Wieder zurück auf meinem Balkon konnte ich dann direkt einem Waran zuschauen, wie der die Palme vor meinem Balkon hochgestiegen ist. Das Tier war mindestens 80 cm lang und sah aus wie ein Komodo Waran in klein. So stämmige Schultern und gemächliche sich nach rechts und links biegende Bewegungen. Ist dann oben in der Palme verschwunden und nicht mehr aufgetaucht.

Abends nach dem Abendessen dann der Dschungel-Härtetest: Im Bad eine absolut widerwärtige Spinne, nicht so arg groß wie die Höhlenspinne, dafür aber von atemberaubender Hässlichkeit. Ich war so außer mir, dass ich im Zickzack durch meine Hütte gerannt bin und gar nicht wusste was ich machen soll. Dann kam mir mein DEET Spray in die Finger, und das habe ich ihr dann verabeicht. Verblüffende Wirkung. Die Spinne ging noch 3 Schritte weiter, dann verstarb sie ohne einen Mucks.

Konfrontationstherapie meiner Arachnophobie

Konfrontationstherapie meiner Arachnophobie

Habe jetzt genug Tiere gesehen, daher reise ich heute ab. Um drei geht mein Bus nach Surat Thani, von da nehme ich heute Abend den Nachtzug nach Bangkok, im Liegewagen. Das wird bestimmt auch ne Erfahrung. Hoffentlich ist kein Schnarcher im Abteil.