Elefanten, Opium und der Mekong

30 12 2009

Inzwischen bin ich in Luang Prabang in Laos angekommen. Aber erstmal der Reihe nach:

Zum ersten Weihnachtsfeiertag hatte ich mir ja einen Elefantenausflug mit Mahout Crash-Kurs geschenkt. Das hat sich auch wirklich gelohnt! Ich habe ein schönes Elefantencamp ohne Fußball- oder Kopfstand-Vorführungen gefunden. Die 12 Elefanten leben da ganz gediegen im Grünen, dürfen sich von Touristen füttern lassen und müssen diese dann ein bisschen durch den Dschungel tragen.

Bevor wir zu den Elefanten durften, musste eine blaue Mahout Tracht angelegt werden, die ziemlich unvorteilhaft aussah und bei einigen Frauen gewagte Einblicke zuließen. Zum Glück stellte ich das rechtzeitig fest und beschaffte mir ein Oberteil, das vorne geschlossen war. Dann ging’s rüber zu den Elefanten, die wir zunächst mit großen Mengen Bananen und Zuckerrohr bestechen durften. Das allein war das Geld schon wert! Hatte ja noch nie einen Elefanten angefasst … der Rüssel ist ganz schrumplig und borstig und vorne ist ein kleiner Finger dran, mit dem der Elefant kleine Dinge greifen kann. Und permanent atmet das Tier große Mengen Rotze aus, aber nicht unsympathisch.

Bestechung mit Bananen

Bestechung mit Bananen

Ich kam auch in den Genuss eines Elefantenkusses: Das Tier saugte sich mit seinem Rüssel an meiner Backe fest, erzeugte ein Vakuum und ließ mich mit lautem Schmatzen wieder los. Komischer Geruch, und sehr viel Feuchtigkeit in meinem Gesicht! Nachdem wir die Elefanten mit Futter auf unsere Seite gezogen hatten, erhielten wir unsere Mahout Lektionen: Aufsteigen, absteigen, lenken, vorwärts reiten, anhalten.

Elegantes Aufsitzen

Elegantes Aufsitzen

Als ich zum ersten Mal auf den Rücken stieg, hatte ich schon ganz schön weiche Knie. Hinter den Ohren angelangt stellte ich fest, dass so ein Elefant ganz schön hoch ist, dass sein Kopf oben drauf wie zwei weiche Kissen hat und dass man sich an den Ohren gut festhalten kann. Und dass dieser gigantische Berg aus Muskelmasse absolut unkontrollierbar ist und macht was er will, bzw. jedenfalls ganz bestimmt nicht das, was ich ihm sage. Habe größten Respekt vor den Mahouts, die so einen Elefanten lenken können (wobei das wohl nicht ganz sanft abläuft, vor allem nicht während der Elefantenausbildung…)

Born to be Mahout

Born to be Mahout

Nach dem Mittagessen ging es dann auf Dschungeltour. Ich saß zuammen mit einer anderen Frau auf einem freundlichen Elefanten – die erste Hälfte des Ausflugs wie geübt hinter den Ohren, die zweite hinten auf dem Rücken. Der Rücken ist ziemlich breit und oben steht die Wirbelsäule gefühlte 50 cm raus. Mann, hat mir am nächsten Tag der Hintern weh getan! Der Ritt ging zwei Stunden und endete in einem Tümpel, in dem die Elefanten mit uns oben drauf baden durften. Ich sah allerdings zu, dass ich mich möglichst vom Wasserkontakt fern hielt – die Tiere haben nämlich die Angewohnheit, ordentlich zu verdauen, sobald sie das Wasser betreten. Jedenfalls sah es so aus und roch auch so, als würde sich da mehr Elefantenkacke als Wasser in dem Tümpel befinden. Abschließend kann ich aber auf jeden Fall sagen: Insgesamt war es ein Spitzenerlebnis und hat einen Risenspaß gemacht!

Leider hatte der Ausflug unangenehme Folgen, die sich erst am nächsten Morgen offenbarten: Meine Unterschenkel waren innen von unansehnlichen Quaddeln übersäht, die höllisch juckten und sich im Laufe der folgenden Tag in gelbliche Pusteln und dann in dunkelviolette Placken verwandelten, die so abstoßend aussehen, dass ich nun gezwungen bin, lange Hosen zu tragen, um meinen Mitmenschen diesen Anblick zu ersparen. Zum Glück erhielt ich umgehend von meinem Freund Uli, der Hautarzt ist, eine umfassende Ferndiagnose und Anweisungen zur Medikation. Dank Cortison und Antibiotika klingt die Pestilenz langsam ab. Da ich ja nicht nur die Sonnenseiten meiner Reise mit Euch teilen will, hier ein Foto:

Das nächste Mal trage ich lange Hosen

Das nächste Mal trage ich lange Hosen

Am Tag nach dem Elefantenritt stromerte ich durch Chiang Mai, ging nett essen und schaute mir die Tempel an. In einem lernte ich einen 24-jährigen Mönch (bzw. Novizen) kennen, mit dem ich mich fast eine Stunde unterhielt. Er lud mich für abends in sein Kloster ein, was ich natürlich gerne annahm. Er holte mich abends pünktlich am Eingang ab, zeigte mir die Anlage, schloss den Tempel auf und wir setzten uns vor den großen goldenen Buddha und unterhielten uns insgesamt fast drei Stunden. Nachdem er mir einiges zu seinem Leben als Novize erzählt hatte, gab er mir eine Meditationseinweisung und dann meditierten wir eine Viertelstunde zusammen. Das war toll, die Atmosphäre in der Tempelhalle war so friedlich und beruhigend. Ich glaube, das werde ich mir zu Hause auch zur Angewohnheit machen. Dann unterhielten wir uns über weltliche Dinge.

Madaong (Name von der Redaktion geändert) erklärte, das er nach 10 Jahren im Kloster nächstes Jahr ins normale Leben zurück kehren wolle und holte bei mir praktische Tipps ein – vorallem was sein hoffentlich bevorstehendes Liebesleben betraf. Er wollte genau wissen, wie man einen Partner findet, wie man eine Beziehung führt, ob Seitensprünge okay seien und ob man in Kneipen tatsächlich betrunkene Frauen sehen könne. Er gestand mir flüsternd, dass er sich die Woche zuvor eine Jeans gekauft habe, die er nachts schonmal heimlich angezogen hatte – und wenn das raus käme, hätte das seinen sofortigen Rausschmiss zur Folge. Aber damit nicht genug: Er hätte letzten Monat in Laos heimlich Fußball gespielt, das dürfe aber auch keiner wissen. Und dann nahm seine Stimme einen ganz vertraulichen Ton an und er wollte wissen, ob er mir eine sehr private Frage stellen dürfe. Ohje, dachte ich, jetzt wird’s bestimmt peinlich. Seine Frage war, ob es tatsächlich stimme, dass es in Deutschland FKK-Badestrände gäbe. Als ich dies bejahte, schlug er sich die Hände vor’s Gesicht und brach in schrilles Gelächter aus. Er wollte jedes Detail wissen und plante gleich eine Reise nach Deutschland für’s nächste Jahr. Zuvor wolle er aber in einer Kneipe arbeiten, um genug Geld zu verdienen und um betrunkene Frauen aus der Nähe zu sehen. Madaong war jedenfalls ein sehr unterhaltsamer Gesprächspartner, wir haben sehr viel gelacht und uns über Gott und die Welt unterhalten. Und ich stellte fest, dass er trotz seines völlig anderen kulturellen Hintergrunds (er stammt aus einem kleinen Dorf in Laos) und seiner völlig anderen Ausbildung und Lebensweise gar nicht so anders tickt als die Leute, die ich sonst so kenne. Um ehrlich zu sein, habe ich mich mit ihm sogar besser verstanden als mit so manchem Deutschen, den ich bisher auf der Reise kennen gelernt habe.

Zu Gast beim neugierigen Mönch

Zu Gast beim neugierigen Mönch

Am nächsten Tag packte ich meine Siebensachen und reiste mit dem öffentlichen Bus nach Chiang Rai und von dort zum berühmt-berüchtigten Goldenen Dreieck. Das ist die Region im Grenzgebiet von Laos, Thailand und Burma, wo Schlafmohn angebaut und Opium bzw. Heroin produziert werden. Heute natürlich angeblich nicht mehr, da unter Todesstrafe verboten. Inoffiziell aber schon noch. Ich schaute mir das Goldene Dreieck aus nächster Nähe an: eine goldgelbe dreieckige Sandbank im Mekong, wo Laos, Thailand und Burma zusammen stoßen. Anschließend besuchte ich die „Hall of Opium“, ein Museum voller Opiumpfeifen, Opiumgewichte und anderer Accessoires. Ich hätte ja gerne mal so einen Opiumklumpen in der Hand gehabt und daran gerochen, aber das gab’s leider nicht.

Opiumraucher in Aktion

Opiumraucher in Aktion

Von da fuhr ich per Pick-Up weiter nach Chiang Khong, von wo aus am nächsten Morgen meine Bootsfahrt den Mekong runter nach Luang Prabang in Laos los ging. Leider hielt sich das gebuchte Guesthouse nicht an die Abmachung und erledigte die Beantragung des Laos Visums nicht – sehr zum Ärger aller Reisenden. Wir mussten uns also nach einer kurzen Bootsfahrt ans laotische Mekongufer selbst um das Visum kümmern, was ein gigantisches Chaos war. Da waren ca. 200 Touristen, die sich völlig ungeordnet um den kleinen Schalter drängten. Es dauerte aber immerhin nur zwei Stunden, bis alle (bis auf einen traurigen Schwarzen Peter) ihren Pass zurück hatten und endlich gegen eins auf dem Mekong Slow Boat einchecken konnten.

Chaos am Visa-Schalter

Chaos am Visa-Schalter Houay Xai

Den restlichen Tag und den gesamten Tag darauf schipperten wir in gemütlichem Tempo den Mekong runter, rein nach Laos. Obwohl der Fluss zur Zeit sehr wenig Wasser führt ist es doch noch ein beeindruckender Strom. Und wenn man sich das Ufer anschaut und die abgerissenen Bäume weit oben, kann man sich vorstellen, welche Dimensionen der Mekong während der Regenzeit annimmt und mit welcher Gewalt er sich durch die Landschaft wälzt. Die beiden Tage waren jedenfalls grandios, und ich war ganz traurig als wir gestern gegen fünf Luang Prabang erreichten.

Mekong

Mekong

Bötchen fahren

Bötchen fahren

Da bin ich jetzt. Habe noch nicht so viel von der Stadt gesehen – aber mein erster Eindruck ist, dass es die bisher schönste Stadt auf meiner Reise ist. Obwohl in zwei Tagen Sylvester ist, die Vorbereitungen für das Neujahrsfest auf Hochtouren laufen und die Stadt voller Touristen ist, ist Luang Prabang relativ ruhig und wenig hektisch. Und voller wunderschöner französischer Kolonialbauten, Tempel, kleiner gemütlicher Restaurants und Cafés und Märkte, auf denen einem vor Kaufrausch ganz schwindlig wird. Fühle mich hier auf Anhieb wohl. Leider sind die Hotels fast total ausgebucht. Musste heute morgen in ein anderes Hotel umziehen, das ich erst nach ca. zweistündiger Suche gefunden hatte. Und auch da kann ich nur für zwei Nächte bleiben, dann muss ich mir wieder was neues suchen.

So …. habe gerade mein aus Schoko-Kuchen bestehendes Frühstück abgeschlossen. Jetzt werde ich auf Entdeckungstour durch die Stadt gehen. Morgen ist Sylvester, und ich glaube, das hier ist der ideale Ort zum Feiern. Habe ja auf dem Boot viele Leute kennen gelernt, vielleicht treffe ich ja jemanden wieder….



Frohe Weihnachten aus Chiang Mai!

24 12 2009
Ich muss auch hier in Thailand nicht auf stilvolle Weihnachtsdeko verzichten. Fröhliche Weihnachten!

Ich muss auch hier in Thailand nicht auf stilvolle Weihnachtsdeko verzichten. Fröhliche Weihnachten!

Mein letzten beiden Tage in Bangkok habe ich vorwiegend in Shopping Malls verbracht, weil es da so unglaublich viel zu essen gibt und man vieles gratis probieren kann. Die haben da Kuchen und Torten, da ist mir ganz schwummrig geworden. Aber als ich sogar Raclette Käse in der Auslage entdeckt habe (und das in Asien!) gab es fast kein Halten mehr. Da ich aber leider mein Raclette Gerät nicht dabei habe, musste ich mich auf den visuellen Genuss beschränken. Wie beneide ich Euch alle um Eure Raclette Gelage um die Weihnachts- und Neujahrszeit!! Ich bin dann auf Sushi ausgewichen, das hat mich getröstet.

Meine Visa Karte habe ich zum Glück auch wieder. Das war vielleicht ein Affentheater. Habe zigmal mit der Hotline der Thaibank telefoniert, die die Karte einbehalten hatte, ohne Ergebnis. Am Montag bin ich dann in eine Filiale marschiert, habe mich bei einem Kundenberater auf den Stuhl gepflanzt und mich nicht mehr abwimmeln lassen. Zuerst hieß es, die Karte könne aus Sicherheitsgründen leider nicht mehr heraus gegeben werden. Ich erklärte ihnen mit Engelszungen den Sachverhalt, ohne Erfolg. Man wollte mich gerne mit thailändischer Höflichkeit loswerden, indem man mich irgendwann schlichtweg ignorierte, mir sogar eine neue Kundin quasi auf den Schoß setzte. Ich krallte mich am Stuhl fest und blieb. Und irgendwann ging es dann plötzlich doch. Man schickte mir einen Techniker zum Geldautomaten, und das Problem war gelöst. Meine deutsche Bank hatte die Karte inzwischen reanimiert, damit stand mir die bunte Konsumwelt Bangkoks und der Rest der Welt wieder offen.

Abends ging mein Nachtzug nach Chiang Mai. Ich hatte mich wieder in einen der gemütlichen Liegeabteile einquartiert, doch leider wohnte unter mir eine amerikanische Kleinfamilie bestehend aus einer Mutter mit gellender Stimme, von der sie ohne Unterlass Gebrauch machte, und deren zwei oder drei Kleinkinder. Morgens um sechs – kurz nachdem ich ins Land der Träume gefunden hatte – legten die unter mir mit ihrem Geschrei los, allen voran die Mutter. Oh Jesses, und das mir.

Zum Glück fand ich in meinem Kabinen-Nachbarn von der gegenüberliegenden Gangseite einen willigen und unterhaltsamen Gesprächspartner. Wir taten uns für die Hotelsuche und des Rest des Tages zusammen, schauten uns die Stadt an, stöberten über den Nachtmarkt und genehmigten uns Abendessen und Singha Bier.

Dirk fuhr am nächsten Morgen nach Laos weiter, ich schaute mir weiter die Stadt an. Großartige Sehenswürdigkeiten konnte ich bisher keine finden, dafür aber jede Menge tolle Shopping Möglichkeiten, Reisebüros die alle möglichen Touren in die Umgebung anbieten, jede Menge tolle Restaurants, Kneipen und Bars. Den Tag nutzte ich, um mich mit Erlebnis-Weihnachtsgeschenken für mich selbst einzudecken:

Geschenk Nr. 1: Vegetarischer Kochkurs

Heute früh, am Morgen des Heiligen Abends, schenkte ich mir einen Kochkurs in meinem Lieblings-Restaurant „May Kaidee’s“, in dessen Schwester-Restaurant ich schon in Bangkok andauernd zu Gast gewesen war. Außer mir nahmen noch eine Holländerin und eine Engländerin teil. Zuerst ging’s gemeinsam auf den Markt, wo unsere freundliche und sehr niedliche Kochlehrerin uns die ganzen exotischen Gemüse, Gewürze und anderen Zutaten erklärte. Das war super!

Niedliche Küchenchefin erklärt exotisches Grünzeug

Niedliche Küchenchefin erklärt exotisches Grünzeug

Habe viel gelernt und muss künftig in meinem Asiamarkt nicht mehr rätselnd vor dem Kühlregal stehen. Als wir alles beisammen hatten, ging’s in die Küche, jeder an seinen eigenen Gasherd und dann wurde losgekocht – insgesamt 14 Rezepte: von Chili Paste, über Tom Yam und Tom Kha Suppe, Kürbis Suppe, verschiedene Gemüsegerichte, Erdnuss Sauce (endlich weiß ich, wie die wirklich geht!), Masaman Curry (mein Lieblings-Curry, mit Kartoffeln), Grünes Thai Curry, Kürbis Hummus mit Sesam, Frühlingsrolle bis hin zu Green Papaya Salad. Ich bin nach dem Kurs fast geplatzt. War sehr lehrreich und hat Spaß gemacht! Und war LECKER!!

Ich lerne Masaman Curry

Ich lerne Masaman Curry

Nach einer kurzen Verschnauf- und Verdauungspause im Guesthouse kam mein Chauffeuer, um mich zum zweiten Geschenk abzuholen:

Geschenk Nr. 2: Vier Stunden Wellness

Da habe ich mir echt was gegönnt. Ich wurde in einen Wellness Tempel etwas außerhalb der Innenstadt gefahren wo ich eine vierstündige Wellness Behandlung gebucht hatte, mit allem, was das Frauenherz begehrt. Zuerst wurde ich in eine Mini-Dampfsauna gesetzt, wo ich fast eine halbe Stunde schmoren musste. Als ich so richtig aufgeweicht war, bekam ich ein Ganzkörper-Peeling mit einem schwarzen Salz-Kohle-Öl Gemisch verpasst. Ich hatte das Gefühl, endlich den ganzen Straßen- und Betelspucke-Dreck von Burma porentief los zu werden, extrem angenehm! Dann folgte eine Ganzkörpermassage mit Ylang-Ylang-Aromaöl. Dann eine Gesichtsmassage mit Peeling und Feuchtigkeitsmaske. Dann eine Kopfmassage. Dann eine Reflexzonen-Fußmassage. Dann Maniküre und Pediküre. Abends um acht verließ ich schwebend das Spa und kehrte in mein Hotelzimmer zurück. Eigentlich wollte ich ja noch schön essen gehen, aber ich bin so relaxt und bettschwer, dass ich gar nicht mehr aus dem Haus will. Ich mache es mir in meinem kuschligen Zimmer gemütlich, weil ich nämlich morgen früh raus muss für Geschenk Nummer 3.

Geschenk Nr. 3: Ein Tag bei den Elefanten

Darauf bin ich ja mal gespannt. Ich wollte nämlich nicht nur einen Ausritt machen und eine Show anschauen, deshalb habe ich mir einen Elefantenpark gesucht, wo man in einem Crash Kurs beigebracht bekommt, einen Elefanten hinter den Ohren sitzend selbst zu lenken. Dann darf man den Elefanten selbst in den Dschungel reiten und mit ihm in einem Fluss baden. Ich freu mich schon!

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Also, Ihr Lieben zu Hause! Feiert schön, lasst Euch reich beschenken und beschenkt Euch auch selbst noch dazu. Ich denke an Euch und würde Weihnachten natürlich gerne zu Hause feiern. Aber ich muss gestehen: Hier ist es auch nicht so übel!

Fröhliche Weihnachten!!

Fröhliche Weihnachten!!



Kirmesattraktionen in Südburma

20 12 2009

Seit vorgestern bin ich wieder in Bangkok, habe also mein Burma Abenteuer heil überstanden. Und ich kann nur jedem empfehlen, dieses wunderbare Land mit seinen unglaublich freundlichen Leuten selbst mal zu besuchen – auch wenn Regime-Gegner zu einem Reiseboykott aufrufen. Das nutzt den Leuten da überhaupt nichts.

Am Tag nach der Hindu Hochzeit habe ich einen Ausflug zum größten liegenden Buddha der Welt gemacht, der sich gerade im Bau befindet. Ein bizarres architektonisches Meisterwerk: Von außen Buddha, von innen Geisterbahn. Das Böse und das Leid in der Welt wurde in düsteren, aufeinander folgenden Kammern und auf mehreren durch enge Treppen verbundene Ebenen dreidimensional dargestellt, mit Teufeln, einander auffressenden Monstern, blutrünstigen Geiern, den den Menschen die Augen auspicken uns so weiter.

Gesiterbahn im Bauch des Buddha

Geisterbahn im Bauch des Buddha

Dazwischen stehen Zementsäcke, Betonmischmaschinen und allerhand Baumaterial. Und jede Menge barfüßige Pilger. Beim Ausgang wurde ich von einem Mönch im barschen Befehlston aufgefordert, einen Beitrag zum Bau des Heiligtums zu leisten. Ich habe für 60 Cent eine rote Kachel gestiftet, die ein winziges Fragment im Buddha-Gewand sein wird. Sogar mit Zertifikat. Das gibt mal wieder Super Karma!

Am folgenden Tag wollte ich noch mehr für’s Karma tun und bin nach Norden zum Goldenen Felsen gefahren, einer der wichtigsten Pilgerziele in Burma. Das war auch echt ein Erlebnis, jedenfalls der Weg bis zum Heiligtum. Zuerst muss man auf der Ladepritsche eines offenen Pilger LKWs ca. eine Stunde den Berg hochfahren. Die quetschen da so viele Leute hintendrauf, wie irgendwie rein passen und los geht’s mit atemberaubender Geschwindigkeit, dass es einen wie wild hin und her beutelt. Später bei der Abfahrt ging’s so zackig über Kuppen und in Kurven, dass ich mehrmals mit dem Hintern vom Sitz abgehoben bin. Die „Wilde Maus“ auf der Mess‘ ist ein Scheiss dagegen!

Achterbahn zum "Golden Rock"

Achterbahn zum "Golden Rock"

Der LKW lädt einen am Startpunkt des Pilgerpfades am Berg ab, dann muss man noch ca. 45 Minuten eine ganz schlimm steile Straße hoch laufen. Oder sich per Sänfte von vier starken Burmesen hoch tragen lassen. Die Versuchung war groß, aber ich habe widerstanden. Ist auch besser für’s Karma, wenn man zu Fuß geht. Und ich kann stolz berichten, dass ich trotz maroden Knien und Badelatschen von allen Busmitfahrern am schnellsten oben war! Ein Wunder!!

Besonders bizarr und daher sehenswert sind die Verkaufsstände mit Chinesischer Medizin auf dem Weg hoch zum Goldenen Felsen. Lauter Wurzeln, Knollen und Beeren, dazwischen getrocknete Flughörnchen, Sud aus Skorpionen und Tausendfüsslern und anderem Gewürm. Erst seit kurzem werden Zutaten wie Tigerpenisse, Bärentatzen und Affenschädel nicht mehr öffentlich zur Schau gestellt sondern nur noch unter der Ladentheke verkauft. Die Chinesen sind da ganz wild drauf, weil es gut für die Potenz ist. Asiaten scheinen ja mit der Manneskraft ein ernstes Problem zu haben.

Medizin aus giftigem Gewürm

Medizin aus giftigem Gewürm

Der Goldene Felsen war für mich in 20 Minuten abgevespert. Disneyland für Buddhisten. Der Felsen selbst ist ja ganz schön, wie er so vergoldet glänzend schepps über dem Abgrund hängt und doch nicht runter fällt. Aber überall sind Plattformen und Geländer und Pilger …. mir war da zu viel Trubel. Zum Glück habe ich erst beim Verlassen des Heiligtums das Schild gesehen, dass Frauen mit Hosen gar einen Einlass haben. Hat sich aber keiner beklagt, und wenn, hätte ich mich blöd gestellt.

Golden Rock

Golden Rock

Abends zurück in Kipun Camp (dem Pilger Ausgangspunkt) erlebte ich dann noch ein unerwartetes kulturelles Highlight: Eine Art gigantische Kirmes, die einmal im Jahr stattfindet, und zwar ausgerechnet als ich da war. Super! Schon auf dem Fußweg dahin hakten sich links und rechts junge Frauen bei mir ein und ließen mich nicht mehr los. Sie stellten mich stolz ihren Freundinnen vor und schleppten mich über die Kirmes. Ich kam mir schon selber vor wie eine Jahrmarktsattraktion, wie aus einer Freak-Show entlaufen – die „Dame ohne Unterleib“ oder die „Bärtige Frau“. Ich war die einzige Blondine, überhaupt die einzige Toristin aus westlichen Gefilden und wurde bestaunt wie das Achte Weltwunder. Das Fest selbst war absolut faszinierend – mit burmesischen Tanzvorführungen, Theater, Glücksspielen, Garküchen, Wahrsagern, und mobilen Tätowierern. Letzteres war besonders schockierend, weil die Burmesen von Hygiene offenbar noch nie was gehört haben. Der Tätowiervorgang fand auf dem dreckigen Boden sitzend, ohne Desinfektion und natürlich ohne frische Nadeln statt. Der Kunde setzt sich hin, zeigt auf das gewünschte Motiv und los geht’s.

Tattoo in Burma - nichts für Weicheier

Tattoo in Burma - nichts für Weicheier

Nach dem Besuch des Jahrmarkts begab ich mich auf Nahrungssuche, was gar nicht so einfach war. Wie gesagt: Hygiene ist in Burma kein Thema, daher stand ich dem Essensangebot sehr skeptisch gegenüber. Das sah weder sauber noch besonders frisch aus. Ich entschied mich vorsichtshalber für frittierte Tofustücke. Als ich aber zu meinem Entsetzen beobachten musste, wie die Verkäuferin den Tofubatzen mit ihren schwarzen vor Schmutz starrenden Fingern öffnete und mit dubiosen kalten Zutaten füllte, verging mir der letzte Appetit. Ich bezahlte und aß höflichkeitshalber die Hälfte mit ungutem Gefühl. Was soll ich sagen … sechs Stunden später: Brechdurchfall Teil 2. Zum Glück aber nur für ein paar Stunden, morgens war ich wieder fit genug für die nächste Busfahrt, Immodium akut in Griffweite.

Ich fuhr mit einem Pilgerbus zurück nach Yangon. Außer mir waren noch zwei schwer tätowierte und gepiercte Holländer aus Amsterdam an Bord, mit denen ich mich umgehend solidarisierte. Obwohl beim Ticketkauf von einer „Non-Stop-Fahrt“ die Rede gewesen war (weshalb ich extra nichts getrunken hatte) hielt der Bus alle naselang an einem Heiligtum, damit dieses angebetet werden konnte. Alle Pilger raus aus dem Bus, 20 Minuten beten, und wieder rein. Abends kamen wir ziemlich entnervt in Yangon an, ich checkte ins gleiche Hotel wie die Holländer ein (eine ziemliche Absteige, aber schön billig) und wir beschlossen, zusammen zu Abend zu essen. Und weil man sich ja sonst nichts gönnt, begaben wir uns ins „Strand Hotel“, dem besten Hotel von ganz Myanmar. Ja, ja, ich weiß – eigentlich ist das schon sehr dekadent in so einem armen Land, aber wann bekommt man schonmal die Gelegenheit, in einem Kolonialpalast von 1903, in dem schon Mick Jagger in der 950 Dollar teuren President Suite abgestiegen ist, zu Abend zu essen? Wir also zu dritt in den Speiseraum mit Teakholz Ventilatoren an der Decke, die beiden tätowierten Holländer mit Metallica T-Shirts und Badeschlappen an. Dort dinierten wir wie die Fürsten, während wir von einem Gitarristen sanft mit Richard Clayderman Songs anmusiziert wurden. Und trotzdem war der Spaß noch billiger als ein Abendessen in der „Roten Taube“ in Karlsruhe.

Am nächsten Tag wanderte ich nochmal kreuz und quer durch die Stadt. Beim Rückbestätigen meines Flugs im Bangkok Air Büro prallte ich quasi im Flur mit Klaus zusammen. Wir gingen dann abends noch zusammen einen Cocktail trinken und Abend essen. Ich wagte mich nooch ein letztes Mal in echte burmanische Spezialitäten: Salat aus fermentierten grünen Teeblättern (schmeckt modrig und gallenbitter) und klassische Mohingha (Nudel-Fischsuppe mit diversen Zutaten, die man selbst dazu gibt, z..B. Chillis, Ei, Knoblauch, Fischsauce, Erdnüsse etc.). Diesmal blieb der Magen ruhig.

Am Freitag flogen wir dann zusammen nach Bangkok zurück, Klaus hatte zufällig den selben Rückflug wie ich. Ich quartierte mich in einem für Bangkok relativ teuren Hotel an der Sukhumvit ein, dann gingen wir Pizza essen (ich kann keinen Reis mehr sehen).

Am nächsten Morgen, als ich gerade zum Bahnhof unterwegs war, um mein Zugticket nach Chiang Mai zu kaufen, ergab sich das erste größere Problem auf meiner Reise: Der Geldautomat fraß kommentarlos meine Visa Karte und spuckte sie nicht mehr aus. „Karte wird einbehalten“, und weg war sie. Und das am Samstag Morgen, wenn sowohl hier, als auch in Deutschland alle Banken zu haben. Super. Bevor ich die Karte nicht zurück habe, kann ich ja auch nicht weiter reisen, also musste ich Chiang Mai erstmal verschieben. Ich fand dank Internet und dank Telefon-Notruf raus, dass mir inzwischen eine neue VISA Karte nach Karlsruhe geschickt wurde und die alte ungültig ist. Ich machte einen ziemlichen Aufstand am Telefon, und die DKB Dame versicherte mir, dass die Karte reaktiviert wird. Jetzt muss ich hoffen, dass ich’s morgen irgendwie schaffe, an meine Karte ran zu kommen. Das wird ein Spaß werden.

Nachmittags traf ich mich zum Abschluss nochmal mit Klaus, dessen Rückflug nach München am nächsten Morgen ging. Wir fuhren zur grandiosen Moon Bar ganz oben im 61. Stock im Bayan Tree Bangkok Tower und genehmigten uns einige Drinks unter freiem Himmel. Eine Wahnsinns-Aussicht und ein spektakulärer Sonnenuntergang! Und ein ziemliches Kontrast Programm zu Myanmar.

Ein Drink in der Moon Bar. Man gönnt sich ja sonst (fast) nichts.

Ein Drink in der Moon Bar. Man gönnt sich ja sonst (fast) nichts.

Heute habe ich es eher ruhig angehen lassen. Habe endlich mal wieder ausgeschlafen, bin dann von der Sukhumvit nach Banglampoo umgezogen, weil es da viel billiger ist, habe auf gut Glück mein Zugticket gekauft, in der Hoffnung, das ich morgen abreisen kann – und seither spaziere ich in der Stadt umher, bin Boot gefahren, habe einen Markt besucht, war vegetarisch lecker essen und erfreue mich an der Stadt. Ich liebe Bangkok! Ich kann mich nicht sattsehen. Ich finde sogar das feucht-heiß-stickige Klima super. Und nach Burma genieße ich die Sauberkeit – niemand zieht lautstark seinen Rotz hoch und spuckt einem vor die Füße. Das war so ziemlich das einzige, was mir an Burma wirklich arg auf die Nerven gegangen ist. Das Rülpsen, Rotzen und Spucken, auch gerne im Restaurant. Das war schon extrem abstoßend.

Also denn, wenn alles gut geht bin ich übermorgen in Chiang Mai, wo ich auch Weihnachten feiern werde. Aber trotz der üppigen Weihnachtsdekoration und „Jingle Bells“ wo man geht und steht kommt bei mir überhaupt keine Weihnachtsstimmung auf. Wie auch, bei 32 Grad im Schatten. Aber das macht nichts, ich will mich wirklich nicht beklagen.



Hellseher und Stinkfrüchte

20 11 2009

Zuallererst: Vielen Dank für die vielen Kommentare! Ich freue mich über jede Nachricht wie ein Schneekönig. Leider kann ich nicht jede Nachricht beantworten, weil die Antwort dann immer sonstwo auftaucht nur nicht bei dem entsprechenden Kommentar. Wenn ich von Euch lese geht die Sonne noch mehr auf! Bitte macht weiter so!

Bin inzwischen wieder in Bangkok. Die Reise von Khao Sok hierher war eine ganz feine Sache – meine erste Zugfahrt in einem thailändischen Schlafwagen, und bestimmt nicht meine letzte. Nach einer 2 stündigen Busfahrt nach Surat Thani und 3 Stunden Wartezeit wegen Zugverspätung konnte ich gegen halb 10 meine Schlafkoje im Zug beziehen. Ganz wunderbar sind die! Die Kojen sind längs zur Fahrtrichtung angelegt und jeweils mit einem Vorhang abgetrennt. Man liegt in einem gemütlichen und recht geräumigen Nest, und kann sich in den Schlaf schaukeln lassen. Ich fands total super. Ab 6 Uhr morgens werden die Thais allerdings leider sehr munter und es werden lautstark Frühstück und Getränke angeboten, die von alten Frauen in Körben durch den Zug getragen werden. Man versteht ja nicht, was die rufen, daher schreckte ich immer hoch und riss den Vorhang auf um zu sehen, ob wir schon in Bangkok sind. Der Thai in der Koje unter mir passte mich auch gleich ab und bat mich, die Koje einklappen zu können. Ich wollte ja auch nicht unhöflich sein, also sagte ich ok. Wie bei Transformers wird die obere Koje eingeklappt, die untere in zwei Sitze ausgeklappt. Plötzlich sieht man gar nichts mehr davon, dass das mal ein Schlafwagen war. Faszinierende Technik.

Schlafkojen im Nachtzug nach Bangkok: Gemütlich!

Schlafkojen im Nachtzug nach Bangkok: Gemütlich!

In Bangkok zog ich in mein Hostel etwas abseits der Khaosan Road ein. Dann musste erstmal ein Auf- und Abflanieren der Khaosan sein, das ist der Sammelpunkt aller Rucksacktouris, wo es alles gibt – von geflochtenen Zöpfchen über Tattoos, Massagen, Maßanzüge, Reisebüros, Kneipen, Garküchen und Wahrsager. Letzteres wurde für mich leider zur Touristenfalle. Ich wurde von einem sinister aussehenden indischen „Yogi“ mit Turban und schattigen Augenhöhlen angesprochen, der sich selbst als Wahrsager und Handleser vorstellte. Er würde mir seine Fähigkeiten erst kostenlos unter Beweis stellen, indem er mir den Namen meiner Mutter, meinen Beruf und mein Geburtsdatum sagen würde. Erst wenn er das korrekt aus meiner Hand lesen würde, müsste ich was zahlen. Ich ahnte ja schon, dass das ein Fall für Nepper Schlepper Bauernfänger werden würde, aber die Neugierde war stärker als die Vernunft. Nachdem er mir Ruhm, Reichtum und den perfekten Ehegatten vorhergesagt hatte, fing er mit seinen Taschenspielertricks an. Letztendlich gewann er den Deal, indem er mit geschickten Finger irgendwie einen Zettel in meine Hand schmuggelte, auf denen die gewünschten persönlichen Angaben standen. Er schenkte mir dann noch ein Affensiegel aus Plastik als Glücksbringer und prophezeite mir Zwillinge. Da sind wir ja alle sehr gespannt …

Den Abend verbrachte ich in einer Kneipe mit einem älteren Kanadier, den ich beim Überqueren einer gefährlichen Straße kennen gelernt hatte. Er lebt seit 2 Monaten in Bangkok und hat noch nie was von Angkor oder anderen Sehenswürdigkeiten in der Gegend gehört. Ich zwang ihn dann, den Lonely Planet Reiseführer zu kaufen, was er gefügig tat.

Heute standen Amtsbesuche auf dem Programm. Um 6 morgens raus und los zur Botschaft von Myanmar (Burma), Schlange stehen. Das war ganz interessant, weil ich gleich einige nette Myanmar Reisende kennen lernte und viel Insider Infos abgreifen konnte. Die bestätigten übrigens alle, dass Burma das sicherste Reiseland überhaupt ist, besonders für allein reisende Frauen. Die Botschaftsbeamten waren allerdings ein Fall für sich – genauso wie man sich Beamte einer Diktatur vorstellt: barsch, kurz angebunden und irgendwie furchteinflößend. Ich musste sogar meinen wahren Beruf verschleiern, weil Grafiker, Künstler, Fotografen und ähnliches Gesindel kein Visum kriegt. Ich bin jetzt offiziell Lehrerin beim Software Schulungsunternehmen Goetzinger + Komplizen. Fünf Stunden nach Antragstellung durfte ich meinen Pass mit Visum abholen. Hat alles geklappt. Ich habe ein Vsium für Myanmar!

Die Zwischenzeit habe ich im Siam Paragon verbracht, das ist eines der modernsten Shopping Center von Bangkok. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. In dem Center jede Ebene einem Thema gewidmet: ein kompletter Sealife Aquapark, 13 Kinos, eine Etage voller Tanz- Sprach- und Massagenschulen, dann natürlich jede Menge Nobeldesignermarken, Spas, Schmuck etc. Aber das beste war die Fress-Etage. Ein riesiger Gourmet Food Markt, und drumherum ein Restaurant am anderen, u.a. allein vier verschiedene japanische Restaurants. Ich dachte: Wenn ich Sushi essen will, dann hier. Ich ließ mich also beim Japaner nieder und bestellte neben einer Sushiplatte eine exotisch aussehenede Fischsuppe, die mich ziemlich überforderte: Sie wurde in einer kleinen Teekanne serviert, die zwei Deckel übereinander hatte und obendrauf lag eine Limette. Kein Löffel. Ich saß eine Weile rätselnd vor der Kanne und musste mich schließlich als Anfänger outen indem ich um Essanweisung bat. Man muss die beiden Deckel abnehmen, die Limette in die Suppe geben, dann die Brühe portionsweise in den umgedrehten Deckel gießen und trinken. Die Suppeneinlage wird mit Stäbchen aus der Kanne gefischt. Wieder was gelernt. Die Suppe war übrigens ganz lecker, enthielt aber irgendeine streng schmeckende Fleischzutat die ich am Schluss in Form eines kleinen Gekröses aus der Kanne fischte. Ich wandte mich dann schnell der Sushiplatte zu. Die schmeckte genau gleich wie im Sushi Circle. Dafür musste ich echt nicht um die halbe Welt fliegen…

Als Nachtisch wollte ich dann am Nachbarstand ein Eis essen. Lauter sehr exotische Sorten gab es da. Einer der Eisbehälter war mit einem Platikdeckel abgedeckt und ich stellte fest, dass es sich um Stinkfrucht-Eis handelte. Durian, die Königin der Früchte, die so streng riecht, dass sie nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln transportiert werden darf. Ich muss das Eis wohl so fassungslos angestarrt haben, dass es sich ein freundlicher Thai nicht nehmen ließ, mir eine Kugel davon zu spendieren. Was macht man da? Man kann ja auch nicht ablehnen, also: tapfer rein mit dem Stinkfruchteis. Das ist ein ganz bizarrer Geschmack, irgendwas zwischen faulem Obst und altem Harzer Roller. Aber trotzdem ganz interessant. Ich habe tatsächlich die ganze Kugel geschafft!

Hinten rechts: Der Außenseiter unter den Eissorten muss einen Deckel tragen weil er so stinkt.

Hinten rechts: Der Außenseiter unter den Eissorten muss einen Deckel tragen weil er so stinkt.

Wieder zurück in der Khaosan Road habe ich gleich den Flug nach Myanmar gebucht. Ich fliege nächsten Dienstag mit Bangkok Airways nach Yangon, Rückflug am 18.12. Bin also fast vier Wochen in Burma! Da das Vorwärtskommen dort extrem zeitraubend ist (Ca. 7 Stunden für 150 km) werde ich diese Zeit auch brauchen, wenn ich viel sehen will. Und keine Sorge: So abenteuerlustig bin ich nun auch wieder nicht, dass ich mich an Militärposten vorbei in Sperrgebiete reinschleiche. Wenn man sowas unterlässt, hat man da nichts zu befürchten.

Jetzt lasse ich den Abend bei einem Singha Bier und einem Spicy Papaya Salad ausklingen. Ich sitze gerade in einem schummrigen Winkel in einer Kneipe an der Rambuttri Road. Die nächsten drei Tage bin ich ja noch in Bangkok, da werde ich mich mal in den anderen Vierteln umschauen.

Meine Nachbarschaft

Meine Nachbarschaft



Khao Sok

16 11 2009

Bin jetzt seit 2 Tagen  im Khao Sok Nationalpark und habe schon einiges erlebt.

Vorgestern bin ich von Koh Lanta per Bus angereist und habe in einem wackligen Baumhaus am Fluss eingecheckt. Auf meinem baumhauseigenen Minibalkon wurde ich gleich von einer Affenbande begrüßt, und da schlägt mein Herz ja immer sofort höher. Ich weiß ich weiß, man soll das nicht … aber ich musste meine Kokos-Fruchtbällchen mit den Kerlchen teilen. Ein Fehler. Denn als ich mich in meine Hütte zurückzog, hingen die Viecher an allen drei Schiebefenster und wollten unbedingt rein. Und für die geschickten Affenhände ist es kein großes Problem, so ein Schiebefenster zu öffnen. Ich musste also an allen drei Fenstern gleichzeitig sein und penetrante Affen verjagen, was sie mir sehr übel nahmen und mir das mit hässlichen Drohgrimassen und lautem Geschrei deutlich machten. Irgendwann habe ich zum Glück raus gefunden, wie man die Fenster von innen verriegelt. Ab da waren ich und meine Kokosbällchen sicher.

Abends habe ich eine Night Safari mit Keau, einem alten Dschungeljäger gemacht. Mit von der Partie waren drei Karlsruher Jungs, die sich schon beim Fußmarsch in den Park einige Dosen Singha Bier einverleibten. Außer jeder Menge blitzschneller Blutegel haben wir aber kaum Tiere gesehen. Ein paar Frösche und pennende Vögel. Und eine Zibetkatze, aber von der nur die leuchtenden Augen. Am spektakulärsten war allerdings Keau selbst mit seinem Fantasie-Englisch, seinen selbstgedrehten Palmzigaretten und seinem Tigerzahn um den Hals.

Keau mit seinem Tigerzahn

Keau mit seinem Tigerzahn

Gestern dann das bisherige Highlight meiner Reise: Eine Tagestour in den Nationalpark. Zuerst ne Stunde per Bus in den Park. Dann eine Stunde Longtailboat auf dem Stausee. Der wurde vor ca. 25 Jahren angelegt, indem man ein ganzes Talsystem überflutete. Heute ist das ein unüberschaubares Gewirr aus Seen und Seitenarmen, bis zu 100 Metern tief und 80 km lang. Und total schön anzuschauen!!

Bötchen fahren

Bötchen fahren

Nach einer Badepause im See und einem zünftigen Mittagessen gings los auf eine Dschungelwanderung zu einer Höhle. Ich wusste schon, dass man teilweise durchs Wasser muss, daher lieh ich mir vom Thai-Koch dessen Gummilatschen aus. Das war die beste Entscheidung der Woche. Denn schon nach fünf Minuten ging’s durch einen schlammigenFluss, und zwar schwimmend. Kameras wurden dem Guide abgegeben, der sie auf dem Kopf über den Fluss balanciert hat. Die Wanderung dauerte ne Stunde über Stock und Stein und durch Schlamm und Flüsse – total super!!

Keine Angst vor Blutegeln

Keine Angst vor Blutegeln

Und dann kam die Höhle. In Deutschland werden Gefahren ja gerne übertrieben. In einer von Besuchern frequentierten Höhle werden Geländer und Stege angebracht und alles schön beleuchtet. In Thailand wird dagegen gerne untertrieben. So auch hier. Jeder hatte eine Taschenlampe und los ging’s, zuerst schön weiträumig und mit spektakulär glitzernden Stataktiten, Tausenden schimpfenden und stinkenden von der Decke baumelnden Fledermäusen – und jeder Menge ungelogen handgroßen Höhlenspinnen und anderem Getier, das immer mal wieder im Lichtkegel der Taschenlampe auftauchte.

Höhlenspinne, Spannweite ca. 15 cm

Höhlenspinne, Spannweite ca. 15 cm

Dann musste man durch’s Wasser waten, da wurde man von blinden Höhlenwelsen umschwommen. Das Wasser wurde immer tiefer, die Höhle immer enger – und dann sollten wir die Kameras wieder abgeben in den Schutzbeutel. Ab da: Höhlenklettern durch enge Spalten, teils durch hüfttiefes Wasser, das Wasser wurde zu einem ziemlich tosenden Höhlenfluss und wir mittendrin, kletternd und kraxeln mit wackelnden Taschenlampen. Einmal hat’s mich auch ordentlich hingehauen, habe mir einige dekorative Blessuren zugelegt. Teilweise war die Höhle nichtmal einen Meter breit und schräg und man musste gucken, wie man da durchkommt. An einer Stelle musste man sich wie Spiderman links und rechts in eine Spalte gegen die Wand keilen und so weiter klettern, während unter einem das tosende Wasser in einem Loch verschwand. (Wer da abrutscht macht sich bestimmt ganz schön weh). Dann musste man sich an einem Seil ins reißenbde Wasser lassen und sich weiter hangeln, die Taschenlampe im Mund. Die Höhlentour dauerte anderthalb Stunden und war gut für den Adrenalinhaushalt. Alle haben’s überlebt. Ich würde am liebsten morgen gleich nochmal mitmachen!

Da war's noch ganz gediegen in der Höhle...

Da war's noch ganz gediegen in der Höhle...

Heute habe ich mir erstmal Ruhe verordnet. Mein Knie ist ziemlich aufgebollert, daher ist wohl eher baden im Fluss angesagt. Und meine weitere Reise muss ich ja auch planen, da werde ich mich erstmal in mein Myanmar Buch vertiefen. Ich bleibe noch zwei Nächte hier, dann geht’s wohl zurück nach Bangkok, wo ich mich um mein Myanmar Visum und den Flug nach Yangon kümmern muss. So, und jetzt gibts erstmal einen Carrot Shake.